Family fatal

Das geistliche Wort | 04.06.2023 | 00:00 Uhr

Aus rechtlichen Gründen enthält das Audio nicht die im Manuskript enthaltene Musik.

Sprecher: Eins ist

klar: Seinem Stammbaum entkommt man nicht. Über seine Familie kann man sich

wundern, weinen, freuen, lachen, ärgern, aber vor allem sollten wir über sie

reden!

Doch jetzt naht Hilfe:

Jingle:

„Family

fatal“ – Dein Podcast für den Umgang mit Familie und ihren Folgen.

O-Ton Hugo Siebold: Es gibt ja gewisse Regeln und ja, Verhaltensweisen in

so einer Familie, die man dann für normal empfindet. Und wenn man dann auf

andere trifft oder andere Freunde und sich mit denen unterhält, dann ist ja

vieles vielleicht gar nicht so normal, wie man denkt. Oder man merkt eben,

andere Familien machen das auch anders…

Autorin: … sagt Hugo Siebold. Der 22-Jährige studiert Germanistik

und Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum und ist Host, also Gastgeber, des

Podcastes „Family fatal“ von „Evangelische Kirche in 1LIVE“. Ein Podcast für alle

zwischen 14 und 29.

Denn: Familie haben alle. Und beim Erwachsenwerden ist das Thema:

Will ich so leben, wie ich das in der Familie gelernt habe? Was will ich

anders machen? Welchen Beruf will ich haben, will ich selbst eine Familie

gründen und wenn ja, was für eine? Was Familie ist, das ist so verschieden wie

die Menschen, die sie ausmachen. Aufgewachsen ist Hugo Siebold als Sohn eines

Pfarrers in einer Patchworkfamilie mit insgesamt fünf Kindern. Das hält er dann

erstmal für den Normalfall „Familie“:

O-Ton Hugo Siebold: Ich komme ja aus einer Pfarrfamilie. Und bei uns ist

es so, dass zu Hause immer super viel Trubel war. Also, es haben Leute

geklingelt vom Kindergarten aus der Gemeinde, Obdachlose, also Wohnungslose,

die irgendwie ein bisschen Geld oder so gebraucht haben. Das Telefon hat

wahnsinnig oft geklingelt, dann hat das Bestattungsunternehmen angerufen…. Also,

ich wachs natürlich so auf und dann ist das normal für mich. Ich habe eine

Situation im Kopf, da war ich Fußball gucken bei einem Freund, und mir ist

irgendwann aufgefallen: Hier ist´s ja total ruhig, weil in einem anderen

Familienhaus, da klingelt eben keiner, nur wenn irgendjemand zu Besuch kommt

oder so und dann weiß man ja meistens auch, wer kommt und das normale Telefon

klingelt auch gar nicht so oft.

Autorin: Was

für die einen die Regel ist, ist für andere eine Ausnahme.

Spannend. Da lohnt es sich ins Gespräch zu

kommen, über verschiedene Themen rund um das, was die Familie mir ins Stammbuch

geschrieben hat. Denn auch wenn es heißt: Seinem Stammbaum entkommt man nicht –

ich habe doch die Wahl, wie ich leben will. Manche Glaubenssätze nehme ich gern

mit, andere kann ich über Bord werfen. Auch wenn das leichter gesagt ist, als

getan.

Musikbridge 1: „Hallelujah“ (Instrumental

Piano), Track 5 von Album Hollywood Movie Music

Piano Collection, Interpreten: Movie Music Collection, Komponist: Leonard

Cohen, (C) 2014 Odeon Records Ltd., LC 18200.

O-Ton Hugo Siebold: Wir laden ja viele

unterschiedliche Gäste ein, die alle eine unterschiedliche Familiengeschichte

mitbringen oder irgendwas anderes Interessantes, was ihr Leben ausmacht. Und

was mir persönlich wichtig ist, dass man sein eigenes Familienleben so ein

bisschen reflektiert (…) und so den Horizont ein bisschen erweitert.

Weil viele machen es eben auch anders. Und das ist genauso schön.

Autorin: Die

Gäste für den Podcast sucht Hugo Siebold gemeinsam mit seiner Mutter Maike aus.

