Ehrenamtliche gewinnen, die an der Schnittstelle zwischen Kirche und Gesellschaft stehen

Eva-Maria Gummelt besucht den Kirchenkreis Kirchenkreis an Lahn und Dill

Seit dem 1. April ist sie als Studienleiterin der Evangelischen Akademie im Rheinland für den Themenschwerpunkt „Ländliche Räume“ zuständig. Jetzt hat Dr. Eva-Maria Gummelt auf Einladung von Superintendent Dr. Hartmut Sitzler dem Kirchenkreis an Lahn und Dill einen Besuch abgestattet.

Dabei wurde die Theologin von Sitzler durch die Stadt Wetzlar geführt und lernte auch den Dom kennen. Gummelt kam zudem mit Bildungsreferentin Marlene Schleicher ins Gespräch sowie mit der Waldsolmser „Dorfkümmerin“ Monika Hoffer-Lorisch. Thema war hier die gemeinwesenorientierte Sozialarbeit auf dem Land sowie die soziale Frage auf den Dörfern. Dies bildete den Abschluss eines Tages mit vielen neuen Eindrücken und Anregungen für den Kirchenkreis.

Im Interview mit Öffentlichkeitsreferentin Uta Barnikol-Lübeck berichtet Eva-Maria Gummelt über den neu eingerichteten Studienbereich „Ländliche Räume“ in der Akademie und gibt Anregungen für Gestaltungsmöglichkeiten von Kirche auf dem Land:

Frau Dr. Gummelt, als Kirche im ländlichen Raum freuen wir uns, dass Sie dieses Arbeitsfeld als neuen Studienbereich in der Evangelischen Akademie im Rheinland verantworten. Uns interessiert im Kirchenkreis an Lahn und Dill: Wie kam es dazu und was sind Ihre Aufgaben?

Eva-Maria Gummelt: Das Arbeitsfeld „Ländliche Räume“ wurde in der Akademie neu geschaffen, sodass aus ehemals fünf jetzt sechs Themenbereiche geworden sind. Ich habe mich darauf beworben, weil ich sowohl aus dem Bildungsbereich kam, als Dozentin an der Universität, als auch aus dem kirchlichen Kontext. Ich bin selbst Theologin, gern in der Erwachsenenbildung tätig und halte die Frage, welche Zukunft das Leben als Kirche auf dem Land haben kann, für ein wichtiges Thema.

Meine Aufgabe ist, das Themenfeld „Ländliche Räume“ auf vielfältige Weise zu bespielen, sowohl in klassischen Veranstaltungsformaten der Erwachsenenbildung in Präsenz und online, also in Vortragsveranstaltungen, Diskussionen, Workshops , aber auch in anderen Formaten wie beispielsweise kleineren Exkursionen.  Außerdem sind wir bei den Sozialen Medien aktiv und betreiben als Akademie einen YouTube-Kanal.

Wir haben als Kirche auf dem Land vielfältige Probleme wie beispielsweise die kostenträchtigen Kirchengebäude in jedem Dorf, den Schwund an Kirchenmitgliedern, aber auch den Personaleinbruch an Pfarrpersonen und Mitarbeitenden. Arbeitsstellen auf dem Land sind für viele Menschen wenig attraktiv. Wie können Sie als Studienleiterin uns hier unterstützen?

Gummelt: Vonseiten der Akademie können wir diese Themen aufgreifen – so, dass wir verschiedene Perspektiven zu den einzelnen Themen zusammenbringen, Diskussion ermöglichen und darüber ins Gespräch kommen. Sie haben viele Dinge angesprochen, die das Leben auf dem Land oder auch das Engagement in Kirchengemeinden wenig attraktiv machen, aber das ist ja nur eine Seite der Medaille. Zusammen kann man hier überlegen, was man anders machen könnte. Das Leben auf dem Land sollte an sich attraktiv bleiben. Dann profitieren auch die Kirchengemeinden davon.

Wie kann es uns als Kirche auf dem Land gelingen, nicht nur unsere eigenen Strukturen, Finanzen und Personalia im Blick zu haben, sondern gemeinsam mit Akteuren in Kommune und Gesellschaft das Leben auf dem Land zu gestalten?

Gummelt: Indem man mit ihnen im Dialog ist und bewusst Räume nutzt, in denen man aufeinandertrifft und miteinander Dinge bespricht. Vieles betrifft Bürgermeister:innen genauso wie Pfarrerinnen und Pfarrer oder andere aktive und engagierte Menschen vor Ort. Es ist wichtig, in den Dialog zu kommen und dabei zu spüren: Wir möchten gemeinsam an Dingen arbeiten.

Wie können wir diesbezüglich mehr Menschen gewinnen, die sich ehrenamtlich bei Kirche engagieren und die gleichzeitig über den Tellerrand schauen, nämlich in die Welt hinein?

Gummelt: Es ist wichtig, genau die Menschen als Ehrenamtliche zu gewinnen, die an so einer Schnittstelle sind, also auch Leute anzusprechen, die nicht zur klassischen Kirchengemeinde gehören. Die stehen in ihrer Profession oder privat an einer Schnittstelle. Wenn diese Personen tätig werden, wird der Kontakt von selbst funktionieren.

Das Interview führte Uta Barnikol-Lübeck am 21. November 2022 in Wetzlar.

  • 23.11.2022
  • Red
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