Guten
Morgen!
Unsere
beiden Töchter lieben Videospiele und Youtubekids – und wie in so ziemlich
jeder Familie, die ich kenne, können wir uns wunderbar laut darüber streiten,
was wann wie lange benutzt werden darf. Ich denke: Das ist ganz schön normal!
Und:
Unsere beiden Töchter und wir lieben die Natur. Und dann am liebsten den Wald.
Und dann noch einmal am allerliebsten, wenn wir alleine im Wald sind und alles
ganz, ganz leise wird. Bei all dem vielen Lärm, der Erwachsene und Kinder so
oft umgibt, ist die Stille ein kostbares Geschenk.
Es
ist zwar selten, dass wir das genießen können, aber wenn: Dann ist das was ganz
Besonderes.
So
gehen wir also durch den Wald – und hören der Stille zu.
Und
die hat es in sich. Was man da nicht alles hören kann:
Vögel
– ganz unterschiedliche.
Hast
Du den gehört? Was war das?
Und
den Wind kann man hören…
Und
Käfer – Bienen – allerlei, was summt und brummt.
Manchmal
knackt es im Wald – oder ein Eichhörnchen huscht durch die hohen Zweige.
Wenn
man ganz leise ist, dann hört man genau, wie der Wald lebt.
Und
es geht sogar noch leiser.
Die
Mädchen haben ein Baumstethoskop. Das sieht ziemlich genau so aus, wie ein
Spielzeug aus dem Ärztekoffer – aber es funktioniert wirklich. Man kann es an
einen Baum legen – und hört, wie die Wasser in seinen Adern rauschen. Der Baum
lebt. Und ein bisschen hört man es auch manchmal knarzen – vielleicht lebt da
noch ein kleiner Käfer unter der Rinde.
Und
schwuppdiwupp liegt eins der beiden Mädchen auf dem Boden – was kann man noch
alles hören? Kann man hören, wie eine Schnecke kleine Steine wegschiebt auf
ihrem Weg? Kann man hören, wie ein Schmetterling auf den vielen lilafarbenen
und blauen Disteln landet? Kann man hören, wie die kleinen Gräser wachsen oder
das Wiesenschaumkraut?
Wenn
man ganz leise ist…
oder
noch leiser…
pscht….
Das
ist ein so wunderbares Spiel: Hören, was man gar nicht hören kann.
Oder
eigentlich: Das hören, wovon andere behaupten, dass man es nicht hören kann.
Dabei
geht es eigentlich nur darum, ganz leise zu sein – und aufmerksam.
In
der Bibel erzählt der Prophet Jesaja:
Gott
verspricht: „Ich verkünde euch Neues – noch ehe es wächst, lasse ich es Euch
erlauschen.“ (Jesaja 42,9 Übertragung von Nelly Sachs, Gedicht „lange haben wir
das Lauschen verlernt" aus: Nelly Sachs, Gedichte, Frankfurt am Main 1977,
S. 17)
GOTTES
Stimme … ist auch so eine kostbare und wunderbare Sache, auf die man ganz
genau hören muss. GOTTES Stimme ist nicht laut – brüllt nicht in unseren Alltag
hinein, schreit nicht rum und schreit nicht an. Sie kommt anders…
… leise und zugleich so mächtig
so
unhörbar im Lärm des Alltags und doch allerfüllend
so
fest in mir und zugleich so weltumspannend.
Die
Stimme GOTTES,
die
ich höre
gegen
alles Laute
und
alles Harte
in
der Welt
sagt
immer noch
und
immer wieder
und
ohne Ende
was
wertvoll ist
und
bleibt
und
sein wird:
GOTTES
Gegenwart – mitten unter uns.
Inspiriert
von: Christof Jäger, Predigtstudien2021/22, Freiburg 2021, S. 102.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
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