#Wärmewinter

Kirche in WDR3 | 14.11.2022 | 00:00 Uhr

Guten Morgen!

Heute bleibt die Küche kalt. Das schmeckt mir

nicht. Ich friere leicht. Ich bin eine ‚Frierhippe‘. Hat meine Omma immer

gesagt. In meinem Fall ist das Luxusgejammer. In hunderten anderen Fällen in

meiner Nachbarschaft, in meiner Stadt, in unserem Land – ist das Ernst: Weil

alles teurer wird. Besonders die Heizkostenabschläge klettern in

schwindelerregende Höhe. Im Büro sind‘s 19 Grad, auf dem Bau heißt es:

‚Bewegung wärmt!‘

Wenn’s gut geht, kriecht einem dadurch die

Kälte nur die Wirbelsäule hoch und hält einen im Nacken gepackt. Wenn’s

schlecht läuft, kriechen dadurch Kälte, Nässe und Schimmel hinter jeden Schrank

und in jedes Bett. Eine Herausforderung. Für uns alle. Besonders aber für die,

bei denen es eh schon eng war. Die armutsbetroffen sind, sich kaum trauen, zur

Tafel zu gehen, beim Amt um was zu bitten oder öffentlich darüber zu sprechen,

dass sie frieren und Hunger haben; dass es ihnen schlecht geht.

Und dann gibt’s da Menschen, die sprechen vom

‚Wutwinter‘. Die schüren nicht Feuer, an denen man sich wärmen kann. An denen

man gemeinsam steht und sich erzählt, wie’s einem geht. Nein. Die schüren Hass.

Und die teilen nicht heißen Tee und Decken aus. Nein. Die teilen Schläge aus.

Mit Worten und auch so richtig – mit Fäusten. Sie sind wütend. Der Staat macht

alles falsch, die Kirche sowieso. Dabei gibt’s sowas viel Schöneres als den

‚Wutwinter‘.

Statt ‚Wutwinter‘: #Wärmewinter. Mit diesem

Wort werben die Evangelische Kirche in Deutschland und Diakonie Deutschland für

Solidarität; für Mitmenschlichkeit. Kirche und Diakonie bitten eindringlich

darum, Räume zu schaffen, in denen man sich aufwärmen kann. Wo jede und jeder freundlich aufgenommen wird. Wem kalt ist, der soll Hilfe bekommen. Nicht nur warme

Worte. Nein. Herzwärme ist das eine. Sach- und Geldspenden das andere.

Gemeinsam mit Diakonie-Präsident Ulrich Lilie

sagt die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland Annette

Kurschus in einem offenen Brief:

„Unsere Bitte: Stellen Sie Ihre konkreten Angebote wie gemeindliche

oder diakonische Wärmestuben, Sonntagsangebote nach dem Gottesdienst,

Essenausgaben, Gesprächs- und Beratungsangebote und vieles andere mehr unter

diese gemeinsame Überschrift.[#Wärmewinter] Damit soll deutlich und

öffentlich sichtbar werden: Für uns ist jeder Mensch ein Ebenbild Gottes. Wir

treten handfest, verlässlich und wirksam für Versöhnung und Gerechtigkeit vor

Ort ein.“ (1)

Informieren können Sie sich

über die Aktion von Kirche und Diakonie in den sozialen Medien, auf den

Internetseiten der Diakonie und der Evangelischen Kirche. Die Angebote sind für

jede und jeden da – dazu muss ich nicht evangelisch sein. Und wie immer gilt:

Eine verlässliche Partnerin, wenn Sie nicht weiterwissen, ist die

Telefonseelsorge.

Das Logo für die Kampagne #Wärmewinter ist

übrigens ein Herz, das einen Schal umgebunden hat. Es geht um Herzenswärme. Darum, niemanden

allein‘ in der Kälte stehen zu lassen.

Wärme und Geborgenheit können wir – glaube

ich – alle gut brauchen. Mitmenschlichkeit auch. Immerhin kriecht die Kälte ja

nicht nur unter die Bettdecke, sie kriecht auch ins Herz hinein. Vor allem,

wenn ich Worte wie ‚Wutwinter‘ höre. Und gegen Wut hilft heiße Suppe nicht.

Dagegen hilft nur Mund aufmachen und Haltung zeigen.

Einen segensreichen #Wärmewinter wünscht

Ihnen

Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel aus Odenthal.

Mehr zum Thema #Wärmewinter:

https://www.ekd.de/waermewinter-75181.htm

https://www.diakonie.de/waermewinter

Quelle:

(1) https://www.diakonie.de/journal/aufruf-zur-beteiligung-von-kirchengemeinden-und-diakonischen-werken (Abruf: 02.11.2022).

(2) Galater 3,28a – Basis Bibel.

Redaktion:

Landespfarrerin Petra Schulze

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/59613_KircheinWDR3520221114Riedel.mp3

  • 14.11.2022
  • Julia-Rebecca Riedel
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