Manuela ist Schulpfarrerin in
einer Berufsschule. In ihrer Klasse ist Belal. Belal ist vor 4 Jahren allein
von Syrien nach Deutschland geflüchtet. Er ist gläubiger Moslem und vor
Weihnachten immer völlig aus dem Häuschen: „Frau Kraft, waren sie schon einmal
auf einem Weihnachtsmarkt? Kennen sie das? So lecker alles, Punsch,
Reibekuchen, Grünkohl und die tollen Lichter. Da müssen sie unbedingt abends
hingehen. Und überhaupt Weihnachten, das ist so wunderbar, ich liebe es. Frau
Kraft, diese leckeren Plätzchen, so viele Sorten, Zimt und Lebkuchen und
Stollen, mega. Kennen sie Elisen oder Spritzgebäck? Soo köstlich.
Die anderen in der Klasse
mischen sich ein: Mensch Belal, klar kennt Frau Kraft das alles, sie ist doch
Relilehrerin!“ „Nee, aber echt, Leute, diese Stimmung von Weihnahten, ich liebe
es so. Und auch die Stimmung! Meine Freundin hat mich letztes Jahr zu sich nach
Hause eingeladen, am 24. Das ist wunderbar: Die Familie miteinander, die
Geschenke, das tolle Essen, und dann an den anderen Tagen noch mehr Leute, die
vorbeikommen, miteinander erzählen. Oh ich freue mich schon wieder so darauf. ihr
wisst gar nicht, was das für mich mittlerweile bedeutet!“ Die pure Begeisterung
strahlt aus seinen Augen.
Die Klasse ist still – und
Manuela ist es auch. Haben wir Weihnachten irgendwie verlernt, sehen wir das
Schöne an dem Fest nicht mehr so richtig? Am Nachmittag backt Manuela mit ihrem
Sohn Plätzchen, bringt sie am nächsten Tag mit in die Klasse und steht vor noch
sechs anderen Schülern, die mit gefüllten Tupperdosen gekommen sind. Sie probieren
alle Plätzchensorten durch und erzählen und lachen und nicht nur einer strahlt
und freut sich, sondern alle.
Sprecherin: Lisa Kielbassa
Redaktion: Daniel Schneider
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