Die ist Konzepterin in einer Bochumer

Kommunikationsagentur, Buchautorin und Redakteurin. Mutter und Sohn schreiben schon

lange für „Kirche in 1Live“. Die beiden arbeiten sehr gut zusammen. Hugo hört

selbst sehr gern Podcasts und liebt es, mit Leuten ins Gespräch zu kommen.

O-Ton

Hugo Siebold: Dieses Interesse an Geschichten, das habe ich glaube ich schon

immer, weil eben jeder Mensch anders ist und jeder was zu erzählen hat.

Autorin:

Wie

zum Beispiel Mossab aus Berlin. Er ist 2015 mit einem Cousin aus Syrien

geflohen. Auf extrem gefährlichen Wegen. Den Weg mit dem Schlauchboot von der

Türkei nach Griechenland musste er mehrfach nehmen – immer wieder griff die

türkische Polizei die Geflüchteten auf. Einmal mussten sie in einem völlig

überfüllten Schlauchboot mit kleinen Kindern und Müttern mitten in der Nacht

auf offenem Meer sieben Stunden ausharren, weil der Motor ausgefallen war. Bis

am Ende einer den Motor fit kriegte. Einen Monat hat die Flucht gedauert. Am

Ende treffen sie in Berlin durch Zufall einen Freund.

Der

lebt mit anderen Geflüchteten in einem Zimmer in einem Hostel in Spandau und

nimmt die beiden auf. So entkommen sie der Massenunterkunft.

O-Ton

Podcast Nr. 8 Berlin und Baklava – Hugo und Mossab:

Hugo: Als wir dann in der Wohnung angekommen bist, weil

dann hattest du es ja schlussendlich geschafft, die ganze Reise war ja hinter

dir, was macht man dann als erstes? Schlafen? Mossab: Nee. Hugo:

Schön ausschlafen? Mossab: Duschen. Hugo (erstaunt): Duschen –

auch gut. Mossab: Also, ich hab mich so sehr gefreut, als ich das Bad

betritt und in Ruhe duschen konnte. Das war wirklich das Beste, was mir

passiert in diesem Monat.

Musikbridge

2 = Musikbridge 1 „Hallelujah“

Autorin: Das Glück der warmen

Dusche. Mit dieser Antwort von Mossab aus Syrien hatte Hugo Siebold nicht

gerechnet. Und sie macht ihn nachdenklich.

O-Ton

Hugo Siebold: Ja, zum einen merke ich

dadurch immer, wie privilegiert ich bin. Also, ich muss mich mit ganz anderen,

viel kleineren Problemen rumschlagen. Wo ich mir so denke, ja, ich kann

eigentlich dankbar sein, dass ich nur solche Probleme hab.

Autorin:

… und

gleichzeitig bauen ihn die guten Nachrichten seiner Gäste auf.

O-Ton Hugo Siebold: Es ist

ein schönes Gefühl zu hören, dass solche Geschichten auch positiv ausgehen.

Weil gerade, wenn man die Nachrichten oder so liest, sind es ja oft leider nur

die negativen Dinge, die man da mitbekommt. Und da dann jemanden sich

gegenübersitzen zu haben, der wirklich auch eine sehr, sehr schwierige

Lebensphase hatte, aber diese überwunden hat und jetzt super zufrieden ist, das

freut einen. (…)

Gerade jetzt zum Beispiel

auch bei Mossab. Der hat ganz oft im Podcast gesagt, dass er Glück gehabt hat.

(…) Jeder von außen würde sagen: Der junge Mann hatte definitiv kein Glück.

Aber er wirkte auf mich super, super zufrieden, und man hat ihm wirklich

angesehen, dass er empfindet, dass er Glück hatte.

Podcast

Nr. 8 Berlin und Baklava – Mossab: Ich hatte wirklich, ich hatte immer Glück, wirklich

unglaublich.

Autorin:

Mossab

studiert heute Maschinenbau in Berlin und arbeitet unter anderem als

persönlicher Assistent für Menschen mit Behinderungen. Und er hatte nicht nur

Glück, sondern auch Familie – seinen Cousin, der mit ihm geflüchtet ist, so war

er nicht allein. Und um sich die teure Flucht finanziell leisten zu können,

spielte eine seiner Schwestern eine wichtige Rolle.

