Halbfinale

Kirche in WDR2 | 13.12.2022 | 00:00 Uhr

Und?

Heute Abend um 20.00 Uhr schon was vor?

Wenn

Ihnen jetzt ein „Warum“ durch den Kopf geht, interessieren Sie sich bestimmt

nicht für Fußball. Alle anderen wissen: Heute ist Halbfinale der Fußball-Weltmeisterschaft!

Anschalten oder das Fernsehgerät ausgeschaltet lassen? Noch nie in der

Vergangenheit wurde zu WM-Zeiten über eine solche Frage diskutiert. Gut: Noch

nie vorher fand eine Weltmeisterschaft im Winter statt. Aber an der Tatsache,

dass eher Glühwein statt Kölsch-Zeit ist, liegt es ja nicht, dass eine klare

Mehrheit keine Spiele angucken will.

Allerdings

ist die Umfrage schon vier Wochen alt. Und es war noch nicht entschieden, dass

die deutsche Nationalmannschaft schon nach der Gruppen-Phase nicht mehr im

Turnier sein würde. Die Zeiten ändern sich. Und wie oft habe ich mir

vorgenommen „Zimtsterne erst nach dem 4. Advent“. Am Ende dann doch schwach geworden.

Aber vielleicht gehört das Halbfinale auch zu Ihrem festgelegten Kontingent der

Spiele, die zu schauen sie sich vorgenommen hatten, weil sie wussten: Komplette

Abstinenz ist sowie blöd, also wie bei allem: in Maßen!

Wegschauen

oder hinschauen?

Die

Frage stellt sich zwar im Hinblick auf eine Fußball WM zum ersten Mal, aber die

Liste mit Pro und Contra sollten wir schon mal abspeichern und uns 2030 oder

2034 noch mal vornehmen, wenn die WM in China stattfinden sollte, was durchaus

zu erwarten ist.

Wegschauen

oder hinschauen. Diese Aufgabe stellt sich uns allerdings täglich. Im Blick auf

politische Krisengebiete und hinsichtlich unserer eigenen

Aufmerksamkeits-Ökonomie. Das Dilemma ist: Schaue ich zu lange hin, bin ich ein

Gaffer, schaue ich bewusst weg, bin ich ein Realitätsverweigerer. Und dann gibt

es noch das „Ausblenden“, quasi als menschliche Königsdisziplin.

Dass

die Weltmeisterschaft, in der sich diese Fragen aufdrängen, ausgerechnet in die

Adventszeit fällt, ist eigentlich ein Glücksfall. Denn: Nicht der Zimtstern

bestimmt den Takt, sondern ein Gott, der seinen Blick auf die Not der

Menschen richtet.

Gottes

Interesse an den Menschen geht soweit, dass er selbst Mensch wurde und das

Schicksal eines geschundenen und getöteten erleiden musste. Dass Gott diesen

„Blick“ einnimmt und nicht ein unbeteiligter Zuschauer bleibt, ist die

Nachricht, die ihn gewissermaßen zum Marken-Botschafter in eigener Sache macht.

Die

Adventszeit sorgt jährlich auf`s Neue dazu, hinzusehen und den Gott zu

erwarten, der die Not lindert. „Du weckst lauten

Jubel, du machst die Freude groß“ (Jes.9.2), heißt es beim Propheten Jesaja.

Die

Not der Menschen ändert sich. Sein Blick bleibt.

Er

blendet nicht aus. Er bleibt am Ball.

Auch

heute. Auch nach 20.00 Uhr.

Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/59804_WDR220221213Dahl.mp3

  • 13.12.2022
  • Knut Dahl-Ruddies
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