"Ich bin einfach
entschieden gegen den Tod", hat Woody Allen mal in einem Interview gesagt,
als man ihn auf sein fortgeschrittenes Alter ansprach. Eigentlich wird in jedem
Alter gestorben. Aber in jüngeren Jahren ist das kein Thema. Dann schon eher im
fortgeschrittenen Alter. Da gehört er hin, der Tod. Wobei – wenn man selbst in
das fortgeschrittene Alter kommt, will man auch nicht dabei sein (Woody Allen).
Wir werden auf das einzig
Sichere im Leben nicht vorbereitet. Dass wir alle sterblich sind, wird
totgeschwiegen. Es geht darum, die Jugend zu erhalten – selbst im Alter. Damit
wird in der Wirtschaft viel Geld verdient. Der Tod kommt im „normalen“ Leben
nicht vor. Soll er auch nicht. Denn wem bewusst ist, dass er irgendwann einmal sterben
wird, entwickelt u.U. ein anderes Konsum- und Entscheidungsverhalten.
Es ist spannend, was
passieren kann, wenn einem der Tod plötzlich nahekommt. Ich weiß das aus
eigener Erfahrung und aus der Begleitung von Sterbenden. Aber auch aus meiner
Tätigkeit als Seelsorger von Inhaftierten, die sich über Jahre vom Leben
verabschieden mussten. Was ich beobachtet habe:
Es stellen sich plötzlich
ganz andere Fragen. Nichts ist mehr „normal“. Zwei und zwei sind nicht mehr
unbedingt vier.
Außerdem wird man dankbar
für alles, was trägt. z.B. die Erfahrung, geliebt zu werden und lieben zu können.
Und: Vorausgesetzt, man
sehnt den Tod nicht als Erlösung herbei (was bei schlimmen Krankheiten sein
darf), kann man zu einem ähnlich klingenden und doch ganz anderen Satz als
Woody Allen finden: „Ich bin einfach entschieden – für das Leben!“ Die Kraft,
die Energie, die in diesem Satz steckt ist hilfreich: für die eigene
Entwicklung im Leben und für die Wahrnehmung von Welt.
Natürlich ist die
Begegnung mit dem Tod erst mal schlimm. Vor allem für die, die bleiben.
Sie als Hörerinnen und
Hörer haben mit Sicherheit ihre eigenen Erfahrungen machen müssen. Aber
vielleicht kennen Sie das auch, dass die Begegnung mit dem Tod helfen kann, das
Leben intensiver zu verstehen. Man lernt, das Wichtige vom Unwichtigen zu
unterscheiden.
Es ist gut, sich darüber
auszutauschen, was uns alle verbindet. Am Küchentisch vielleicht oder woanders.
Nicht nur, um vorbereitet zu sein. Sondern wegen der Lebensqualität überhaupt.
Und die betrifft nicht nur Menschen im fortgeschrittenen Alter.
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
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