Podcast

Nr. 8 Berlin und Baklava – Mossab: Ich habe gearbeitet und hatte Rücklagen. Und

meine Schwester, die älteste Schwester, als sie gewusst hat, dass ich mir

diesen Weg nehmen möchte und keinen anderen Wahl hatte, keine andere Wahl, dann

hat sie ihren Schmuck verkauft und mir das Geld überwiesen.

Autorin:

Und

nicht zu vergessen, der Freund, der Mossab und seinen Cousin aufgenommen hat – in ein Zimmer, in dem schon

mehrere Geflüchtete zusammenlebten. Über die Kraft einer solchen Freundschaft

dichtet vor Jahrtausenden jemand einen Liedtext, der heute in der Bibel steht:

Sprecher: Seht, wie gut es ist und wie wohltuend,

wenn Menschen

beisammen wohnen – als wären sie Bruder und Schwester.

Es ist so

wohltuend wie köstliches Salböl,

…. Es ist so

wohltuend wie der Tau vom Gebirge Hermon,

… Ja, dort

schenkt der Herr seinen Segen:

Er verheißt

Leben bis in alle Zukunft. (BasisBibel Psalm 133)

Musikbridge 3: „Demi Lune“, Track 7 von Plaisirs dámour, René Aubry (Komponist,

Interpret), Arcade, LC 1672, 3040862

Autorin: Zu

Beginn jeder Podcastfolge spricht Hugo mit seinem Bruder Philo über den Inhalt

der Folge. Philo ist sozusagen der Ersthörer und schildert erste Eindrücke. Wie

zum Beispiel hier in der Folge „Eltern mit ihrem Latein am Ende“ mit Shary Reeves

– bekannt aus der Kinder- und Jugend-Fernsehsendung „Wissen macht Ah!“, die sie

bis 2017 mit Ralf Caspers moderierte.

Podcast

Nr. 4 Eltern mit ihrem Latein am Ende – Hugo und Philo Siebold:

Hugo: Was hat Dir denn an unserem Gast dieses Mal besonders gefallen?

Was hat dich beeindruckt?

Philo: Ja, also ich muss sagen, diesmal ist der Titel “Family fatal”

sehr passend, finde ich. Es ist sehr viel Fatales passiert, sehr viel falsch

gelaufen oder – ja, doch – falsch gelaufen, was hätte falsch laufen können,

irgendwie alles so vom Gefühl. Und Shary hat´s irgendwie trotzdem immer gepackt

und das Beste draus gemacht, würde ich behaupten. Und das fand ich ziemlich

beeindruckend.

Hugo: Ja, die ganze Familiengeschichte, da könnte man glaube ich 5,6,7

Bücher draus schreiben. Das geht schon los irgendwie (…) mit einem

beeindruckenden Vater, der viel geschafft hat, aber dann über Pflegefamilie und

also das war wirklich eine wahnsinnig interessante Familien-Story und man muss

wirklich sagen, dass sie das Beste wirklich draus gemacht hat.

Philo: Ja, weil man hat das Gefühl, ist Schicksalsschlag auf

Schicksalsschlag auf Schicksalsschlag. Und man muss dazu jetzt sagen, das ist

jetzt ja aus der Perspektive von Shary. Wenn man sich überlegt, das sind jetzt

noch Geschwister, die alle ihre eigene Geschichte haben und der Vater, die

Mutter, Pflegemutter, Das ist ja alles sehr verzwickt und einfach, wie viel da

los ist.

Hugo: Ja, in verschiedenen Ländern gelebt, in Pflegefamilien, war im

Internat. Also, da war so viel… Was ich auch echt cool finde: Wie vielseitig

aber sie trotzdem am Ende im Berufsleben ist, ne, also (…), als ich das das

erste Mal gelesen habe, war ich davon auch beeindruckt. Das liest sich ja wie

ein Berufslexikon. Also, ob sie jetzt Fußball, Podcast, Lehrerin, Journalistin,

dann “Wissen macht Ah!”, das kennen wir beide ja noch von früher, dass wenn man

zusammen schaut, also sie hat eben nicht nur wahnsinnig viel erlebt, sondern

macht jetzt auch wahnsinnig viel.

Autorin:

Shary

Reeves – Tochter eines kenianischen Philosophieprofessors und Diplomaten und

einer Krankenschwester aus Tansania – ist in vielen Berufen sehr erfolgreich.

