Das einzig Sichere im Leben

Kirche in WDR2 | 12.01.2023 | 00:00 Uhr

"Ich bin einfach

entschieden gegen den Tod", hat Woody Allen mal in einem Interview gesagt,

als man ihn auf sein fortgeschrittenes Alter ansprach. Eigentlich wird in jedem

Alter gestorben. Aber in jüngeren Jahren ist das kein Thema. Dann schon eher im

fortgeschrittenen Alter. Da gehört er hin, der Tod. Wobei – wenn man selbst in

das fortgeschrittene Alter kommt, will man auch nicht dabei sein (Woody Allen).

Wir werden auf das einzig

Sichere im Leben nicht vorbereitet. Dass wir alle sterblich sind, wird

totgeschwiegen. Es geht darum, die Jugend zu erhalten – selbst im Alter. Damit

wird in der Wirtschaft viel Geld verdient. Der Tod kommt im „normalen“ Leben

nicht vor. Soll er auch nicht. Denn wem bewusst ist, dass er irgendwann einmal sterben

wird, entwickelt u.U. ein anderes Konsum- und Entscheidungsverhalten.

Es ist spannend, was

passieren kann, wenn einem der Tod plötzlich nahekommt. Ich weiß das aus

eigener Erfahrung und aus der Begleitung von Sterbenden. Aber auch aus meiner

Tätigkeit als Seelsorger von Inhaftierten, die sich über Jahre vom Leben

verabschieden mussten. Was ich beobachtet habe:

Es stellen sich plötzlich

ganz andere Fragen. Nichts ist mehr „normal“. Zwei und zwei sind nicht mehr

unbedingt vier.

Außerdem wird man dankbar

für alles, was trägt. z.B. die Erfahrung, geliebt zu werden und lieben zu können.

Und: Vorausgesetzt, man

sehnt den Tod nicht als Erlösung herbei (was bei schlimmen Krankheiten sein

darf), kann man zu einem ähnlich klingenden und doch ganz anderen Satz als

Woody Allen finden: „Ich bin einfach entschieden – für das Leben!“ Die Kraft,

die Energie, die in diesem Satz steckt ist hilfreich: für die eigene

Entwicklung im Leben und für die Wahrnehmung von Welt.

Natürlich ist die

Begegnung mit dem Tod erst mal schlimm. Vor allem für die, die bleiben.

Sie als Hörerinnen und

Hörer haben mit Sicherheit ihre eigenen Erfahrungen machen müssen. Aber

vielleicht kennen Sie das auch, dass die Begegnung mit dem Tod helfen kann, das

Leben intensiver zu verstehen. Man lernt, das Wichtige vom Unwichtigen zu

unterscheiden.

Es ist gut, sich darüber

auszutauschen, was uns alle verbindet. Am Küchentisch vielleicht oder woanders.

Nicht nur, um vorbereitet zu sein. Sondern wegen der Lebensqualität überhaupt.

Und die betrifft nicht nur Menschen im fortgeschrittenen Alter.

Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/60004_WDR220230112Ufermann.mp3

  • 12.1.2023
  • Erhard Ufermann
  • © Lotz
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