GOTT hören

Sonntagskirche | 22.05.2022 | 00:00 Uhr

Guten

Morgen!

Unsere

beiden Töchter lieben Videospiele und Youtubekids – und wie in so ziemlich

jeder Familie, die ich kenne, können wir uns wunderbar laut darüber streiten,

was wann wie lange benutzt werden darf. Ich denke: Das ist ganz schön normal!

Und:

Unsere beiden Töchter und wir lieben die Natur. Und dann am liebsten den Wald.

Und dann noch einmal am allerliebsten, wenn wir alleine im Wald sind und alles

ganz, ganz leise wird. Bei all dem vielen Lärm, der Erwachsene und Kinder so

oft umgibt, ist die Stille ein kostbares Geschenk.

Es

ist zwar selten, dass wir das genießen können, aber wenn: Dann ist das was ganz

Besonderes.

So

gehen wir also durch den Wald – und hören der Stille zu.

Und

die hat es in sich. Was man da nicht alles hören kann:

Vögel

– ganz unterschiedliche.

Hast

Du den gehört? Was war das?

Und

den Wind kann man hören…

Und

Käfer – Bienen – allerlei, was summt und brummt.

Manchmal

knackt es im Wald – oder ein Eichhörnchen huscht durch die hohen Zweige.

Wenn

man ganz leise ist, dann hört man genau, wie der Wald lebt.

Und

es geht sogar noch leiser.

Die

Mädchen haben ein Baumstethoskop. Das sieht ziemlich genau so aus, wie ein

Spielzeug aus dem Ärztekoffer – aber es funktioniert wirklich. Man kann es an

einen Baum legen – und hört, wie die Wasser in seinen Adern rauschen. Der Baum

lebt. Und ein bisschen hört man es auch manchmal knarzen – vielleicht lebt da

noch ein kleiner Käfer unter der Rinde.

Und

schwuppdiwupp liegt eins der beiden Mädchen auf dem Boden – was kann man noch

alles hören? Kann man hören, wie eine Schnecke kleine Steine wegschiebt auf

ihrem Weg? Kann man hören, wie ein Schmetterling auf den vielen lilafarbenen

und blauen Disteln landet? Kann man hören, wie die kleinen Gräser wachsen oder

das Wiesenschaumkraut?

Wenn

man ganz leise ist…

oder

noch leiser…

pscht….

Das

ist ein so wunderbares Spiel: Hören, was man gar nicht hören kann.

Oder

eigentlich: Das hören, wovon andere behaupten, dass man es nicht hören kann.

Dabei

geht es eigentlich nur darum, ganz leise zu sein – und aufmerksam.

In

der Bibel erzählt der Prophet Jesaja:

Gott

verspricht: „Ich verkünde euch Neues – noch ehe es wächst, lasse ich es Euch

erlauschen.“ (Jesaja 42,9 Übertragung von Nelly Sachs, Gedicht „lange haben wir

das Lauschen verlernt" aus: Nelly Sachs, Gedichte, Frankfurt am Main 1977,

S. 17)

GOTTES

Stimme … ist auch so eine kostbare und wunderbare Sache, auf die man ganz

genau hören muss. GOTTES Stimme ist nicht laut – brüllt nicht in unseren Alltag

hinein, schreit nicht rum und schreit nicht an. Sie kommt anders…

… leise und zugleich so mächtig

so

unhörbar im Lärm des Alltags und doch allerfüllend

so

fest in mir und zugleich so weltumspannend.

Die

Stimme GOTTES,

die

ich höre

gegen

alles Laute

und

alles Harte

in

der Welt

sagt

immer noch

und

immer wieder

und

ohne Ende

was

wertvoll ist

und

bleibt

und

sein wird:

GOTTES

Gegenwart – mitten unter uns.

Inspiriert

von: Christof Jäger, Predigtstudien2021/22, Freiburg 2021, S. 102.

Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/58124_SK20220522Viehweg.mp3

  • 22.5.2022
  • Heidrun Viehweg
  • © CCO Pixabay
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