Der Blick zurück auf ihr Leben lässt nicht nur Hugo und Philo staunen, wie sie

das mit dem schweren Gepäck ihrer Kindheit geschafft hat.

Wenige

Monate nach ihrer Geburt wird Shary Reeves schon in eine Pflegefamilie gegeben.

Ihr kleiner Bruder kommt direkt aus dem Krankenhaus dazu. Ihre anderen

Geschwister werden in anderen Familien untergebracht. Sie alle erleben ein ständiges

Hin und Her. New York und Köln. Pflegefamilie und Ursprungsfamilie oder später

Mutter und Stiefvater.

Shary

Reeves erinnert sich noch gut, an den Tag ihrer Einschulung. Da lebt sie in der

Pflegefamilie. Sie und ihr Bruder nennen die Pflegemutter Großmutter – eine

Mutter haben sie ja:

Podcast

Nr. 4 Eltern mit ihrem Latein am Ende – Shary Reeves: Und zwar ist es eigentlich sehr traurig gewesen. Ich

hatte ja eben schon erzählt, dass ich am ersten Schultag eingeschult wurde, in

die erste Klasse in der Grundschule um die Ecke. Und dann kam ich nach Hause,

stand mit nem leeren Koffer da. Wir hatten vorher noch ein tolles Bild gemacht,

alle zusammen im Garten mit den Großeltern. Mein kleiner Bruder durfte auch mit

aufs Bild. Und dann kam ich zurück und dann ging das alles relativ schnell.

Autorin:

Shary

Reeves kommt – ohne dass die Mutter die Pflegefamilie vorher informiert hat – auf

ein Internat in der Nähe der Mutter und des Stiefvaters. Dort ist schon eine ältere

Schwester von Shary. In der Woche wohnen die beiden im Internat. Sharys kleiner

Bruder bleibt zunächst in der Pflegefamilie. Wie verkraftet ein kleines

Schulmädchen das alles?

Podcast

Nr. 4 Eltern mit ihrem Latein am Ende – Shary Reeves und Hugo Siebold:

Shary: Ganz wichtig der Fußball. Ich habe im Internat immer gespielt, mit

dieser Nonne, mit anderen Kindern. Und das war ziemlich schnell klar, dass ich

ein recht gutes Talent hatte fürs Fußballspielen. Und meine Schwester war schon

da. Die kam eigentlich ursprünglich aus dem Handball, spielte dann auch in

diesem Verein. Dort in dem Ort, wo wir lebten, spielte sie und hat mich einmal

mitgenommen. Und dann haben die Trainer gesehen, wie gut ich bin und haben sich

überlegt: “Toll, die müssen wir unbedingt unter Vertrag nehmen!”, sind zu uns

nach Hause gekommen und haben dann – ich sage das immer gerne – auf meine

ostafrikanische Mutter zweieinhalb Stunden eingeredet, die irgendwann aufstand,

sagte: “Nein, tut mir leid, meine Tochter spielt keinen Fußball. Den Weg hätten

sie sich sparen können. Weil da, wo ich herkomme, machen Mädchen so was nicht.”

So, und dann musste ich mir natürlich was überlegen, weil mich hat der Fußball

wirklich gerettet. Ich weiß, dass das viele sagen, aber ich sage das auch gerne

immer wieder: Mich hat dieser Fußball gerettet, weil du bist mit einer, mit

einer – auch wenn man das also… Normal ist, dass wenn du das auf hohem Niveau

machst, ist das eine Zweckgemeinschaft. Das war aber eine sehr

freundschaftliche, sehr innige Gemeinschaft, die wir hatten, weil. 98%

der Mädels, die dort gespielt haben, kamen aus einem sozial schwachen Umfeld

und waren alle sehr talentiert. Also bin ich dort hin. Es hat nicht

funktioniert. Ich habe die Unterschrift meiner Mutter gefälscht. Ich habe

meinen Spieler. Pass bekommen, der übrigens bis heute nie original von meiner

Mutter unterschrieben wurde. Hugo: Ist ja genial. Shary:

Jedenfalls bin ich dann immer heimlich dorthin, habe meine Trainings-Sachen im

Keller versteckt und dann nachher unter die Wäsche gemischt, ohne dass meine

Mutter das mitbekommen hatte.

