Trainingslager für die Gremienarbeit

Die Jugendsynode 2019 und die Änderung der Kirchenordnung im Januar dieses Jahres waren Weichenstellungen für mehr Partizipationsmöglichkeiten junger Menschen in der rheinischen Kirche. Aber die von der Landessynode beschlossene verpflichtende Einbindung 14- bis 26-Jähriger in die Presbyterien ist kein Selbstläufer. Die Evangelische Landjugendakademie (LJA) startet jetzt einen Pilotversuch: Mit dem zweitägigen Online-Seminar „Weg vom Kleinkram – ran an die Strukturen! Wie du (in) Presbyterien verändern kannst“ sollen kirchlich engagierte junge Menschen für die Gremienarbeit erwärmt und auf sie vorbereitet werden.

Anlass sei die Entwicklung der vergangenen Jahre, „dass sich die rheinische Kirche verstärkt um Partizipation bemüht“, sagt Johanna Rohde, Referentin für gesellschaftspolitische Jugendbildung der LJA. Aber eine Umsetzung des hohen Anspruchs, mehr Jugendliche in die kirchliche Gremienarbeit zu integrieren, sei von jetzt auf gleich schwierig: „Gremienarbeit ist etwas ganz anderes als praktische Jugendarbeit.“ Um interessierten jungen Menschen Frustrationen zu ersparen und ihnen die Arbeitsweise von Presbyterien näherzubringen, wurde das Seminar konzipiert. „Im Idealfall bieten wir es mehrfach an.“

Seminar will bei der Vernetzung der jungen Menschen helfen

Jugendbeteiligung ist ein Arbeitsschwerpunkt der LJA-Referentin. „Ich habe selbst an der Jugendsynode 2019 teilgenommen.“ Aber der Sprung ins kalte Wasser berge für junge Menschen auch Risiken. Das Seminar will daher bei der Vernetzung helfen. „Wir hoffen auf Teilnehmende aus unterschiedlichen Kirchenkreisen, die dann auch später im Kontakt bleiben“, sagt Rohde. Daher ist die Zahl der Plätze auch nicht unbegrenzt: Gibt es mehr als 20 Anmeldungen, wird ein Zusatztermin gesucht. Zielgruppe sind beispielsweise Teamerinnen und Teamer, aber auch andere junge Engagierte vor allem aus den rheinischen Gemeinden. Prinzipiell sind aber Anmeldungen aus dem gesamten Bundesgebiet möglich.

Planspiel zum Ablauf einer Presbyteriumssitzung

In die Vorbereitung ist eine junge Presbyterin eingebunden. Neben einer Einführung in die Aufgaben, Rechte und Pflichten eines Presbyteriums sind praktische Übungen und die Erläuterung von Fachbegriffen vorgesehen, außerdem ein Planspiel zum Ablauf einer Presbyteriumssitzung und ein erster persönlicher Kontakt zum Leitungsgremium der heimischen Kirchengemeinde. „Die Teilnehmenden werden anhand eines Leitfadens mit Presbyteriumsmitgliedern Interviews führen“, kündigt Rohde an.

Visionen für jugendgerechte Gemeinden

Nicht thematisiert wird bei dem Seminar die Frage, ob die tradierten Arbeitsweisen von Presbyterien überhaupt dem Vorgehen und den Bedürfnissen von jüngeren Menschen entsprechen. Aber Rohde ist sicher, dass Presbyterien und Gemeinden künftig mehrgleisiger arbeiten müssen, wenn sie dem Anspruch größerer Jugendpartizipation gerecht werden wollen. „Bei einzelnen Themen muss projektbezogener gedacht werden. Und auch die Mobilität der Jugendlichen wird in der Gremienarbeit noch nicht angemessen berücksichtigt.“ Vielleicht kommen ja geeignete Vorschläge schon aus dem für den Herbst geplanten Seminar. Schließlich werden sich die Teilnehmenden laut Ausschreibung auch mit „Visionen für moderne, partizipative und jugendgerechte Gemeinden“ befassen.

  • 16.6.2021
  • Ekkehard Rüger
  • Hans-Jürgen Vollrath