Guten Morgen!
Es beginnt gleich nach dem
Aufstehen im Bad, beim Blick auf Zahncremetube, Shampoo oder Deoroller: Jetzt
mit neuem Geschmack! Mit neuer Wirkformel! Mit völlig neuem Duft! Alles neu –
ein schöner Kontrast zum alten Anblick im Spiegel.
Die neue bunte Warenwelt
findet sich ein paar Minuten später natürlich auch beim Frühstück: der Kaffee
mit neuem Aroma, der Käse in neuer Verpackung, die Konfitüre mit völlig neuer Fruchtkombination.
Spätestens nach der ersten
Mahlzeit des Tages ist klar: Neu ist nicht nur dieser Tag, sondern alles
Mögliche. Oder möglichst alles – denn das Neue, das wissen Produzenten und Werbeagenturen,
das Neue weckt Interesse, befeuert die Kauflust. Achten Sie mal drauf, wenn Sie
heute, am Samstag, zum Shoppen in die City ziehen. Kaum zu glauben, was da
alles neu ist.
Das Neue reizt, ist
attraktiv, zieht uns an wie die Fliegen der Most. Was immer das ist: für die
einen Kleider, Blusen, Schuhe, für die anderen Anzüge, Akkuschrauber oder Rasenkantenschneider.
Die nächsten können beim Buchhändler keiner Neuerscheinung widerstehen oder
freuen sich an der frisch gepressten Vinyl-Edition von Antonio Vivaldis Vier
Jahreszeiten. Hauptsache neu. Manche Menschen geraten vom Geruch eines neuen
Automobils förmlich in Ekstase, andere ziehen verzückt die Folie vom neuen
Handydisplay. Und wieder andere werden verrückt, wenn nicht mindestens die
Vorhänge alle sechs Monate erneuert sind.
Neues lässt unsere Herzen höherschlagen.
Schon in biblischer Zeit war das so.
„Ist jemand in Christus, so
ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ Heißt
es in der Bibel in einem der Briefe des Paulus. (Die Bibel, Luther 2017, 2.
Korinther 5,17) Siehe, das Alte ist vergangen, Neues ist geworden.
Nun ist der Bibel-Textschon
alt und schwer verständlich. Reklame für Kaffee oder Konfitüre kommt klarer. Es
geht aber auch um einiges mehr. Ums ganze Leben nämlich.
Das ist die christliche Botschaft,
die so viele bis heute magisch angezogen hat: Du, Menschenskind, brauchst dich
vor keinem alten Irrsinn dieser Welt zu fürchten. Und bist nicht festgelegt auf
all den alten Unsinn deiner Seele. Die Angst, zu kurz zu kommen, den Neid auf
andere, all die Wut in dir und den Kleinmut. Kannst du alles vergessen. Denn du
bist geliebt. So sehr, dass Gott ein Mensch wird wie du. In Christus. Für dich.
Nicht mal dein alter Unsinn kann seine Liebe irritieren. Darauf sollst du
vertrauen. Im Leben und im Sterben. Weil auch der Tod bei Gott noch nicht das
Ende ist. Dafür gibt’s Ostern. Und alles wird neu. Sogar du. Jeden Augenblick.
Also probiere es ruhig aus.
Mit Großmut und Zuversicht. Mit Nachsicht und Barmherzigkeit. Mit Menschlichkeit
und Milde. Um Gottes Willen. Du wirst sehen: Das Leben wird neu.
Einen schönen Samstag wünscht
Ihnen, Ulf Schlüter aus Bielefeld.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
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