Fahrdienst

Kirche in 1Live | 26.01.2022 | 00:00 Uhr

„Hey Schwesterherz, kannst du mich heute Abend von einer Party

abholen?“

Die Nachricht kommt von meinem Bruder. Zwei Herzchen Emojis und bittende

Hände sind auch mit dabei.

Ich verdrehe die Augen. In der Nacht aufstehen, um durch die

Gegend zu fahren, macht keinen Spaß. Wahrscheinlich soll ich zusätzlich noch

seine besten Kumpels nach Hause bringen und muss vorher den Wagen freikratzen.

Alles zusammen dauert mindestens eine Stunde. Aber ich mag meinen Bruder. Und

ich habe Zeit. Ich bin unschlüssig. Mein Handy summt wieder. Nächste Nachricht:

„Du kennst doch Goethe, oder nicht?“ Was soll das denn jetzt?

Wieder eine Nachricht: „Goethe sagte: Wer nichts für andere tut,

tut auch nichts für sich.“ Ich muss lachen. „Da hat sich wohl jemand

vorbereitet“, texte ich zurück. „Klar“ und dann noch ein Smiley. Ich schicke

einen Daumen hoch und schreibe: „Sag mir wann und wo.“ Und dann noch: „Da

kannst du Goethe aber dankbar sein.“ Der große Dichter hat Recht. Es kann sogar

Spaß machen, Leuten einen Gefallen zu tun. Zum Beispiel, wenn der Bruder noch

eine Nachricht schreibt: „Danke! Die nächste Runde beim Italiener geht auf

mich!“ Herzchen-Emoji …

Sprecherin: Lisa Kielbassa

Redaktion: Daniel Schneider

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  • 26.1.2022
  • Hugo Siebold
  • © CCO Pixabay
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