Guten Morgen!
Weltuntergangsankündigungen
sind beliebt. Die Bibel erzählt, der Weltuntergang habe bereits stattgefunden.
In der Sintflut. Kurz und knapp führt die biblische Erzählung aus, wie die
Menschheit, von Gott ins Leben gerufen, zunehmend verkommt. Durch und durch böse
ist ihr Handeln, durch und durch böse sind ihre Pläne. Gott beschließt, seine
Menschheit zu vernichten. (1) Da stockt einem der Atem. Und man kann sich gar
nicht recht freuen, dass ein Mensch namens Noah mit seiner Familie und ein
Pärchen von jeder Tierart überleben dürfen. In einem eigens dafür gebauten
Schiff, der Arche.
In mir regt sich Widerstand gegen
diesen Gott, der die Fluten ruft und alles, aber auch alles gnadenlos den Bach
runter gehen lässt. Was ist das für ein Gott, der in seinem Zorn derart auf
Vernichtung aus ist?
Mir kommen die furchtbaren Bilder
von der Flutkatastrophe des letzten Jahres in den Sinn. Plötzlich ist die alte Erzählung
sehr real, und ich stocke in meiner Gottesanklage. Wir haben im vorigen Sommer
erlebt, wie sich die Natur, von menschlicher Gier und Gedankenlosigkeit
verletzt, mit zerstörerischer Macht gerächt hat.
Die Flut im Sommer 2021
vernichtete Häuser, Felder, Weinberge, sie tötete mehr als 180 Menschen und
viele Tiere. Die unmittelbar Betroffenen haben es als ihren Weltuntergang
erfahren.
Ich stelle mir Noah nicht als
glücklichen Menschen vor. Wer einen Weltuntergang hinter sich hat, für den sind
die Erinnerungen daran oft so unerträglich, dass es eine Bürde ist
weiterzuleben. Vielleicht wird deshalb von Noah erzählt, er habe sich nach der
Flut schwer betrunken. (Die Bibel, 1. Mose 9,21)
Noah ist der Urvater der Welt
nach der Sintflut. In den Augen der Bibel hat die Menschheit einen
Weltuntergang bereits hinter sich. Und daraus leider nicht viel gelernt! Gott
stellt nach der Flut ernüchternd realistisch fest: „Das Dichten und Trachten
des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.“
Seine höchst erstaunliche
Konsequenz aus dieser Feststellung lautet: „Ich will nicht mehr schlagen alles,
was lebt, wie ich getan habe.“
Eine unfassbar gute Nachricht!
Eine schlechte Nachricht allerdings für all diejenigen, die Gott dafür verantwortlich
machen wollen, wenn ein neuer Weltuntergang droht. Dieser verlockend bequeme
Ausweg – Gott ist schuld – ist versperrt. Es gibt keine Entschuldigung dafür,
die Welt den Bach runter gehen zu lassen – nicht einmal die menschliche
Bosheit. Denn die ist weder unabwendbares Schicksal noch ein Naturgesetz.
Wir sind dran zu handeln. Mit
Zuversicht. Denn Gott hat versprochen: Solange die Erde steht, soll nicht
aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. (Die
Bibel, 1. Mose 8,22)
Einen gesegneten Tag wünscht
Ihnen Annette Kurschus aus Bielefeld.
(1) Einige Anregungen beziehe
ich aus Jürgen Ebach, Noah, Die Geschichte eines Überlebenden. Erschienen 2001
in der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze