„Alle
gehören an einen Tisch!“ so das Motto der sog. Suppenkirche, die jeden
Donnerstag im Jahr ein kostenloses Mittagessen anbietet.
„Wir wollen ein sichtbares
Zeichen setzen“, sagen sie und laden Menschen ein, denen es aus
unterschiedlichen Gründen nicht so gut geht: Alte und Junge mit wenig Geld,
Familien und Alleinstehende, einsame und belastete Menschen und solche, die
Hilfe, Wärme und Gemeinschaft suchen. Ohne Ansehen der Herkunft und Religion
und ohne Nachweis der Bedürftigkeit. Menschen aus dem Team haben ein offenes
Ohr und helfen oder vermitteln, wo Hilfe und Unterstützung notwendig sind. Über
40 Ehrenamtliche setzen sich für das ausschließlich durch Spenden finanzierte
Angebot ein.
Ich sitze mit Peter am
Tisch. Es ist 11.30 Uhr. Um 12 h beginnt die Essenausgabe. Wir plaudern etwas,
denn ich kenne Peter noch aus seiner Zeit aus dem Gefängnis, in dem ich
arbeite.
„Ich weiß auch
nicht…“-sagt er. „Der liebe Gott hat mir irgendwie ein sonniges Gemüt mit auf
den Weg gegeben. Dabei hab` ich ja eigentlich immer wieder einen großen Bogen
um ihn gemacht.“ Mehr als sein halbes Leben hat er hinter Gittern verbracht.
Inzwischen ist er fast Rentner.
Als fünftes von sieben Kindern
kam er sofort nach der Geburt in ein Heim. Dann die „klassische Karriere“ – wie
er es nennt.
Stolz ist er nicht darauf,
wohl aber, dass er seit 15 Jahren weg ist von den Drogen, die ihn beinahe
umgebracht haben. „Eigentlich will ich ja, dass mein Papa auch mitkommt, aber
der will noch nicht, obwohl er es nötig hat. Außer mir hat er niemanden mehr“.
Dann erzählt er, wie es zu Hause gewesen ist und von den Gewalterfahrungen, die
sein ganzes Leben durchziehen.
Nach einer längeren Pause
fährt er fort: „Papa – habe ich gesagt- lass uns jetzt gemeinsam nach vorne
blicken. Es bringt uns beiden nichts die alten Sachen aufzuwärmen. Ich liebe
dich, weil du mein Vater bist. Und wenn du mich lieben kannst, nur weil ich
dein Sohn bin, dann soll uns das reichen.“
„Das ist aber mehr als ein
sonniges Gemüt“, sage ich. Jesus hat einmal gesagt: „Wer seine Hand an den
Pflug legt und sieht zurück,
der ist nicht für das Reich Gottes geeignet.“ (Lk.9,62) Er meint damit, dass
Gott uns allen ein neues Leben schenkt, das befreit ist von der belasteten
Vergangenheit. Er meint damit, sich und anderen die Chance zu geben, ein Anderer
zu werden. Sich nicht auf Fehler und Schuld festlegen zu lassen. Weil Gott das
auch nicht tut. Alle gehören an einen Tisch. Gott setzt eben auch sichtbare
Zeichen!
Redaktion: Pastorin Sabine
Steinwender-Schnitzius
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