„Nur“ ein Mitbewohner

Kirche in 1Live | 05.11.2022 | 00:00 Uhr

Unsere WG hat einen neuen Mitbewohner.

Eigentlich dürfte es ihn laut Mietvertrag gar nicht geben, und wir alle könnten

gut auf ihn verzichten, allen voran Lisa. Ihre Depression nennt sie: „Meinen

schwarzen Hund“. Den Tipp von sie ihrer Therapeutin bekommen. Die hat gesagt:

Du musst damit leben, wie mit jeder chronischen Erkrankung. Sie ist ein Teil

von dir, aber du bist mehr als deine Krankheit. Lisa sagt, ihr hilft das.

Wenn es ihr richtig schlimm geht und

ihr die Kraft zum Erzählen fehlt, dann hängt sie ein Bild von einem schwarzen

Hund an ihre Tür. Wir versuchen dann, sie nicht zu nerven. Aber wir lassen sie

auch nicht allein. Wir klopfen bei ihr an, kochen für sie mit, erzählen von

unserem Leben. Das ist Lisa wichtig.

In der Bibel gibt es diese abgedrehten

Geschichten von Menschen, die von Dämonen besessen sind, von denen Jesus sie

befreit. Lisa und ihr schwarzer Hund haben mir geholfen, sie besser zu

verstehen: Dämonen, das sind keine Geister wie in Gruselfilmen – das sind vor

allem Gefühle und Krankheiten, die uns belasten. Zum Beispiel Depressionen –

die fühlen sich an, als ob wir mit Dämonen kämpfen. Die Geschichten erinnern

mich daran: Auch, wenn die bösen Geister in dir drin sind – sie sind nicht du.

Du bist mehr. Und du bist nicht allein, auch, wenn sich das manchmal vielleicht

so anfühlt. Jemand kämpft deinen Kampf.

Wenn du oder jemand in deiner Nähe mit

einem schwarzen Hund zu kämpfen hat – bleib damit nicht allein! Sprich mit

jemandem darüber, was du tun kannst. Und: Hol Dir medizinische Hilfe! Bleib

nicht allein damit.

Sprecher: Jan Primke

Redaktion: Daniel Schneider

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  • 5.11.2022
  • Holger Pyka
  • © CCO Pixabay
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