Wer mich näher kennenlernt,
staunt nicht schlecht:
Mein Auto ist das dreckigste
der Stadt und bei mir Zuhause ist es megaordentlich.
Ich bin Notfallseelsorgerin
und habe ein Talent für Situationskomik.
Ich bin ein Workaholic und
kann sehr gut gar nichts machen.
Ich finde: Ich bin kein
wandelnder Widerspruch in sich, sondern einfach ich.
Gegenteile ziehen sich an. Die
Spannung dazwischen ist beinahe zerreißend, mal einfach überraschend, oft lebendig,
meistens kraftvoll.
Ich bin mit sehr unterschiedlichen
Menschen befreundet. Und auch in mir habe ich Charakterzüge, die man als
gegenteilig bezeichnen kann.
Heute ist mein Tag!
Denn heute ist der „Tag des
Gegenteils“.
Ja, das wusste ich bisher
auch noch nicht, aber ich feiere das.
Gegenteile sind super.
Ich wage, zu sagen: Nur wer
gegenüber Gegenteilen offen ist, ist frei.
Oder: Nur wer auch schon mal
das Gegenteil ausprobiert hat, weiß, was er oder sie wirklich tut.
Einfach immer nur lange Haare
haben, kann ja jede – auch mal kurze oder sogar Glatze wäre die Erfahrung, die
lange Haare zu wirklich langen Haaren macht.
Einfach alles haben, was man
zum Leben braucht wird zur Gewohnheit, wenn man nicht auch mal versucht, mit
dem Grundeinkommen auszukommen.
Was wirklich glücklich macht,
weiß man erst, wenn man mal richtig traurig war.
Dieser Aktionstag will nicht
nur, dass wir das so Abnicken: Dieser Tag will uns motivieren, mal das
Gegenteil von dem zu tun, was wir sonst so machen.
Dieser Tag macht Mut, mal was
zu wagen. Vielleicht sogar mal falsch liegen, anstatt einfach immer nur
richtig. Mal länger zu brauchen, weil man was Neues ausprobiert hat.
Sich da aus der sicheren
Zone, der Alltagsroutine rauszupuschen, das kann den Horizont erweitern. Vielleicht
gibt es ja manchmal gar kein nur gut oder nur schlecht, kein hochjubelnd himmlisch
oder wirklich unter- irdisch, kein rein göttlich oder rein menschlich sondern
nur ein UND.
Vielleicht liegt zwischen den
Gegenteilen der einzige Raum, in dem die Wahrheit hin und her tanzt. Was, wenn
Gegenteile das sind, was unsere Identität ausmacht und auch die von Gott?
Gott ist allwissend – und zeigt
sich gerne lernwillig.
Gott ist allmächtig – und will
es gar nicht beweisen.
Gott ist gut – und hat keine
Angst vor der Freiheit, die sich auch für das Böse entscheiden kann.
Ich will heute mal diesen Tag
feiern. Das heißt, ich will mal neue Gegenteile ausprobieren. Ich habe noch
keine Ahnung, wie ich das machen soll –und ich weiß es ganz genau.
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
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