Guten
Morgen!
In meiner Tageszeitung gibt
es eine kleine Rubrik mit der Überschrift „Kindermund“.
Vor einiger Zeit lese ich da:
Sprecher: „Mein Enkel Daniel (5 Jahre) war bei mir zu
Besuch, um Kuchen zu backen. Auf einmal sagte er: „Oma, weißt du, warum wir
beide uns so gut verstehen?“ Ich fragte: „Und – Warum?“. Er antwortete: „Oma,
weil du immer das tust, was ich dir sage.“ (1)
Ich muss lachen.
Kindermund tut Wahrheit kund. Wahrscheinlich tun Großeltern genau das
tatsächlich sehr gerne. Sie freuen sich, wenn ihre Enkel da sind, sie haben
Zeit, lesen vor, beantworten geduldig Fragen. Es macht Oma und Opa Spaß, den
Kleinen jeden Wunsch zu erfüllen. Und so funktioniert es – ich nenne es mal das
„Daniel-Prinzip“ – für beide Seiten sehr gut.
Aber mich hat der kleine
Text auch ins Nachdenken gebracht: Was macht eigentlich ein gutes Miteinander
aus?
Überall in unserem
Zusammenleben stößt man auf ein Oben und Unten, gibt es die, die das Sagen
haben und die, die es befolgen müssen. Und wenn unterschiedliche Menschen mit
ihren ganz eigenen Sichtweisen und Eigenarten aufeinanderprallen – dann gibt es
erst einmal einen Konflikt. Egal ob in einer Beziehung, in der Familie, in der
Schule, unter Freundinnen und Freunden oder am Arbeitsplatz – überall wo
Menschen zusammenleben oder arbeiten, geht es darum, dass diese Konflikte
gelöst werden. Und wir miteinander auskommen. Und im besten Fall: gut.
Daniel und seine Oma haben
das für ihr Miteinander wohl für den Moment sehr gut gelöst. Sie geben einander
und bekommen voneinander, was sie brauchen: Aufmerksamkeit, Zeit, Liebe,
vielleicht das Gefühl gebraucht zu werden oder in einer neuen Lebensphase noch
einmal ganz neu gefordert zu sein.
Ich finde, dass dies ein
guter Ausgangspunkt für gelingendes Zusammenleben ist. Füreinander da sein,
zuhören, schätzen lernen, was der oder die andere mitbringt oder braucht.
Respekt zeigen für das Leben anderer und miteinander im Gespräch sein. Das
fordert mich immer wieder heraus, dass ich flexibel bin und kompromissbereit,
dass ich Vertrauen habe und wertschätzend mit anderen umgehe. Für mich als Christin
ist Jesus dabei ein Vorbild. Er hat den Menschen immer wieder gezeigt, wie man
trotz unterschiedlicher Sichtweisen „miteinander sein“ kann. Und er hat alle
wertgeschätzt – vor allem die, denen alle anderen ihre Würde abgesprochen
haben. Jesus versteht sie. Würdigt sie. Und gibt ihnen damit neue Würde und
Stärke. Vielleicht haben die Menschen damals gesagt: „Klasse, dieser Jesus. Der
versteht mich.“
Und vielleicht frage ich
einfach ja mal mein Gegenüber: „Weißt du eigentlich, warum wir uns so gut
verstehen?“ Und dann freue mich auf das Gespräch, das sich daraus entwickelt.
Einen
guten Start in den Tag wünscht Ihnen Pfarrerin Annette Krüger aus Witten.
(1) WAZ 07.01.2023.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
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