Guten Morgen!
Lucy oder Eva? Wessen Nachkommen sind wir?
Lucy ist der Spitzname eines weiblichen Frühmenschen. Vermutlich
drei Millionen Jahre alt sind Lucys Überbleibsel. 1974 hat man die Fossilien ihres
Skeletts entdeckt. Ein Sensationsfund.
Eva ist der Name der Frau, die Gott im Garten Eden auf
wundersame Weise ins Leben rief. Ihre Knochen wird keiner je finden. Adam und
Eva, diese ersten Menschen, sind nicht aus Fleisch und Blut. Sie sind der
Mensch schlechthin. Adam und Eva sind Menschheit.
Wir sind also Kinder von Lucy und von Eva – von
beiden. Unserer DNA nach kommen wir von Lucy her, unserem Wesen nach von Adam
und Eva. Vom Wesen des Menschen erzählt die Bibel. Und es ist wirklich eine grandiose
Erzählung. Gott wird uns da als emsiger Gärtner vorgestellt, der eigenhändig einen
Park anlegt. Eden heißt der, ein Königsgarten, ein wahrhaftes Paradies mit
üppigen Bäumen und Früchten, mit wasserspendenden Flüssen, mit Gold und
Edelsteinen. Gott macht sich buchstäblich die Hände schmutzig für die Menschen.
Was ist das nun für ein Geschöpf, für das Gott so
schuftet? Adam, so heißt es auf Hebräisch. Adam bedeutet Erdling und hat kein
Geschlecht. Gott macht aus der Adamah, der Erde, den Adam, das Geschöpf, das
von der Erde ist, das ohne die Erde nicht sein kann und für die Erde da sein
soll. Und ausgerechnet wir Erdlinge sind dabei, die Erde auszubeuten und zu
zerstören. Weil wir das vergessen haben: Wir Menschen sind Erdlinge.
Es ist nicht gut, dass der Adam allein sei, stellt
Gott fest. Recht hat er. Es ist nicht gut, ohne Mitmensch zu sein, eingesperrt
in der Blase des eigenen Ich, allein „sein eigener Herr“, „seine eigene Herrin“.
Das ist unmenschlich. Und es macht unmenschlich. Gott beschließt: Ich will dem
Adam ein Gegenüber schaffen, das zu ihm passt.
Gesagt, getan. Leider hält sich bis heute hartnäckig, Gott
habe dem Adam im Schlaf eine seiner Rippen genommen und daraus die Frau gebildet.
Falsch.
Gott nimmt stattdessen eine der Seiten von Adam
und erschafft daraus ein ebenbürtiges Gegenüber. Eva wird sie später heißen,
Mutter alles Lebendigen. Und erst in diesem Moment werden aus dem
geschlechtslosen Erdling Mann und Frau, die einander Hilfe sein sollen und, wie
es heißt, „ein Fleisch werden“ und Kinder zeugen.
Längst haben wir gelernt, dass Menschsein nicht nur
männlich und weiblich ist, sondern weitaus vielfältiger. Kein Geschlecht ist mehr
oder weniger wert als das andere.
Was die Bibel hier erzählt, hilft zum aufrechten,
verantwortlichen Leben – und es hilft zum würdigen Sterben.
Von Erde bist du genommen, Mensch, und zu Erde wirst
du wieder werden. Du bist nicht unsterblich. Gott sei Dank. Deine Zeit ist
endlich, deine Pläne sind begrenzt, deine Kraft hat Grenzen. Das ist
menschlich. Es macht dein Leben einmalig und unendlich kostbar. Es zu bedenken,
macht lebensklug. Und wundersam getrost.
Einen gesegneten Tag wünscht Ihnen Annette Kurschus
aus Bielefeld.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
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