Guten Morgen.
Erich Sack war ein ganz
normaler Pfarrer auf dem Land. Wenn Sie seinen Namen noch nie gehört haben, ist das kein Wunder,
es gibt eigentlich nicht viel über ihn zu erzählen. Nun gut, dass er acht Kinder
hatte, sieben Töchter und einen Sohn, das hört sich bemerkenswert an, aber Erich
Sack ist am 1. April 1887 geboren. Damals ist eine solche Kinderschar noch
nichts so Besonderes. Zumal in seiner Heimat Ostpreußen, wo Erich Sack geboren
wird, studiert und dann auch Pfarrer ist. Im Grunde ist er nur einmal aus
Ostpreußen rausgekommen, als er in Hamburg als Hilfsprediger arbeitet.
Da kommt er in Kontakt mit der Arbeit der Diakonissen im Haus Bethlehem.
Sie kümmern sich um Alte, kranke Menschen und Menschen mit Behinderungen. Erich
Sack erkennt: Christlicher Glaube und Handeln – das gehört zusammen. Glauben
heißt, dass ich mich für die Schwachen und Armen einsetze.
Vielleicht bringt ihn das in einen so klaren Gegensatz zu den Nazis. Pfarrer
Erich Sack ist kein Widerstandskämpfer gewesen. Aber er bezeichnet die NSDAP
öffentlich als „nationales Unglück“. Darum ist er bald unter ständiger
Beobachtung der Gestapo. Drei Geheimpolizisten hören seinen Predigten zu. Oft wird
er festgenommen und verhört. Sein Haus wird mehrfach durchsucht. Sein Chef, der
Superintendent, wird gedrängt, ihn aus dem Amt zu entfernen.
Schließlich wird ein kleiner Satz Anlass, ihn zu verhaften. Im Konfirmandenunterricht
hat Erich Sack gesagt: „Ein Volk, das seinen Glauben verleugnet, wird niemals
siegen“. Am 6. August 1942 wird er daraufhin verhaftet und kommt ins Konzentrationslager
Dachau. Dort ist er nichts weiter als die namenlose Häftlingsnummer 25843, muss
jeden Tag harte körperliche Arbeit verrichten und wird dabei, wie alle Häftlinge,
nur unzureichend ernährt. „Vernichtung durch Arbeit“ nennen die Nazis dieses Vorgehen.
Einmal noch darf sein Sohn ihn besuchen. Tief erschüttert ist der über
den erbärmlichen Zustand des Vaters. Am 24. Januar 1943, heute auf den Tag
genau vor 80 Jahren, stirbt Pfarrer Erich Sack im Alter von 56 Jahren an
völliger Erschöpfung.
Viel Spektakuläres kann ich also über diesen Mann nicht erzählen. Er ist
ein ganz normaler Pfarrer auf dem Land gewesen, ein ganz normaler
Familienvater. Aber er hatte eine Überzeugung, einen Glauben, aus dem er
unerschrocken gehandelt hat. Das hat ihn das Leben gekostet.
Hätte ich solchen Mut gehabt? Ich weiß es wirklich nicht. Und natürlich
kann man fragen: Was hat das gebracht, dass er gestorben ist, dass seine
Familie ohne Vater sein musste? Wäre der Krieg einen Tag später zu Ende gewesen,
wenn er geschwiegen hätte? Wahrscheinlich nicht.
Aber ich meine, es ist gut, an Meschen wie Erich Sack zu erinnern. Der
einfach nur gesagt hat, wovon er überzeugt ist. Der einfach aufrichtig und bei
sich geblieben ist. Das möchte ich auch sein.
Wie sagte schon Bettina Wegner on ihrem berühmten Lied „Sind so kleine
Hände?“
„Gerade, klare Menschen wär‘n ein schönes Ziel
Leute ohne Rückgrat hab´n wir schon zu viel.“
Viel Rückgrat an diesem Tag, wünscht Pfarrer Klaus
Künhaupt aus Essen.
Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Sack (letzter Abruf 02.01.2023)
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/60182_WDR3520230124Kuenhaupt.mp3