Edwin Chiloba ist tot. Der
Modeschöpfer aus Kenia setzte sich für die Rechte queerer Menschen ein. Nun
wurde seine Leiche in einer Metallbox am Straßenrand aufgefunden.
Der bereits verwesende
Leichnam trug Frauenkleider.
Warum erzähle ich Ihnen das
am frühen Morgen?
Kenia ist doch weit weg und
ob sie mit der weltweiten queeren Community irgendwas am Hut haben, weiß ich
doch gar nicht.
Weil es sehr wohl etwas mit
uns -mit Ihnen und mit mir- zu tun hat.
Der Mord an Edwin Chiloba hat
wahrscheinlich auch christlich-fundamentalistische Motive.
In Kenia sind homosexuelle
Kontakte unter Männern illegal. Die LGBTQ Community ist sehr oft Diskriminierung
und Angriffen ausgesetzt.
Kenias heutiger Präsident
William Ruto hat in seiner Zeit als Vizepräsident in einem Gottesdienst gesagt:
„Wir werden Homosexualität in unserer Gesellschaft nicht gestatten, weil sie
gegen unsere religiöse und kulturelle Überzeuge verstößt«, »In diesem Land ist
für Homosexualität kein Platz!«. Und die Gläubigen jubelten.
Diese Argumentation, dass
Homosexualität gegen religiöse und kulturelle Prinzipien eines christlichen
Landes verstoße, diese Position ist auch bei uns in Deutschland immer noch zu
weit verbreitet. Konservative christliche Gruppierungen aus beiden großen
Konfessionen und den Freikirchen laufen immer wieder Sturm gegen die offene,
liberale Gesellschaft.
In Zeiten des Populismus und
der scheinbar anonymen Social-Media-Kanäle ist es außerordentlich beliebt, die
eigenen Überzeugungen als universelle oder sogar göttliche Wahrheiten in die
Welt zu posten.
Dass Populismus immer mit
faustdicken Lügen einhergeht wird dabei vorsätzlich ignoriert. Schwul sein ist
schließlich schlimmer als lügen.
Dabei kann ich mir keinen
schlimmeren Verstoß gegen Gottes Gebote vorstellen, als wissentlich oder
fahrlässig Lügen zu verbreiten, die meiner Sache dienen sollen.
Niemand hat das Recht oder
die Kompetenz ohne entsprechende Aus-Bildung die Bibel abschließend zu
interpretieren oder gelebte menschliche Sexualität theologisch einzuordnen.
Und niemand hat das Recht,
die Lebensentwürfe anderer Menschen, solange sie sich im Rahmen des
Grundgesetzes bewegen, zu verachten oder gar zu verurteilen.
Das ist beschämend, überheblich
und zutiefst unchristlich.
„Leben und leben lassen“ sagt
das Sprichwort.
Mehr verlangt weder das
Grundgesetz noch die Bibel.
Leben und leben lassen – das
ist Gottes Gebot.
Edwin Chiloba ist tot.
„Eine weitere Seele, die
durch Hass verloren gegangen ist.“ twittern seine Freunde.
Quelle: https://www.spiegel.de/ausland/kenia-lgbtq-aktivist-edwin-chiloba-offenbar-brutal-getoetet-a-b76c0c7d-b5cd-4d0a-a461-d080a3622d52, zuletzt abgerufen am 28.01.2023
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/60426_WDR220230224Koehler.mp3