Mit einem großen Knall geht
die Mine hoch.
Dis Schutzeinrichtung des
Traktors wird weggesprengt und zerfetzt. Aber der Trecker selber ist intakt.
Niemand befand sich auf dem Fahrzeug, es wurde aus sicherer Entfernung
ferngesteuert.
Nun wird die
Schutzausrüstung schnell wiederhergestellt und weiter geht die Fahrt über das
Weizenfeld.
Zu tausenden hinterließen
die russischen und die Wagner Truppen Landminen in den eroberten Gebieten der Ukraine.
Die lauern nun unsichtbar, aber tödlich im Boden. Mindestens 740 Zivilisten
fielen ihnen nach Angaben der Vereinten Nationen bisher zum Opfer. Die
professionelle Minenräumung durch Spezialisten dauert lange und ist
lebensgefährlich.
Aber solange die Felder
nicht geräumt sind, kann dort keine Aussaat und im Spätsommer auch keine Ernte
stattfinden. Ein existentielles Problem für die Landwirte und für Millionen
Menschen weltweit, die ohne das ukrainische Getreide verhungern werden.
Deshalb hat sich der
Landwirt Oleksandr Kryvtsov aus einem Dorf in der Region Charkiw eine Lösung
einfallen lassen: Ein ferngesteuerter Traktor wird mit Metallplatten erbeuteter
oder zerstörter russischer Panzer verstärkt und fährt übers Feld. Trifft er auf
eine Mine, löst er sie aus. In sicherer Entfernung folgt ein zweiter Traktor,
in dessen Schaufel sich eine Person mit der Fernsteuerung befindet. Die
Panzerung schützt den Traktor, die Fernsteuerung den Menschen. So sichert das Gespann weite Flächen in
Rekordzeit.
Die professionellen
Minenräumer sind überfordert. Zivile und militärische Gebiete, ganze Dörfer und
Stadtteile sind vermint – oder es liegt nicht explodierte Munition im Boden.
Landwirtschaftliche Flächen stehen deshalb momentan hinten an. Es würde
Jahrzehnte dauern, die enorm großen Flächen der Anbaugebiete zu säubern. Zeit,
die niemand hat.
„Sie werden ihre Schwerter
zu Pflugscharen umschmieden“ hat der biblische Prophet Micha einst
vorausgesehen.
Genau das hat Oleksandr
Kryvtsov getan: Waffen umgebaut, um friedlichen Getreideanbau zu ermöglichen.
Der große Traum der Globalisierung
ist, dass die die Welt zu einem sichereren, besseren Ort wird, wo alle vom
friedlichen Handel miteinander profitieren und somit militärische
Auseinandersetzungen überflüssig werden. Annäherung und Wandel durch Handel.
Durch den Überfall auf die
Ukraine ist dieser Traum zerstört. Jetzt geht es um`s Überleben.
Um`s Kämpfen. Und
Geschichten wie die von Oleksandr Kryvtsov ermutigen:
Ein ferngesteuerter Traktor,
der mit zerstörtem Kriegsgerät geschützt wird, rettet in diesem Jahr in Teilen die
Weizenernte. Lebensfreundliche Kreativität kann stärker sein als brutale
Gewalt. Ein kleines Pflänzchen Hoffnung.
Quelle:
https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-wie-ein-mann-mit-einer-baggerschaufel-menschenleben-rettet-a-27627c5a-de19-4dd2-a066-461cc6481eb4?sara_ref=re-so-app-sh(zuletzt
abgerufen am: 15.05.23)
Redaktion: Pastorin Sabine
Steinwender-Schnitzius
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/61118_WDR220230531Koehler.mp3