Tag des Gegenteils

Kirche in WDR2 | 25.01.2023 | 00:00 Uhr

Wer mich näher kennenlernt,

staunt nicht schlecht:

Mein Auto ist das dreckigste

der Stadt und bei mir Zuhause ist es megaordentlich.

Ich bin Notfallseelsorgerin

und habe ein Talent für Situationskomik.

Ich bin ein Workaholic und

kann sehr gut gar nichts machen.

Ich finde: Ich bin kein

wandelnder Widerspruch in sich, sondern einfach ich.

Gegenteile ziehen sich an. Die

Spannung dazwischen ist beinahe zerreißend, mal einfach überraschend, oft lebendig,

meistens kraftvoll.

Ich bin mit sehr unterschiedlichen

Menschen befreundet. Und auch in mir habe ich Charakterzüge, die man als

gegenteilig bezeichnen kann.

Heute ist mein Tag!

Denn heute ist der „Tag des

Gegenteils“.

Ja, das wusste ich bisher

auch noch nicht, aber ich feiere das.

Gegenteile sind super.

Ich wage, zu sagen: Nur wer

gegenüber Gegenteilen offen ist, ist frei.

Oder: Nur wer auch schon mal

das Gegenteil ausprobiert hat, weiß, was er oder sie wirklich tut.

Einfach immer nur lange Haare

haben, kann ja jede – auch mal kurze oder sogar Glatze wäre die Erfahrung, die

lange Haare zu wirklich langen Haaren macht.

Einfach alles haben, was man

zum Leben braucht wird zur Gewohnheit, wenn man nicht auch mal versucht, mit

dem Grundeinkommen auszukommen.

Was wirklich glücklich macht,

weiß man erst, wenn man mal richtig traurig war.

Dieser Aktionstag will nicht

nur, dass wir das so Abnicken: Dieser Tag will uns motivieren, mal das

Gegenteil von dem zu tun, was wir sonst so machen.

Dieser Tag macht Mut, mal was

zu wagen. Vielleicht sogar mal falsch liegen, anstatt einfach immer nur

richtig. Mal länger zu brauchen, weil man was Neues ausprobiert hat.

Sich da aus der sicheren

Zone, der Alltagsroutine rauszupuschen, das kann den Horizont erweitern. Vielleicht

gibt es ja manchmal gar kein nur gut oder nur schlecht, kein hochjubelnd himmlisch

oder wirklich unter- irdisch, kein rein göttlich oder rein menschlich sondern

nur ein UND.

Vielleicht liegt zwischen den

Gegenteilen der einzige Raum, in dem die Wahrheit hin und her tanzt. Was, wenn

Gegenteile das sind, was unsere Identität ausmacht und auch die von Gott?

Gott ist allwissend – und zeigt

sich gerne lernwillig.

Gott ist allmächtig – und will

es gar nicht beweisen.

Gott ist gut – und hat keine

Angst vor der Freiheit, die sich auch für das Böse entscheiden kann.

Ich will heute mal diesen Tag

feiern. Das heißt, ich will mal neue Gegenteile ausprobieren. Ich habe noch

keine Ahnung, wie ich das machen soll –und ich weiß es ganz genau.

Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/60177_WDR220230125Berger.mp3

  • 25.1.2023
  • Katrin Berger
  • © CCO Pixabay
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