Oft sind es mehr die Bilder als die Zahlen, die sich ins
Herz einbrennen. Da sitzt ein Vater in seiner orangenen Jacke,
zusammengekauert in den Trümmern. Den linken Arm hat er ausgestreckt, er hält eine blasse Hand fest.
Mehr als die Hand ist nicht zu sehen. Alles andere ist unter den Trümmern
begraben. Es ist die Hand seiner Tochter Irmak. Sie ist 15 Jahre alt geworden.
Das Bild ging um die Welt. Sie wissen, wovon ich spreche, das
Erdbeben in der Türkei und Syrien? Überall Zerstörung, zehntausende sind tot und
noch viel mehr Menschen sind obdachlos geworden. Kann man da noch Hoffnung
finden?
Was mich berührt hat, ist die riesige Hilfsbereitschaft in der Zivilgesellschaft.
Und über politische Barrieren hinweg. Griechenland ist eines der ersten Länder
gewesen, das Hilfe geschickt hat. Mich hat das sehr gewundert. Hatte der türkische
Präsident
Erdogan Griechenland doch die Souveränität über einige Inseln in der Ägäis abgesprochen.
Zum Beispiel über Rhodos, Kos und Lesbos. Immer wieder mit einer Invasion
gedroht.
Es
sind schließlich Rettungskräfte aus unzähligen Ländern der ganzen Welt gekommen.
Israelische Militärflugzeuge stehen neben Maschinen aus den erzverfeindeten
Staaten Iran und Katar. Auch die Ukraine ist dabei, die eigentlich andere
Sorgen hat. Hier bei uns haben unzählige Menschen für die Betroffenen gesammelt
und Hilfe organisiert.
Das hält vielleicht nicht alles lange vor. Aber es zeigt doch
eines: Wir Menschen können das, wenn wir wollen. Und ich hoffe, dass wir noch häufiger
und länger wollen. Anderen helfen, sie unterstützen, mit dem was nötig ist. Denn
dieser Zusammenhalt im Angesicht der Katastrophe ist global betrachtet ja fast
ein kleines Wunder. Und von solchen praktischen Wundern brauchen wir noch viel
mehr.
Ein bisschen erinnert mich das an die legendäre Speisung der 5.000.
Jesus und seine Jünger haben fünf Brote und zwei Fische. Und doch werden alle
Menschen satt. Ich glaube da nicht an eine Hex-Hex-Magie à la Bibi Blocksberg.
Es geht in der Geschichte nicht ums Vermehren, sondern ums Teilen. Alle rücken
ihre mitgebrachten Vorräte raus und es reicht – für alle. Hier ist Geben
wichtiger als Haben.
Wenn Sie also etwas geben können, tun Sie es. Nach wie vor wird dringend
Hilfe gebraucht. Auch wenn das Erdbeben aus den Schlagzeilen verschwunden ist.
Quellen:
https://www.spiegel.de/ausland/erdbeben-in-tuerkei-und-syrien-foto-von-trauerndem-vater-geht-um-die-welt-a-e2fda91f-05a2-4761-a71e-efadc059c42b
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/erdbeben-tuerkei-griechenland-103.html
https://www.fr.de/politik/israel-unterstuetzt-die-tuerkei-92076251.html
(alle zuletzt abgerufen am 6.
März 2023)
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/60633_WDR220230322Garbisch.mp3