Die Suppenkirche

Kirche in WDR2 | 24.03.2023 | 00:00 Uhr

„Alle

gehören an einen Tisch!“ so das Motto der sog. Suppenkirche, die jeden

Donnerstag im Jahr ein kostenloses Mittagessen anbietet.

„Wir wollen ein sichtbares

Zeichen setzen“, sagen sie und laden Menschen ein, denen es aus

unterschiedlichen Gründen nicht so gut geht: Alte und Junge mit wenig Geld,

Familien und Alleinstehende, einsame und belastete Menschen und solche, die

Hilfe, Wärme und Gemeinschaft suchen. Ohne Ansehen der Herkunft und Religion

und ohne Nachweis der Bedürftigkeit. Menschen aus dem Team haben ein offenes

Ohr und helfen oder vermitteln, wo Hilfe und Unterstützung notwendig sind. Über

40 Ehrenamtliche setzen sich für das ausschließlich durch Spenden finanzierte

Angebot ein.

Ich sitze mit Peter am

Tisch. Es ist 11.30 Uhr. Um 12 h beginnt die Essenausgabe. Wir plaudern etwas,

denn ich kenne Peter noch aus seiner Zeit aus dem Gefängnis, in dem ich

arbeite.

„Ich weiß auch

nicht…“-sagt er. „Der liebe Gott hat mir irgendwie ein sonniges Gemüt mit auf

den Weg gegeben. Dabei hab` ich ja eigentlich immer wieder einen großen Bogen

um ihn gemacht.“ Mehr als sein halbes Leben hat er hinter Gittern verbracht.

Inzwischen ist er fast Rentner.

Als fünftes von sieben Kindern

kam er sofort nach der Geburt in ein Heim. Dann die „klassische Karriere“ – wie

er es nennt.

Stolz ist er nicht darauf,

wohl aber, dass er seit 15 Jahren weg ist von den Drogen, die ihn beinahe

umgebracht haben. „Eigentlich will ich ja, dass mein Papa auch mitkommt, aber

der will noch nicht, obwohl er es nötig hat. Außer mir hat er niemanden mehr“.

Dann erzählt er, wie es zu Hause gewesen ist und von den Gewalterfahrungen, die

sein ganzes Leben durchziehen.

Nach einer längeren Pause

fährt er fort: „Papa – habe ich gesagt- lass uns jetzt gemeinsam nach vorne

blicken. Es bringt uns beiden nichts die alten Sachen aufzuwärmen. Ich liebe

dich, weil du mein Vater bist. Und wenn du mich lieben kannst, nur weil ich

dein Sohn bin, dann soll uns das reichen.“

„Das ist aber mehr als ein

sonniges Gemüt“, sage ich. Jesus hat einmal gesagt: „Wer seine Hand an den

Pflug legt und sieht zurück,

der ist nicht für das Reich Gottes geeignet.“ (Lk.9,62) Er meint damit, dass

Gott uns allen ein neues Leben schenkt, das befreit ist von der belasteten

Vergangenheit. Er meint damit, sich und anderen die Chance zu geben, ein Anderer

zu werden. Sich nicht auf Fehler und Schuld festlegen zu lassen. Weil Gott das

auch nicht tut. Alle gehören an einen Tisch. Gott setzt eben auch sichtbare

Zeichen!

Redaktion: Pastorin Sabine

Steinwender-Schnitzius

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  • 24.3.2023
  • Knut Dahl-Ruddies
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