Guten
Morgen,
Kennen Sie
das, wenn man etwas verzweifelt sucht und nicht findet?
Es gibt
Vieles, wonach man suchen kann.
Einen
Schlüssel.
Eine
Telefonnummer.
Ein
weggelaufenes Haustier.
Den Lieblingsschnuller
des Kindes.
Einen
Partner.
Ein
Zuhause.
Geborgenheit.
Glück.
Gesundheit.
Eine
Arbeit.
Nach einer
Lösung.
Nach den richtigen Worten.
Nach
Frieden.
Nicht immer werde ich fündig.
Und alles kann ich vielleicht auch gar nicht
finden.
Manches scheint verloren.
Und manches taucht aus heiterem Himmel wieder
auf. Oft genug an Orten, wo ich gar nicht gesucht hatte.
Das sind ganz häufig die besten Geschichten.
Und wenn ich dann etwas gefunden habe, wonach
ich lange gesucht habe, dann ist das unheimlich erleichternd, ja manchmal
erlösend.
So geht´s mir auch mit meiner Suche nach Gott.
Er begegnet mir oft da, wo ich ihn nicht
erwartet habe. Wo ich nicht nach ihm gesucht habe.
An der gefährlichen Kurve auf meinem Weg zur
Arbeit. Wo ein Holzkreuz an der Landstraße steht, mit einem Vornamen drauf und
einer Jahreszahl. Wo jede Woche frische Blumen hingelegt werden.
Beim Bäcker, wenn die Verkäuferin trotz
langer, langer Warteschlange mit aller Geduld und Liebe die ältere Frau fragt,
wie es denn heute so geht.
Auf meiner Mailbox, wo meine gute Freundin nun
schon zum wiederholten Mal drauf gesprochen hat, dass sie einfach nur ´nen Gruß
dalassen will. Und mir Mut macht, dass wir es bestimmt bald schaffen, uns zu
sehen.
Manchmal finde ich Gott auch erst im
Nachhinein.
Da wird mir erst eine ganze Weile später klar:
Er war da. Er hat mich nicht alleingelassen. Er hat mir einen Menschen an die
Seite gestellt, der mich getröstet hat. Oder hat mir einen Gedanken gegeben,
auf den ich lange nicht kam. Er hat mir Frieden ins Herz gelegt, wo lange kein
Platz dafür war.
Manchmal, da suche ich Gott bis heute.
In mancher Nachrichten-Eilmeldung, die auf dem
Handy aufleuchtet, such ich ihn.
In mancher Lebensgeschichte, die mir als
Seelsorgerin erzählt wird, suche ich nach ihm. Und find ihn nicht.
In der Bibel ist vom Suchen und Finden die
Rede.
An einer Stelle heißt es: Jesus selbst ist
gekommen, um zu suchen und zu finden. Er geht verlorenen Seelen nach. Er rettet
Menschen und Tiere.
Dieser Gedanke tröstet mich ungemein.
Dass Gott sich anrühren lässt von meiner Suche, und
ich ihm nicht egal bin. Dass niemand ihm egal ist.
Dass bei aller Verzweiflung, die in mir in mancher
Suche aufsteigt, und bei allem Unverständnis, das in mir wächst, wenn ich nicht
finde,
und bei jeder Träne, die ich weine ums Verloren
geglaubte
dass bei alledem einer da ist und mit sucht.
Und am Ende auch das festhält, was ich verloren habe.
Denn es gibt vieles, was noch gefunden werden will in
dieser Welt.
Besonders da, wo ich schon verzweifelt die
Suche aufgegeben habe:
Wo mich das Suchen den letzten Nerv gekostet
hat und so manche schlaflose Nacht
Wo mich das Suchen traurig und bitter werden
lässt –
Wo ich mich selbst verloren habe.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie in Ihrem Suchen
und Finden nicht allein sind.
Ihre Pfarrerin Anne Wellmann aus
Tönisvorst.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
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