O-Ton Theresia Gütt:
„Als Kind war das
richtig schlimm für mich in der Grundschule. Weil ganz viele Kinder dann gesagt
haben, dass ich nicht so viel wert bin wie andere Kinder und das Schlimmste,
was mir passiert ist, ist, dass in einer Pause Kinder mich in den Toilettenraum
mitgenommen haben und dann mit Bürsten versucht haben, mich wieder sauber zu
machen, weiß zu machen.
Autorin: Theresia Gütt ist Grundschullehrerin im
Grundschulverbund Odenthal-Neschen. Mit der Klasse 2a spricht sie im
Religionsunterricht über das wichtige Thema Rassismus. Dabei erzählt sie auch
von ihren eigenen Erfahrungen, als sie selbst ein Grundschulkind war.
O-Ton Theresia Gütt: Das hat mich total verletzt. Und
auch richtig, richtig traurig gemacht, weil ich konnte ja oder kann ja nichts
dafür, dass ich diese Hautfarbe habe. Das liegt ja daran, dass meine Mama aus
einem anderen Land kommt, nämlich aus Indien und mein Papa aus Deutschland und
ich bin jetzt ein wunderschöner Mix aus beiden Hautfarben, …“
Autorin: Damals als Kind in der Grundschule hat Theresia Gütt die anderen Kinder
gefragt, was sie gegen sie haben, warum sie gemein zu ihr sind. Die Kinder
wussten es selbst nicht so genau. Es kam ihnen irgendwie richtig vor. Heute findet
Theresia Gütt ihre Hautfarbe schön. Und macht den Kindern, die sie unterrichtet,
Mut, sich selbst schön zu finden und auch sich zu wehren. Aber bis sie das
konnte, das hat lange gedauert. Denn auch, wenn die roten Striemen auf der Haut
bald verblasst sind, in der Seele tun solche Verletzungen sehr viel länger weh
– manchmal für immer.
Mattia aus der 2a
sagt: Du musst nachdenken, bevor du was anstellst, vor allem sowas Gemeines und
du musst dich immer fragen:
O-Ton Mattia: „Möchtest du es selber für dich haben, dass einer selber zu dir geht und
dich mit Bürsten überschrubbt und dir ganz doll wehtut? Möchtest du das selber
für dich haben?“
Autorin: Und er findet, auf die Frage gibt’s dann eigentlich nur eine Antwort:
O-Ton Mattia: „Man sagt, ich mach das jetzt nicht mehr, weil ich das auch nicht für
mich haben möchte.“
Autorin: Was Mattia da sagt, ist ganz nah dran an dem, was
Jesus seinen Freundinnen und Freunden eingeschärft hat: ‚Liebe deinen Nächsten
wie dich selbst.‘ Oder umgangssprachlicher: ‚Was du nicht willst, das man dir
tu, das füg auch keinem andern zu.‘ Eigentlich ganz einfach.
Theresia Gütt zeigt ihren
Schülerinnen und Schülern: Vergiss es nie: Du bist wunderbar gemacht und
geliebt von Gott – so wie du bist. Ganz gleich was du glaubst, wie du aussiehst
oder wo du herkommst.
Dass Sie sich wunderbar
gemacht und geliebt von Gott fühlen – wünscht Ihnen Ihre Pfarrerin
Julia-Rebecca Riedel aus Odenthal.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
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