Mein größter Fan war meine Schwester, die

war dann auch immer da und hat mich dann angefeuert von draußen. Und ich war

auch da relativ schnell auch immer eingeschüchtert, weil ich hatte Talent. Aber

Talent kannst du am besten immer dann auch nützlich einsetzen, wenn du Menschen

von draußen hast, die dich unterstützen dabei und die dir gut zurufen und die

dich anfeuern. Und so weiter und so weiter. Muss man bei mir natürlich auch

noch bedenken: Die Hautfarbe hat eine Rolle gespielt. Die rassistischen

Bemerkungen auf dem Fußballplatz. Und dennoch hatte ich innerhalb der

Mannschaft nicht nur Mitspielerinnen – ich hatte echte Freundinnen, echte

Freundinnen und das hat mich gerettet, hat mir sehr geholfen.

Autorin:

Shary

Reeves sehr gute Noten der Grundschulzeit fallen auf der weiterführenden Schule

ab. Sie hat Glück – sie hat eine Lehrerin als Mentorin, die sie durchs Abi schleppt.

Eine Art Ersatzmutter, sagt Shary.

Podcast

Nr. 4 Eltern mit ihrem Latein am Ende – Shary Reeves: Weißt du, ich habe mir

in meinem Leben viele Mütter gesucht, sehr viele Mütter. Und es gab sehr viele.

Ich hatte ganz viele Mütter. Ich hatte (eine) amerikanische Mama, die

verstorben ist an Krebs mittlerweile. Ich habe diese Mum, die meine Lehrerin

war. Ich habe eine, eine deutsche Mutter, noch eine andere deutsche Mama, die

mir in der Jugend auch, ich sag mal nebenbei beigebracht hat, dass man nicht

mit einer Dose Cola in ein Office reinlatscht. Die hat mir meinen ersten Blazer

gekauft, wenn du verstehst, was ich meine. So, und so war ich immer auf der

Suche nach…. eigentlich nach sehr viel Liebe, was ja auch normal ist, weil man

Verlassensängste hat. Wenn du weggegeben wirst, hat du Verlassensängste. Du

hast immer Angst, dass dich jemand zurücklässt. Das habe ich auch heute noch.

Autorin:

Diese

Mütter sind die lebendigen Säulen in Shary Reeves Leben.

Wie

definiert die heute Mitte Fünfzigjährige das Wort Familie?

Podcast

Nr. 4 Eltern mit ihrem Latein am Ende – Shary Reeves: Familie bedeutet natürlich in allererster Linie, dass du Menschen um dich

herum hast, die dir in gewisser Weise auch immer Rückhalt bieten. Die für dich

da sind, die respektvoll mit dir umgehen. Die in entscheidenden Momenten

einfach auch als Gesprächspartner immer auch ein offenes Ohr für dich haben, die

dich in den Arm nehmen, wenn du das eben dann auch mal brauchst. Und all das,

was ich gerade aufgezählt habe und noch mehr, das können auch andere Menschen

außerhalb deiner Familie.

Autorin:

Shary

Reeves hatte das Glück, in der Pflegefamilie verlässliche Eltern zu finden.

Podcast

Nr. 4 Eltern mit ihrem Latein am Ende – Shary Reeves: Ich hatte zwei Menschen, bei denen ich großwerden

durfte, die mich abgöttisch geliebt haben. Es hätte mich schlimmer erwischen

können, wie meine beiden Geschwister, bei denen war es anders. Meine Schwester

wurde immer in den Keller gesperrt. Die hatten immer ihre Fenster zu, dicht. Es

war immer verdunkelt alles da drin. Dann ist die mit dem Sohn von der

Pflegemutter sehr häufig auf die Baustelle gefahren. Der war Bauarbeiter und

meine Schwester -der hat die geliebt, der hat alles… – war wie eine kleine

Schwester für den. Und dann ist der eines Tages zur Baustelle gefahren, hat sie

Gott sei Dank nicht mitgenommen, ist da tödlich verunglückt und von dem Tag an

ging es noch mehr bergab. Also, deswegen muss ich sagen, ich bin in einer

Familie gelandet, die traumhaft toll war.

Musikbridge

4 = Musikbridge 3 „Demi lune“

Autorin:

Familie,

das können auch andere als Eltern und Geschwister sein, sagt schon Jesus:

Sprecher: „Wer den

Willen meines Vaters im Himmel tut, der ist mir Bruder und Schwester und

Mutter.“ (Die

Bibel, Luther 2017, Matthäus 12,50)

Autorin: Den Willen

Gottes leben – das bedeutet.

