Guten Morgen.
Im Zug. Nur wenige reisen
heute mit. Ein kleines Mädchen mit bunter Maske guckt die Mama mit großen
Kulleraugen an. Die sagt: „Du bleibst jetzt hier bei der Dame. Die passt kurz
auf Dich auf. Mama muss einmal ganz schnell zur Toilette gehen.“
Das Mädchen steht auf und setzt
sich mit etwas Abstand gegenüber der fremden Frau auf einen freien Platz.
Über den Gang und durch ihre
Masken kommen die beiden ins Gespräch. „Was wünschst Du Dir denn zu
Weihnachten?“ Fragt die Frau. Das Mädchen sagt: „Eine Barbiepuppe“ und nennt
ein Spiel. Das kennt auch die Frau und die beiden unterhalten sich darüber, wie
toll sie das Spiel finden. „Das Christkind wird dir bestimmt einen Wunsch
erfüllen“, sagt die Frau. „Zu uns kommt der Weihnachtsmann, nicht das
Christkind“, sagt das Mädchen. „Aber zu Oma und Opa Inge und Peter da kommt
auch das Christkind. Aber zu den anderen Oma und Opa da kommt auch der
Weihnachtsmann.“
Nun frag ich mich: Ob diese
junge Familie wohl eine Krippe zu Hause hat?
Manche Familien haben eine Krippe geerbt. Und wissen vielleicht gar nicht mehr
viel damit anzufangen. Andere, wie meine ehemaligen Nachbarn, zelebrieren die
Krippe. Schon am 1. Dezember wird sie aufgebaut. Auf dem Fußboden. Der große
Stall, die kräftigen, bunten Figuren. Jeden Tag kommt eine neue ins
Krippenspiel. Am Heiligen Abend dann liegt das Jesuskind in der Krippe. Das
Christkind. Welt ging verloren, Christ ist geboren.
Christ ist geboren. Dass das
das eigentliche Geschenk an Weihnachten ist, das versteht glaube ich heute kaum
noch einer. Was heißt das denn auch?
Eine Krippe zeigt das ganz
einfach: das Jesuskind selbst in einem provisorischen Zuhause. Einem Stall.
Zugig ist es und kalt. Der warme Atem von dem Esel, der die schwangere Maria
hierher getragen hat, hält Vater, Mutter und Kind warm. Sie wissen nicht, wie
es weitergeht. Sie wissen nicht was wird. Es gibt nur ein großes Versprechen
Gottes: „Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr.“ –
so posaunen es die Engel aus dem Himmel, als Jesus auf die Welt kommt. Und das
ist das Geschenk: Gott kommt in Jesus mitten hinein in die Welt. Mach´s wie
Gott, werde Mensch. Das ist kurzgesagt der Sinn von Weihnachten. Gott ist
selbst so verletzlich und fährt nicht allmächtig und allgewaltig in die Welt und
regelt alles für uns. Gott zeigt mit Jesus und mit dem, wie Jesus gelebt hat:
Du, Mensch, brauchst andere, die dir helfen. Die dir ein Dach über dem Kopf
geben, wie der Wirt Maria und Josef. Du brauchst auch die Tiere, die dich
wärmen, die dir Nahrung geben.
Du brauchst keine Menge an
Dingen, damit es dir gut geht. Letztlich ist Dein Leben wichtig.
Daran erinnert die Krippe.
Und deshalb passt sie gut in jedes Haus.
Eine Krippe im Haus zu haben
– und sei sie noch so winzig wie eine Streichholzschachtelkrippe -, eine Krippe
im Haus zu haben bedeutet: Gott eine Heimat zu geben. Gott, der mit allen
Menschen den Weg bis ins tiefste Leid geht. Und dessen Engel singen: „Euch ist
heute der Heiland geboren“.
Also: Ich liebe ja ein
kleines Schaf in meiner Krippe. Das hat die Ohren so lustig aufgestellt und
springt neugierig auf die Krippe zu. Freudig und neugierig auf das was kommt,
an Weihnachten und im neuen Jahr. Das will ich sein. Trotz allem.
Und das wünsche ich Ihnen auch.
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