Die Krippe

Kirche in WDR3 | 18.12.2021 | 00:00 Uhr

Guten Morgen.

Im Zug. Nur wenige reisen

heute mit. Ein kleines Mädchen mit bunter Maske guckt die Mama mit großen

Kulleraugen an. Die sagt: „Du bleibst jetzt hier bei der Dame. Die passt kurz

auf Dich auf. Mama muss einmal ganz schnell zur Toilette gehen.“

Das Mädchen steht auf und setzt

sich mit etwas Abstand gegenüber der fremden Frau auf einen freien Platz.

Über den Gang und durch ihre

Masken kommen die beiden ins Gespräch. „Was wünschst Du Dir denn zu

Weihnachten?“ Fragt die Frau. Das Mädchen sagt: „Eine Barbiepuppe“ und nennt

ein Spiel. Das kennt auch die Frau und die beiden unterhalten sich darüber, wie

toll sie das Spiel finden. „Das Christkind wird dir bestimmt einen Wunsch

erfüllen“, sagt die Frau. „Zu uns kommt der Weihnachtsmann, nicht das

Christkind“, sagt das Mädchen. „Aber zu Oma und Opa Inge und Peter da kommt

auch das Christkind. Aber zu den anderen Oma und Opa da kommt auch der

Weihnachtsmann.“

Nun frag ich mich: Ob diese

junge Familie wohl eine Krippe zu Hause hat?

Manche Familien haben eine Krippe geerbt. Und wissen vielleicht gar nicht mehr

viel damit anzufangen. Andere, wie meine ehemaligen Nachbarn, zelebrieren die

Krippe. Schon am 1. Dezember wird sie aufgebaut. Auf dem Fußboden. Der große

Stall, die kräftigen, bunten Figuren. Jeden Tag kommt eine neue ins

Krippenspiel. Am Heiligen Abend dann liegt das Jesuskind in der Krippe. Das

Christkind. Welt ging verloren, Christ ist geboren.

Christ ist geboren. Dass das

das eigentliche Geschenk an Weihnachten ist, das versteht glaube ich heute kaum

noch einer. Was heißt das denn auch?

Eine Krippe zeigt das ganz

einfach: das Jesuskind selbst in einem provisorischen Zuhause. Einem Stall.

Zugig ist es und kalt. Der warme Atem von dem Esel, der die schwangere Maria

hierher getragen hat, hält Vater, Mutter und Kind warm. Sie wissen nicht, wie

es weitergeht. Sie wissen nicht was wird. Es gibt nur ein großes Versprechen

Gottes: „Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr.“ –

so posaunen es die Engel aus dem Himmel, als Jesus auf die Welt kommt. Und das

ist das Geschenk: Gott kommt in Jesus mitten hinein in die Welt. Mach´s wie

Gott, werde Mensch. Das ist kurzgesagt der Sinn von Weihnachten. Gott ist

selbst so verletzlich und fährt nicht allmächtig und allgewaltig in die Welt und

regelt alles für uns. Gott zeigt mit Jesus und mit dem, wie Jesus gelebt hat:

Du, Mensch, brauchst andere, die dir helfen. Die dir ein Dach über dem Kopf

geben, wie der Wirt Maria und Josef. Du brauchst auch die Tiere, die dich

wärmen, die dir Nahrung geben.

Du brauchst keine Menge an

Dingen, damit es dir gut geht. Letztlich ist Dein Leben wichtig.

Daran erinnert die Krippe.

Und deshalb passt sie gut in jedes Haus.

Eine Krippe im Haus zu haben

– und sei sie noch so winzig wie eine Streichholzschachtelkrippe -, eine Krippe

im Haus zu haben bedeutet: Gott eine Heimat zu geben. Gott, der mit allen

Menschen den Weg bis ins tiefste Leid geht. Und dessen Engel singen: „Euch ist

heute der Heiland geboren“.

Also: Ich liebe ja ein

kleines Schaf in meiner Krippe. Das hat die Ohren so lustig aufgestellt und

springt neugierig auf die Krippe zu. Freudig und neugierig auf das was kommt,

an Weihnachten und im neuen Jahr. Das will ich sein. Trotz allem.

Und das wünsche ich Ihnen auch.

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/57000_WDR3520211218Schulzewdr4.mp3

  • 18.12.2021
  • Petra Schulze
  • © CCO Pixabay
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