Musik
1: Gitarren-Vorspiel
& „La paz del senor“
Titel:
La paz del senor/Bewahre uns, Gott; Komposition: Anders Ruuth; Text: Eugen
Eckert; Interpreten: Habakuk; Album: Wasserspiegel; Verlag: Dagmar Kamensky
Musikverlag, Hamburg.
Autor: „La paz del Senor“: Es ist eine zu Herzen
gehende Bitte um den Frieden Gottes, die Anders Ruuth 1968 zu Papier bringt –
die Worte und die Musik. Er ist im Auftrag der „Church of Sweden Aid“ zunächst
als Gemeindepfarrer, später als Theologieprofessor in Buenos Aires tätig.
In
Argentinien erlebt er mit, wie die schlechte Wirtschaftslage 1966 zum Putsch
des Generalstabs und zur Errichtung einer Diktatur führt. Das Parlament wird
aufgelöst. Parteien werden verboten. Schon bald bildet sich aus Arbeitern und
Studierenden eine Opposition. Ab 1969 beginnen gewalttätige
Auseinandersetzungen. In diese historische Situation hinein schreibt Anders
Ruuth das Friedenslied „La paz del Senor“: „Der Friede Gottes, der Friede des
Auferstandenen sei mit dir und mit mir“. Weil die Orgel in den Gemeinden
Lateinamerikas eine untergeordnete Rolle spielt, werden Kirchenlieder so
geschrieben, dass sie mit der Gitarre begleitet werden können.
Musik
1:
Gitarren-Vorspiel
Autor:
1984
singt ein Chor das spanische Original bei einer Veranstaltung zum Weltgebetstag
der Frauen in Frankfurt. Die Sängerin meiner Band hört das Lied und ist
begeistert. Sie bringt die Noten mit und wünscht sich von mir für unsere
Konzerte eine Übersetzung ins Deutsche. Parallel erreicht mich ein Rundschreiben
des Frankfurter Propstes Dieter Trautwein. Er gehört zur Kommission, die an der
Erstellung des neuen Evangelischen Gesangbuches arbeitet. Segenslieder sind
Mangelware, schreibt er und bittet Geistliche um ihre Mithilfe. So entsteht
1985: „Bewahre uns, Gott, behüte uns Gott“. Das spanische Original besteht aus
sehr vielen Wortwiederholungen. Eine Übersetzung war kaum möglich. Also
entschließe ich mich, zur Melodie von Anders Ruuth ein eigenständiges Gedicht
zu schreiben. In vier Strophen erzähle ich von zentralen Segensmomenten der
hebräischen und der griechischen Bibel, dem Alten und dem Neuen Testament.
Die
erste Strophe beginnt bei dem Ereignis, das in der Forschung als Beginn des
Gottesglaubens gilt: Beim Exodus, beim Auszug des Volkes Israel aus der
Sklaverei in Ägypten. Es ist die Bitte um die Begleitung Gottes auf einem Weg
ins gänzlich Ungewisse. Und es dauert ja auch nicht lange, bis die befreiten
Menschen von Hunger und Durst geplagt werden. Gott, so erzählt es die Bibel,
antwortet auf den Hilfeschrei in der Wüste mit Manna, dem Himmelsbrot, und mit
Wasser, das aus Felsen sprudelt.
Musik
2: Orgelvorspiel und Str. 1,
Titel:
Bewahre uns, Gott; Komposition: Anders Ruuth; Text: Eugen Eckert; Interpreten;
Chor und Solisten des Instituts fu?r Kirchenmusik, Mainz; Leitung: Drescher,
Thomas; Album: Eingeladen zum Fest des Glaubens; LC: Z4252-Institut fu?r
Kirchenmusik des Bistums Mainz
Sprecherin
(overvoice):
1.
Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott,
sei
mit uns auf unsern Wegen.
Sei
Quelle und Brot in Wüstennot,
sei
um uns mit deinem Segen.
Autor:
Die
meisten haben selbst schon Mangel und Leere erlebt – in Stress- und
Streitsituationen, wenn es zu einer Trennung kommt, oder wenn es darum geht,
einen geliebten Menschen an den Tod hergeben zu müssen. Dann ist sie da, die
Wüstennot.
