Kreativität gegen Gewalt

Kirche in WDR2 | 31.05.2023 | 00:00 Uhr

Mit einem großen Knall geht

die Mine hoch.

Dis Schutzeinrichtung des

Traktors wird weggesprengt und zerfetzt. Aber der Trecker selber ist intakt.

Niemand befand sich auf dem Fahrzeug, es wurde aus sicherer Entfernung

ferngesteuert.

Nun wird die

Schutzausrüstung schnell wiederhergestellt und weiter geht die Fahrt über das

Weizenfeld.

Zu tausenden hinterließen

die russischen und die Wagner Truppen Landminen in den eroberten Gebieten der Ukraine.

Die lauern nun unsichtbar, aber tödlich im Boden. Mindestens 740 Zivilisten

fielen ihnen nach Angaben der Vereinten Nationen bisher zum Opfer. Die

professionelle Minenräumung durch Spezialisten dauert lange und ist

lebensgefährlich.

Aber solange die Felder

nicht geräumt sind, kann dort keine Aussaat und im Spätsommer auch keine Ernte

stattfinden. Ein existentielles Problem für die Landwirte und für Millionen

Menschen weltweit, die ohne das ukrainische Getreide verhungern werden.

Deshalb hat sich der

Landwirt Oleksandr Kryvtsov aus einem Dorf in der Region Charkiw eine Lösung

einfallen lassen: Ein ferngesteuerter Traktor wird mit Metallplatten erbeuteter

oder zerstörter russischer Panzer verstärkt und fährt übers Feld. Trifft er auf

eine Mine, löst er sie aus. In sicherer Entfernung folgt ein zweiter Traktor,

in dessen Schaufel sich eine Person mit der Fernsteuerung befindet. Die

Panzerung schützt den Traktor, die Fernsteuerung den Menschen. So sichert das Gespann weite Flächen in

Rekordzeit.

Die professionellen

Minenräumer sind überfordert. Zivile und militärische Gebiete, ganze Dörfer und

Stadtteile sind vermint – oder es liegt nicht explodierte Munition im Boden.

Landwirtschaftliche Flächen stehen deshalb momentan hinten an. Es würde

Jahrzehnte dauern, die enorm großen Flächen der Anbaugebiete zu säubern. Zeit,

die niemand hat.

„Sie werden ihre Schwerter

zu Pflugscharen umschmieden“ hat der biblische Prophet Micha einst

vorausgesehen.

Genau das hat Oleksandr

Kryvtsov getan: Waffen umgebaut, um friedlichen Getreideanbau zu ermöglichen.

Der große Traum der Globalisierung

ist, dass die die Welt zu einem sichereren, besseren Ort wird, wo alle vom

friedlichen Handel miteinander profitieren und somit militärische

Auseinandersetzungen überflüssig werden. Annäherung und Wandel durch Handel.

Durch den Überfall auf die

Ukraine ist dieser Traum zerstört. Jetzt geht es um`s Überleben.

Um`s Kämpfen. Und

Geschichten wie die von Oleksandr Kryvtsov ermutigen:

Ein ferngesteuerter Traktor,

der mit zerstörtem Kriegsgerät geschützt wird, rettet in diesem Jahr in Teilen die

Weizenernte. Lebensfreundliche Kreativität kann stärker sein als brutale

Gewalt. Ein kleines Pflänzchen Hoffnung.

Quelle:

https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-wie-ein-mann-mit-einer-baggerschaufel-menschenleben-rettet-a-27627c5a-de19-4dd2-a066-461cc6481eb4?sara_ref=re-so-app-sh(zuletzt

abgerufen am: 15.05.23)

Redaktion: Pastorin Sabine

Steinwender-Schnitzius

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/61118_WDR220230531Koehler.mp3

  • 31.5.2023
  • Matthias Köhler
  • © CCO Pixabay
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