Sprecher:

„Liebe

deinen Mitmenschen wie dich selbst.“ (BasisBibel, Matthäus 19,19)

O-Ton

Hugo Siebold: Man beeinflusst ja

gar nicht, in welche Familie man geboren wird. Und manchmal passt es eben und

manchmal nicht. Deswegen sind Freunde zum Beispiel auch super wichtig. (…) Und

es gibt eben auch Situationen, da entfremdet man sich von seiner Familie oder

kapselt sich bewusst ab, weil es sonst einem nicht gut geht. Und das ist zwar

schade, aber auch das kann eben positiv sein für die eigene Entwicklung. Deswegen

Freunde und Umfeld können eben auch Familie sein.

Musikbridge

5 = Musikbridge 1 „Hallelujah“

Autorin:

Mein

Leben gestalten – trotz manchmal widrigster Umstände. Mit Familie und Freunden

an der Seite. Und mit Gott.

O-Ton

Hugo Siebold: Wenn man einen

starken Glauben hat (…), dann würde ich schon behaupten, dass einem das eine

große Sicherheit gibt, weil man hat ja etwas, an dem man sich festhalten kann

und man hat Zuversicht und eine Person, zu der man sprechen kann. Und ich finde

schon, dass das sehr, sehr hilft, weil dieses Vertrauen, was man dann hat, das

merke ich zum Beispiel auch sehr stark bei meiner Mutter – die geht immer mit

dem Gefühl rein, alles wird gut. Und das hat auch mit ihrem Glauben zu tun.

Deswegen, der kann da definitiv helfen.

Autorin: sagt Hugo

Siebold. Und seine Mutter Maike Siebold ahnt, warum er das sagt.

O-Ton Maike Siebold: Ich

habe unglaubliches Gottes-Vertrauen. Und wenn es schwierig war – und

Krankheiten oder auch ein Kind war mal lebensgefährlich krank – ich hatte das

Vertrauen, dass ich das hinbekomme und dass die Kinder das hinbekommen, auch

wenn es schwierig ist. Und das spüren die bestimmt. Das habe ich nicht auf der

Tonspur vermittelt. Das ist eine Lebenshaltung und auch meine Erfahrung.

Autorin:

Der

Glaube transportiert sich im Podcast ähnlich, über die eigene Haltung.

O-Ton

Maike Siebold: Nicht mit der

Keule, sondern eher wie die Rose duften. Das, was Gandhi gesagt hat: Nicht die

Leute missionieren, wenn sie noch nicht mal die Frage gestellt haben, bevor sie

sie gefragt haben, mit Ratschlägen in diese Richtung zu kommen, sondern eher

über die Haltung selbst neugierig zu machen.

(…) Die Liebe zu dem

anderen und die Neugier auf das, was der denkt und fühlt. Das hat, glaube ich,

schon mit einer christlichen Grundhaltung zu tun. Wir sind nicht alleine hier,

und wir sind alle Geschöpfe eines gleichen Meisters, Meisterin. Und das gibt

ein Gemeinschaftsgefühl und auch die Aufmerksamkeit dann für den anderen ist

viel größer.

Autorin:

Haltung

zeigen. Vorleben. Das tun die Gäste und das tut der Host bei „family fatal“.

Vom

Leben der anderen fürs eigene Leben lernen. Drüber nachdenken, was und wer ist

Familie für mich.

Ich

selbst finde den Gedanken schön, dass ich ein Kind Gottes bin. Da ist immer

noch eine Möglichkeit mehr… ich bin nicht festgelegt auf meinen Stammbaum.

Ich

wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag

Petra

Schulze, Rundfunkpfarrerin in Düsseldorf.

Musik

6: „Happy“, Track 5 von Album HOPE, Interpret/Komponist: NF (Nathan John

Feuerstein), Produktion und Copyright 2023 NF Real Music, LLC, Katalognummer: 00602508054242.

Sprecher

Zitate: Daniel Schneider

Weitere

Informationen:

https://family-fatal.de/

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/61219_GW230604SchulzeohneMusik.mp3

  • 4.6.2023
  • Petra Schulze
  • (Kirche im WDR)
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