Was
hilft, wenn die Seele Hunger und Durst leidet? Im Lied heißt es, Gott hilft mit
Wasser und Brot, mit ganz elementaren Dingen. Was aber mit Brot alles gemeint
ist, entschlüsselt Martin Luther im Kleinen Katechismus. Nämlich: „Alles, was
not tut für Leib und Leben“. Dazu gehören: Essen, Trinken, Kleider, Schuh,
Haus, Hof und Geld; Menschen, die es gut mit mir meinen, eine gute Regierung,
gutes Wetter, Frieden und Gesundheit.
Am
Ende eines Gottesdienstes wird oft ein Segen aus dem 4. Buch Mose zugesprochen:
„Der Herr segne dich und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten
über dir und sei dir gnädig; der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe
dir Frieden“. Wann immer Menschen in den schweren Zeiten ihres Lebens Bewahrung
erfahren, wird das konkret. Diesen Segen nimmt die zweite Strophe des Liedes
auf.
Musik
3: Strophe 2
Titel:
Bewahre uns, Gott; Komposition: Anders Ruuth; Text: Eugen Eckert; Interpret: Rundfunkchor
Berlin; Jörg Strodthoff (Orgel); Leitung: Simon Halsey; Album: Morgenlicht;
Label: Deutsche Grammophon; LC: 00173
Sprecherin
(overvoice)
2. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott,
sei
mit uns in allem Leiden.
Voll
Wärme und Licht im Angesicht,
sei
nahe in schweren Zeiten.
Autor:
„Und
erlöse uns von dem Bösen“ – so heißt es in der siebten Bitte im Vaterunser.
Worte Jesu, die Christinnen und Christen weltweit verbinden. Dass wir Menschen
Böses erleben, steht außer Frage: So viele Kriege zu allen Zeiten, so viele
Flüchtlinge, so viel Hunger, so viele Tränen, so viel Leid und Schmerz.
Allerdings sucht die dritte Strophe des Liedes nicht einfach Zuflucht bei Gott.
Sie erwartet auch nicht von Gott, die von uns Menschen gemachten Krisen zu
lösen. Aber sie wendet sich an Gott mit der Bitte, hilfreich dort zur Seite zu
stehen, dort Ausdauer und Kraft zu schenken, wo Menschen sich mutig und
hoffnungsvoll für Frieden und für Gerechtigkeit einsetzen.
In
einer Bibelarbeit beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hamburg 1995 hat
die Theologin Dorothee Sölle diesen Gedanken noch weiter entfaltet, nachdem wir
eben noch mit vielen tausend Menschen „Bewahre uns, Gott“ gesungen hatten. Ihr
Gedicht „Ich, dein Baum“ beginnt mit den Worten: „Nicht du sollst meine
Probleme lösen, sondern ich deine, Gott der Asylanten. Nicht du sollst die
Hungrigen satt machen, sondern ich soll deine Kinder behüten“. (1)
Musik
3: Strophe 3
Sprecherin
(overvoice)
3. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott,
sei
mit uns vor allem Bösen.
Sei
Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft,
sei
in uns, uns zu erlösen.
Autor:
Menschen
zu allen Zeiten hatten ein Gespür dafür, dass Veränderung zum Guten, dass
wirkliche Erneuerung von göttlichen Inspirationen abhängen könnte. Von solcher
Inspiration erzählt bereits der zweite Schöpfungsbericht der Bibel. Gott ist
dort ein Töpfer, der die Geschöpfe formt, ihnen seinen Atem einhaucht und sie
dadurch belebt. Vor rund 3.000 Jahren knüpft der Beter des 51. Psalms an diese
Erzählung an und bittet Gott: „Schaffe in mir ein reines Herz und gib mir einen
neuen, beständigen Geist“. Und die Pfingstgeschichte des Evangelisten Lukas
unterstreicht: Gottes Geist begeistert, lässt Menschen aufeinander zugehen,
bewirkt neues Verständnis füreinander und eröffnet neue Formen der Kommunikation.
Konsequent schließt das Lied „Bewahre uns, Gott“ mit einer solchen Zuversicht:
„Dein Heiliger Geist, der Leben verheißt, sei um uns auf unsern Wegen“.
Musik
2: Strophe 4
Sprecherin
(overvoice)
4. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott,
sei
mit uns durch deinen Segen.
Dein
Heiliger Geist, der Leben verheißt,
sei
um uns auf unsern Wegen.
(1) Dorothee
Sölle, loben ohne lügen. Gedichte. Fietkau, Berlin 2000. S. 12
Redaktion: Landespfarrer
Dr. Titus Reinmuth