Fußabdruck

Kirche in WDR2 | 18.11.2022 | 00:00 Uhr

Neulich auf einem Geburtstag. Die

Stimmung ist gut. Alle erzählen munter von ihren Urlaubsreisen. Weiter,

schneller, höher. Ich bin schon etwas angenervt. Und dann kommt auch noch er:

Ein sportlicher 50-ger, der damit prahlt, dass er bald in ein Kloster nach

Thailand fährt. Um zur Ruhe zu kommen. Geiles Land, sagt einer. Mir liegt ein

Kommentar auf den Lippen. Weil: Er fährt

ja nicht, sondern fliegt. Und was ist mit der CO2-Bilanz, denke ich. Sage aber

nichts. Die Klimakrise dürfte ja bekannt sein. Trotzdem frage ich mich, warum

macht er das? Und viele andere auch. Die überfüllten Flughäfen in den Sommer-und

Herbstferien waren ja der Wahnsinn.

Ich habe eine Sendung in der

Mediathek gesehen. Nämlich MaiThink X – die Show. Darin erklärt Mai, warum es

völlig okay ist, grün zu wählen und dann trotzdem in den Urlaub zu fliegen. Wie

das?

Das Problem ist ja, warum sollen

ich und der Klosterfahrer sich einschränken, wenn andere es auch nicht tun.

Fakt ist, je reicher, desto größer der CO2-Ausstoß. Mehr Wohnung, mehr Auto,

mehr Flüge. Das demotiviert alle, die etwas ändern wollen. Was aber, wenn sich

die ökologische Wahrheit in den Preisen niederschlägt? In vollem Umfang. Aktuell

zahlen wir 30 Euro pro Tonne. Realistisch ist ein Vielfaches. Das

Umweltbundesamt hat es ausgerechnet: Realistisch ist 20-mal so viel.

Nicht nur für mich und Sie, sondern

für alle, auch für die Industrie. Und was, wenn das Ganze auch noch sozial

gerecht ist? Das wäre ein großer Motivationsschub. Wie zum Beispiel die

Klimadividende in der Schweiz. Dort kostet die Tonne CO2 120 Franken. Der Staat

sammelt das Geld ein und gibt den Großteil gleichmäßig an alle Bürger:innen

zurück. Wer dort Klima-freundlich lebt, kann am Ende sogar mit einem Plus dabei

rauskommen. Das macht nicht nur wegen der Klimakrise Sinn, sondern auch wegen

Putins Energiekrieg.

Dann besteht nämlich nicht mehr

das Dilemma zwischen Verzicht und Klimaschutz. Also statt uns über andere aufzuregen,

sollten wir lieber die Schuld bei unseren gewählten Vertreter:innen suchen. Denn

die machen die Regeln. Und nicht der Party-Gast mit seiner Reise ins Kloster

nach Thailand.

Ich wünsche mir klare Spielregeln

für alle. Nämlich einen realistischen CO2-Preis für Sie, mich und die

Industrie. Denn: Wir haben nur diese eine Erde.

Quellen:

https://www.zdf.de/show/mai-think-x-die-show/maithink-x-folge-07-100.html (zuletzt abgerufen am 16. Oktober 2022)

https://www.dw.com/de/welcher-co2-preis-ist-fair-co2-steuer-co2-abgabe-deutschland/a-48593494 ((zuletzt abgerufen am 1. November 2022)

Redaktion: Pastorin

Sabine Steinwender-Schnitzius

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/59611_WDR220221118Garbisch.mp3

  • 18.11.2022
  • Uta Garbisch
  • © CCO Pixabay
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