Guten Morgen!
Manchmal braucht es lange,
bis man herausfindet, was man mit seinem Leben anfangen soll. Bei Korbinian ist
das so. Es gibt ein Bild für seinen Suchweg: Ein Bär mit Gepäck auf dem Rücken.
Als Korbinian lebt, gibt es reichlich Bären in den Alpen. Sie sind ein
Inbegriff von übermenschlicher Kraft. Der Legende nach ist Korbinian mit einem
Lasttier auf dem Weg nach Rom. Da kommt ein Bär und reißt das Lasttier. Korbinian
bezwingt den Bären, und der trägt ihm nun sein Gepäck nach Rom. Der bezwungene
Bär, der eine fremde Last trägt – ein starkes Symbol für ein ungewöhnliches
Leben.
Korbinian lebt im Übergang
vom 7. auf das 8. Jahrhundert. Er ist der Sohn eines angesehenen Franken und
einer gläubigen Irin. Von seiner Mutter wird er in die geistliche Welt der
irischen Mönche eingeführt. Diese Mönche durchwandern in jenen Jahren fränkische
und germanische Gebiete und bringen denen, die sie treffen den christlichen
Glauben nahe. Dabei gründen sie keine festen Gemeinden. Sondern sie vermitteln einen
christlichen Lebensstil. Der macht unabhängig von äußeren Einflüssen. Beten und
gemeinsam in kleinen Gruppen leben – das ist ihr Lebensstil. Und sie überzeugen
durch ihre Gelehrsamkeit. Im Geist dieser Bewegung der irischen Mönche baut
Korbinian als junger Mann eine kleine Hütte in der Nähe seines Heimatortes
südlich von Paris. Zurückgezogen von allen äußeren Einflüssen versucht er dort,
seinen Platz im Leben zu finden. Viele Leute suchen ihn auf und fragen ihn um
Rat. Darunter sind auch einflussreiche Persönlichkeiten aus dem Frankenreich.
Der Rat von Korbinian ist so gefragt, dass er an den Hof eines der mächtigsten
Franken dieser Zeit gerufen wird, Karl Martell. Eine Zeit lang macht Korbinian
dieses mondäne Leben mit – aber er merkt, das ist nichts für ihn. Er sehnt sich
zurück nach dem einfachen Leben in seiner Klause. Darum geht er nach Rom. Er
will vom Papst die Erlaubnis bekommen, sein Eremitenleben wieder aufnehmen zu
können.
Der Papst aber denkt nicht
daran, einen so lebenserfahrenen Mann in einer einsamen Ecke für sich sein zu
lassen. Er überredet Korbinian, als Wanderbischof nach Baiern zu gehen und dort
die kirchlichen Strukturen zu festigen. In Baiern angekommen, wird er zum Hof
des Herzogs gerufen. Eine Zeit lang soll es ganz gut zwischen dem Herzog und
dem Wanderbischof gelaufen sein. Als allerdings der Herzog ein Brotstück, das
zuvor von Korbinian geweiht worden ist, seinem Hund hinwirft kommt es zum
Eklat: Bischof Korbinian stößt den Tisch um, an dem der Herzog sitzt und
verlässt wutschnaubend den Hof. Man trennt sich im Unfrieden. Erst der
Nachfolger des Herzogs kann Korbinian wieder an den Hof binden. Korbinian baut Freising,
nördlich von München als ein Zentrum auf, in das bis heute Menschen aus aller
Welt kommen. Und bis heute ist Freising eine Stadt, in der man versucht,
Wissenschaft und geistliches Leben aufeinander zu beziehen. Bärenstark dieser
Mann – nicht äußerlich aber in seiner Sehnsucht den Lebensstil zu finden, der
zu ihm passt. Die Sehnsucht hat ihm die Spur gewiesen. Im Evangelischen
Namenskalender wird an Korbinian erinnert.
Einen erfüllten
Tag wünscht Ihnen Ihr Eberhard Helling, Pfarrer aus
Lübbecke.
Quellen:
Jörg
Erb, Wolke der Zeugen, Bd. 1, Verlag, Ort, Jahr, S. 116 – 118.
https://de.wikipedia.org/wiki/Korbinian,
zuletzt abgerufen am 26.08.22
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/59121_WDR3520220909Helling.mp3