Und?
Heute Abend um 20.00 Uhr schon was vor?
Wenn
Ihnen jetzt ein „Warum“ durch den Kopf geht, interessieren Sie sich bestimmt
nicht für Fußball. Alle anderen wissen: Heute ist Halbfinale der Fußball-Weltmeisterschaft!
Anschalten oder das Fernsehgerät ausgeschaltet lassen? Noch nie in der
Vergangenheit wurde zu WM-Zeiten über eine solche Frage diskutiert. Gut: Noch
nie vorher fand eine Weltmeisterschaft im Winter statt. Aber an der Tatsache,
dass eher Glühwein statt Kölsch-Zeit ist, liegt es ja nicht, dass eine klare
Mehrheit keine Spiele angucken will.
Allerdings
ist die Umfrage schon vier Wochen alt. Und es war noch nicht entschieden, dass
die deutsche Nationalmannschaft schon nach der Gruppen-Phase nicht mehr im
Turnier sein würde. Die Zeiten ändern sich. Und wie oft habe ich mir
vorgenommen „Zimtsterne erst nach dem 4. Advent“. Am Ende dann doch schwach geworden.
Aber vielleicht gehört das Halbfinale auch zu Ihrem festgelegten Kontingent der
Spiele, die zu schauen sie sich vorgenommen hatten, weil sie wussten: Komplette
Abstinenz ist sowie blöd, also wie bei allem: in Maßen!
Wegschauen
oder hinschauen?
Die
Frage stellt sich zwar im Hinblick auf eine Fußball WM zum ersten Mal, aber die
Liste mit Pro und Contra sollten wir schon mal abspeichern und uns 2030 oder
2034 noch mal vornehmen, wenn die WM in China stattfinden sollte, was durchaus
zu erwarten ist.
Wegschauen
oder hinschauen. Diese Aufgabe stellt sich uns allerdings täglich. Im Blick auf
politische Krisengebiete und hinsichtlich unserer eigenen
Aufmerksamkeits-Ökonomie. Das Dilemma ist: Schaue ich zu lange hin, bin ich ein
Gaffer, schaue ich bewusst weg, bin ich ein Realitätsverweigerer. Und dann gibt
es noch das „Ausblenden“, quasi als menschliche Königsdisziplin.
Dass
die Weltmeisterschaft, in der sich diese Fragen aufdrängen, ausgerechnet in die
Adventszeit fällt, ist eigentlich ein Glücksfall. Denn: Nicht der Zimtstern
bestimmt den Takt, sondern ein Gott, der seinen Blick auf die Not der
Menschen richtet.
Gottes
Interesse an den Menschen geht soweit, dass er selbst Mensch wurde und das
Schicksal eines geschundenen und getöteten erleiden musste. Dass Gott diesen
„Blick“ einnimmt und nicht ein unbeteiligter Zuschauer bleibt, ist die
Nachricht, die ihn gewissermaßen zum Marken-Botschafter in eigener Sache macht.
Die
Adventszeit sorgt jährlich auf`s Neue dazu, hinzusehen und den Gott zu
erwarten, der die Not lindert. „Du weckst lauten
Jubel, du machst die Freude groß“ (Jes.9.2), heißt es beim Propheten Jesaja.
Die
Not der Menschen ändert sich. Sein Blick bleibt.
Er
blendet nicht aus. Er bleibt am Ball.
Auch
heute. Auch nach 20.00 Uhr.
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/59804_WDR220221213Dahl.mp3