Dein Glaube wird dich heilen

Kirche in WDR2 | 24.01.2023 | 00:00 Uhr

Ein ganz normaler Tag.

Ich sitze am Rand der Straße

und höre die Schritte. Ich höre, wie sie näherkommen, noch näher. Und wie dann

eine Münze in mein Tonschälchen klirrt. Ich sage „Danke“ und lächele bis ihre

Schritte nicht mehr zu hören sind.

Weißt du, ich sehe mit meinen

Ohren.

Ich höre alles. Aber trotzdem

gehöre ich nie dazu.

Es ist ein ganz normaler Tag.

Ich sitze am Rand der Straße und dann höre ich wie sie seinen Namen flüstern. „Jesus“.

„Jesus von Nazareth“.

Mein Herz bleibt stehen,

damit ich ganz genau hören kann, wo er gerade ist, wie nah er mir schon ist, wo

er hingeht. Und dann als die Menge bei mir ist, bricht es einfach aus mir

hinaus: „Jesus, erbarme dich über mich!“ Ich höre, nein, ich weiß, wie sie

Köpfe zu mir drehen, wie sie mich ansehen und verachten und „Sch, shhh, Schhhhhh“

machen und sagen: „Sei ruhig, du!“ Aber ich kann nicht ruhig sein. Das war ich

viel zu lange. „Jesus, sei barmherzig mit mir!!!! Und plötzlich stehen alle

Füße still, der Staub legt sich und er sagt: „Ruft ihn her.“ Und sie sagen: „Komm,

komm, steh auf, Jesus ruft dich!“ Ich lasse alles stehen und liegen und gehe zu

seiner Stimme. „Was soll ich für dich tun?“ fragt mich Jesus. „Ich will sehen

wie alle anderen auch, mein Meister.“ Ich spüre wie er mich sieht und dann

sagt: „Dein Vertrauen, dein Glauben hat dich geheilt.“ Ich sehe ihm in die

Augen und bleibe bei ihm. (Mk 10, 46-52)

Weißt du, jetzt wo meine

Augen sehen können, kann ich nicht mehr so gut hören. Aber die anderen sehen

mich anders an, als vollwertigen Menschen. Das ist für mich wie ein neues

Leben. Natürlich sehen sie mich nicht so an, wie Jesus mich angesehen hat. Nur

selten habe ich das Gefühl, dass ICH wirklich gesehen werde. Aber wenn ich

merke, dass ich es wirklich brauche, dass mich jemand wahrnimmt, dann werde ich

laut und deutlich. Zu meinen Freund:innen oder wenn wir in der Kirche, Gott

sein Erbarmen bitten.

Ich sage dann, was ich in dem

Moment am aller meisten brauche. Mitgefühl. Oder Hände oder Füße oder Schultern

oder Worte oder irgendwas anderes, du kennst das, es ist nicht immer gleich. … Aber

immer, wirklich immer ist es Vertrauen, was ich brauche.

Und bei dir ist es doch auch

so, oder?

Wenn ja – es gilt auch für

dich:

Dein Glaube wird dich heilen.

Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

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  • 24.1.2023
  • Katrin Berger
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