Guten
Morgen!
Heute
wird in Köln der Nubbel verbrannt.
Und
bei uns zu Hause gibt’s Mutzen –
Mutzen.
Das ist ein rheinisches Gebäck für das reichlich
Butter,
Eier und Zucker gebraucht werden.
Das
letzte Mal heiß und fettig,
bevor
die Fastenzeit losgeht.
In
Großbritannien heißt der Karnevalsdienstag „Pancake-Thuesday“ |
Pfannkuchen-Dienstag.
Und
egal ob Mutze oder Pfannkuchen,
traditionell
geht’s darum, alles weg zu räumen,
was
in den kommenden 40 Fastentagen den inneren Schweinhund
zum
Kühlschrank locken könnte.
Der
innere Schweinhund.
Der
ist eng verwandt mit dem kölschen Nubbel.
Und
der, der wird am Karnevalsdienstag
– am
Abend vor Aschermittwoch –
symbolisch
verbrannt.
Sprecher: „Jesus kommt nach Jericho. Dort lebt
ein Mann, der Zachäus heißt. Er ist Zolleinnehmer und sehr reich. Jesus sagt zu
ihm: ‚Ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein.‘ Voller Freude nimmt Zachäus
Jesus bei sich auf. Als die Leute das sehen, ärgern sie sich und sagen
zueinander: ‚Bei einem Sünder ist er eingekehrt!‘“ (1)
Der
Kölner Nubbel,
der
wird manchmal auch Zachäus genannt.
Warum
das so ist, kann ich nicht genau sagen.
Vielleicht
weil man,
als
die Tradition aufkam, den inneren Schweinehund loszuwerden,
die Bibel-Geschichte
von Jesus und Zachäus anders verstanden hat,
als
ich das heute tue.
Fair
finde ich das nicht.
Mag
sein, dass der Zollbeamte Zachäus in der Bibel erstmal jemand ist,
der
den Leuten das Geld aus der Tasche zieht,
einer,
der nicht nur für den Kaiser in Rom Zölle eintreibt,
sondern
auch in die eigene Tasche wirtschaftet.
Einer
der klüngelt –
würde
man in Köln sagen.
Aber
der
Zachäus in der Geschichte mit Jesus kapiert schnell,
dass
Jesus andere Seiten für Leute wie ihn aufzieht.
Er
kann sich entweder freundlich ansprechen lassen
und über
sein Verhalten nachdenken,
sich
ändern
oder
er lässt es,
gehört
dann aber auch nicht zu Jesus und zum Himmel auf Erden.
Zachäus
entscheidet sich.
Er lässt
die einladenden, wertschätzenden Worte von Jesus in sich nachklingen
und denkt
um.
Er
wird einer von den Guten.
Für
mich ist Zachäus kein Nubbel.
Kein
innerer Schweinehund.
Sondern
eher der,
der seinen
eigenen Schweinehund schon überwunden hat.
Ganz
im Gegensatz zu den Leuten,
die
sich das Maul über Zachäus und auch über Jesus zerreißen.
Morgen
beginnt die Fastenzeit.
Das
bunte Karnevalstreiben ist dann vorbei.
Das
letzte Kölsch | Alt | Pils ist dann getrunken,
die
letzte Mutze gegessen.
Es
wird Zeit umzudenken.
Vielleicht
ist das ja die Botschaft vom Nubbel-Zachäus:
Ich
hab‘ das geschafft und du kannst das auch schaffen –
hör‘
in dich rein, hör‘ auf die guten Nachrichten,
lass
das Gute in dir nachklingen,
bring
es zum Leuchten:
das
geht,
auch
in diesen Zeiten.
Ihre
Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel aus Odenthal.
Anmerkungen:
(1)
aus: Die Basis Bibel, Lukas 19.
Redaktion: Landespfarrerin
Petra Schulze
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/60429_WDR3520230221Riedel.mp3