„Dich
hat der Himmel geschickt!“ – Wir haben heute in Bonn Lange Nacht der Kirchen
und haben dazu 10.000 Postkarten mit diesem Spruch in der ganzen Stadt
verteilt. Die Karten gingen weg wie die sprichwörtlichen „warmen Semmeln“.
„Dich hat der Himmel
geschickt.“ Anscheinend gibt es einen großen Bedarf, Menschen genau das zu sagen.
Ich habe überlegt: Wer gibt so eine Karte weiter und warum? Vielleicht gibt es ja
so viele Verliebte, denen dieser Satz aus dem Herzen spricht.
Oder Eltern, die diese Karte
ihrem Kind schenken. Vielleicht auch, weil die Stimmung gerade schlecht ist. Wegen
der Fünf in Mathe oder weil es Streit gab um`s Aufräumen. Manchmal soll es ja
helfen, wenn man Dinge mal genau anders macht als erwartet. Nicht: Du Looser,
Du Versager, sondern: Dich hat der Himmel geschickt. Und das gilt für dich auch
und gerade jetzt.
Unsere Kirchennacht heute hat
das Motto „Nacht der Engel“. Mehr als 150 Veranstaltungen in 35 Kirchen. Ich
freue mich und wir erwarten viele, die schon lange nicht mehr in einer Kirche
waren.
Wir christliche Kirchen haben
die Engel nicht gepachtet. Es gibt sie in fast allen Religionen. Sie verbinden
Himmel und Erde. Engel sind für mich Menschen, die offen sind für Neues,
Anderes. Die nicht verurteilen oder alles besser wissen, sondern die wirklich Interesse
haben am Anderen. Und die eine gute Nachricht bringen.
In jedem Menschen können wir
einem Engel begegnen. Ich glaube daran. Und ich wünsche mir selbst einen Engel,
wenn es bei mir im Kopf eng wird. Ich gefangen bin in eigenen Ängsten und
Sorgen, um mich, meine Familie, die Gesundheit, die Welt.
„Dich hat der Himmel
geschickt.“ Vielleicht sagt das auch die Oma dem Pfleger, der täglich kommt, um
sie zu waschen und Essen zu bringen. Und der sich, wie so viele in diesem
Beruf, einen Augenblick mehr Zeit nimmt, als die Pflegeversicherung zahlt.
„Dich hat der Himmel
geschickt.“ Vielleicht sagt das die kranke Frau ihrem Nachbarn im Hausflur, der
ihr die Post holt und die Getränkeflaschen nach oben mitbringt.
„Dich hat der Himmel
geschickt.“ Vielleicht ist es manchmal einfacher, diese Botschaft mit einer Postkarte
zu übermitteln als sie auszusprechen. Eigentlich schade. Wir sollten mutiger
werden, uns solche lieben Sätze zu sagen. Andererseits: Egal auf welchen Wegen
– gut, dass wir es überhaupt tun.
Heute ist die „Nacht der
Engel“ bei uns in Bonn. Aber auch überall dort, wo jemand Licht anmacht, wenn ein
anderer im Dunkeln sitzt.
Und es gilt: Jeder kann
ein Engel sein. Und ich darf auch Ihnen sagen: „Auch dich hat der Himmel geschickt!“
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
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