Sehnsucht (Korbinian)

Kirche in WDR3 | 09.09.2022 | 00:00 Uhr

Guten Morgen!

Manchmal braucht es lange,

bis man herausfindet, was man mit seinem Leben anfangen soll. Bei Korbinian ist

das so. Es gibt ein Bild für seinen Suchweg: Ein Bär mit Gepäck auf dem Rücken.

Als Korbinian lebt, gibt es reichlich Bären in den Alpen. Sie sind ein

Inbegriff von übermenschlicher Kraft. Der Legende nach ist Korbinian mit einem

Lasttier auf dem Weg nach Rom. Da kommt ein Bär und reißt das Lasttier. Korbinian

bezwingt den Bären, und der trägt ihm nun sein Gepäck nach Rom. Der bezwungene

Bär, der eine fremde Last trägt – ein starkes Symbol für ein ungewöhnliches

Leben.

Korbinian lebt im Übergang

vom 7. auf das 8. Jahrhundert. Er ist der Sohn eines angesehenen Franken und

einer gläubigen Irin. Von seiner Mutter wird er in die geistliche Welt der

irischen Mönche eingeführt. Diese Mönche durchwandern in jenen Jahren fränkische

und germanische Gebiete und bringen denen, die sie treffen den christlichen

Glauben nahe. Dabei gründen sie keine festen Gemeinden. Sondern sie vermitteln einen

christlichen Lebensstil. Der macht unabhängig von äußeren Einflüssen. Beten und

gemeinsam in kleinen Gruppen leben – das ist ihr Lebensstil. Und sie überzeugen

durch ihre Gelehrsamkeit. Im Geist dieser Bewegung der irischen Mönche baut

Korbinian als junger Mann eine kleine Hütte in der Nähe seines Heimatortes

südlich von Paris. Zurückgezogen von allen äußeren Einflüssen versucht er dort,

seinen Platz im Leben zu finden. Viele Leute suchen ihn auf und fragen ihn um

Rat. Darunter sind auch einflussreiche Persönlichkeiten aus dem Frankenreich.

Der Rat von Korbinian ist so gefragt, dass er an den Hof eines der mächtigsten

Franken dieser Zeit gerufen wird, Karl Martell. Eine Zeit lang macht Korbinian

dieses mondäne Leben mit – aber er merkt, das ist nichts für ihn. Er sehnt sich

zurück nach dem einfachen Leben in seiner Klause. Darum geht er nach Rom. Er

will vom Papst die Erlaubnis bekommen, sein Eremitenleben wieder aufnehmen zu

können.

Der Papst aber denkt nicht

daran, einen so lebenserfahrenen Mann in einer einsamen Ecke für sich sein zu

lassen. Er überredet Korbinian, als Wanderbischof nach Baiern zu gehen und dort

die kirchlichen Strukturen zu festigen. In Baiern angekommen, wird er zum Hof

des Herzogs gerufen. Eine Zeit lang soll es ganz gut zwischen dem Herzog und

dem Wanderbischof gelaufen sein. Als allerdings der Herzog ein Brotstück, das

zuvor von Korbinian geweiht worden ist, seinem Hund hinwirft kommt es zum

Eklat: Bischof Korbinian stößt den Tisch um, an dem der Herzog sitzt und

verlässt wutschnaubend den Hof. Man trennt sich im Unfrieden. Erst der

Nachfolger des Herzogs kann Korbinian wieder an den Hof binden. Korbinian baut Freising,

nördlich von München als ein Zentrum auf, in das bis heute Menschen aus aller

Welt kommen. Und bis heute ist Freising eine Stadt, in der man versucht,

Wissenschaft und geistliches Leben aufeinander zu beziehen. Bärenstark dieser

Mann – nicht äußerlich aber in seiner Sehnsucht den Lebensstil zu finden, der

zu ihm passt. Die Sehnsucht hat ihm die Spur gewiesen. Im Evangelischen

Namenskalender wird an Korbinian erinnert.

Einen erfüllten

Tag wünscht Ihnen Ihr Eberhard Helling, Pfarrer aus

Lübbecke.

Quellen:

Jörg

Erb, Wolke der Zeugen, Bd. 1, Verlag, Ort, Jahr, S. 116 – 118.

https://de.wikipedia.org/wiki/Korbinian,

zuletzt abgerufen am 26.08.22

Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/59121_WDR3520220909Helling.mp3

  • 9.9.2022
  • Eberhard Helling
  • © CCO Pixabay
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