Unsere WG hat einen neuen Mitbewohner.
Eigentlich dürfte es ihn laut Mietvertrag gar nicht geben, und wir alle könnten
gut auf ihn verzichten, allen voran Lisa. Ihre Depression nennt sie: „Meinen
schwarzen Hund“. Den Tipp von sie ihrer Therapeutin bekommen. Die hat gesagt:
Du musst damit leben, wie mit jeder chronischen Erkrankung. Sie ist ein Teil
von dir, aber du bist mehr als deine Krankheit. Lisa sagt, ihr hilft das.
Wenn es ihr richtig schlimm geht und
ihr die Kraft zum Erzählen fehlt, dann hängt sie ein Bild von einem schwarzen
Hund an ihre Tür. Wir versuchen dann, sie nicht zu nerven. Aber wir lassen sie
auch nicht allein. Wir klopfen bei ihr an, kochen für sie mit, erzählen von
unserem Leben. Das ist Lisa wichtig.
In der Bibel gibt es diese abgedrehten
Geschichten von Menschen, die von Dämonen besessen sind, von denen Jesus sie
befreit. Lisa und ihr schwarzer Hund haben mir geholfen, sie besser zu
verstehen: Dämonen, das sind keine Geister wie in Gruselfilmen – das sind vor
allem Gefühle und Krankheiten, die uns belasten. Zum Beispiel Depressionen –
die fühlen sich an, als ob wir mit Dämonen kämpfen. Die Geschichten erinnern
mich daran: Auch, wenn die bösen Geister in dir drin sind – sie sind nicht du.
Du bist mehr. Und du bist nicht allein, auch, wenn sich das manchmal vielleicht
so anfühlt. Jemand kämpft deinen Kampf.
Wenn du oder jemand in deiner Nähe mit
einem schwarzen Hund zu kämpfen hat – bleib damit nicht allein! Sprich mit
jemandem darüber, was du tun kannst. Und: Hol Dir medizinische Hilfe! Bleib
nicht allein damit.
Sprecher: Jan Primke
Redaktion: Daniel Schneider
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