Der Nubbel-Zachäus

Kirche in WDR3 | 21.02.2023 | 00:00 Uhr

Guten

Morgen!

Heute

wird in Köln der Nubbel verbrannt.

Und

bei uns zu Hause gibt’s Mutzen –

Mutzen.

Das ist ein rheinisches Gebäck für das reichlich

Butter,

Eier und Zucker gebraucht werden.

Das

letzte Mal heiß und fettig,

bevor

die Fastenzeit losgeht.

In

Großbritannien heißt der Karnevalsdienstag „Pancake-Thuesday“ |

Pfannkuchen-Dienstag.

Und

egal ob Mutze oder Pfannkuchen,

traditionell

geht’s darum, alles weg zu räumen,

was

in den kommenden 40 Fastentagen den inneren Schweinhund

zum

Kühlschrank locken könnte.

Der

innere Schweinhund.

Der

ist eng verwandt mit dem kölschen Nubbel.

Und

der, der wird am Karnevalsdienstag

– am

Abend vor Aschermittwoch –

symbolisch

verbrannt.

Sprecher: „Jesus kommt nach Jericho. Dort lebt

ein Mann, der Zachäus heißt. Er ist Zolleinnehmer und sehr reich. Jesus sagt zu

ihm: ‚Ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein.‘ Voller Freude nimmt Zachäus

Jesus bei sich auf. Als die Leute das sehen, ärgern sie sich und sagen

zueinander: ‚Bei einem Sünder ist er eingekehrt!‘“ (1)

Der

Kölner Nubbel,

der

wird manchmal auch Zachäus genannt.

Warum

das so ist, kann ich nicht genau sagen.

Vielleicht

weil man,

als

die Tradition aufkam, den inneren Schweinehund loszuwerden,

die Bibel-Geschichte

von Jesus und Zachäus anders verstanden hat,

als

ich das heute tue.

Fair

finde ich das nicht.

Mag

sein, dass der Zollbeamte Zachäus in der Bibel erstmal jemand ist,

der

den Leuten das Geld aus der Tasche zieht,

einer,

der nicht nur für den Kaiser in Rom Zölle eintreibt,

sondern

auch in die eigene Tasche wirtschaftet.

Einer

der klüngelt –

würde

man in Köln sagen.

Aber

der

Zachäus in der Geschichte mit Jesus kapiert schnell,

dass

Jesus andere Seiten für Leute wie ihn aufzieht.

Er

kann sich entweder freundlich ansprechen lassen

und über

sein Verhalten nachdenken,

sich

ändern

oder

er lässt es,

gehört

dann aber auch nicht zu Jesus und zum Himmel auf Erden.

Zachäus

entscheidet sich.

Er lässt

die einladenden, wertschätzenden Worte von Jesus in sich nachklingen

und denkt

um.

Er

wird einer von den Guten.

Für

mich ist Zachäus kein Nubbel.

Kein

innerer Schweinehund.

Sondern

eher der,

der seinen

eigenen Schweinehund schon überwunden hat.

Ganz

im Gegensatz zu den Leuten,

die

sich das Maul über Zachäus und auch über Jesus zerreißen.

Morgen

beginnt die Fastenzeit.

Das

bunte Karnevalstreiben ist dann vorbei.

Das

letzte Kölsch | Alt | Pils ist dann getrunken,

die

letzte Mutze gegessen.

Es

wird Zeit umzudenken.

Vielleicht

ist das ja die Botschaft vom Nubbel-Zachäus:

Ich

hab‘ das geschafft und du kannst das auch schaffen –

hör‘

in dich rein, hör‘ auf die guten Nachrichten,

lass

das Gute in dir nachklingen,

bring

es zum Leuchten:

das

geht,

auch

in diesen Zeiten.

Ihre

Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel aus Odenthal.

Anmerkungen:

(1)

aus: Die Basis Bibel, Lukas 19.

Redaktion: Landespfarrerin

Petra Schulze

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/60429_WDR3520230221Riedel.mp3

  • 21.2.2023
  • Julia-Rebecca Riedel
  • © CCO Pixabay
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