Im Sommer schnorchele ich fröhlich und vergnügt an
den schönen Stränden von Korsika. Plötzlich spüre ein starkes Stechen in meinem
rechten Arm. Eine Feuerqualle. Wochenlang ist mein gesamter Unterarm
geschwollen und rot und bis heute sind die Tentakel deutlich zu sehen und erinnern
mich an den Schmerz. Manchmal dachte ich: Mensch, was passiert, wenn das nie
wieder aufhört, weh zu tun?
Ähnlich wie bei der Quallenbegegnung gibt es auch
innerliche Quälgeister, die mir immer wieder Wunden zufügen. Der Arbeitskollege
hatte es vielleicht gar nicht so gemeint, aber bis heute verfolgen mich die
Sätze, die er gesagt hat. Und der dumme Kommentar von einer Freundin bei Social
Media hallt nach, obwohl er längst gelöscht ist. Und jedes Mal, wenn ich über
ein Bild aus dieser alten, zerbrochen Freundschaft stolpere, dann brennt es
wieder.
Innerliche Verletzungen brauchen viel Zeit, um zu
heilen. Und wenn ihr gerade mit so einem inneren Quälgeist kämpft und denkt:
Wird das überhaupt irgendwann wieder gut? dann wünsche ich Euch Menschen, die
Euch zur Seite stehen. Mit denen Ihr reden könnt. Die zuhören. Denen ihr alles
erzählen könnt und die euch nicht in die Pfanne hauen. Die für euch sind. Es
kann sein, dass eine Narbe zurückbleibt, aber anders als bei einem Quallenbiss,
kann der Heilungsprozess gefördert werden, indem man sich aktiv um diese
inneren Verletzungen kümmert. Denn eines ist klar: Zeit heilt nicht alle
Wunden, auch wenn es sich manchmal so anfühlt.
Sprecher: Jan
Primke
Redaktion: Daniel
Schneider
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