Guten Morgen,
heute ist Weltkindertag. Der
erinnert daran: Kinder haben ihre eigenen Rechte. Zwei davon sind mir aktuell
sehr wichtig.
Kinder
brauchen besonderen Schutz im Krieg und auf der Flucht. Alle zehn Sekunden stirbt ein Kind unter fünf Jahren auf der Welt an
den Folgen von Hunger. Mehr als 130 Millionen. Hunger, der
auch durch Krieg und Vertreibung mit verursacht wird. Wie viele Kinder sterben
auf der Flucht oder verlieren unterwegs Eltern und Geschwister. Oder sie werden
mit Verwandten in Sicherheit gebracht und werden so gezwungenermaßen von den
Eltern getrennt, um zu überleben. So viele werden traumatisiert oder
verstümmelt durch Bombenangriffe oder beim Spielen auf vermintem Gelände und
für ihr Leben beschädigt. Keinen Schutz haben die „fast-noch-Kinder“
die gerade in einem Krieg vor unserer Haustür bei Kämpfen verheizt werden.
Ein
weiteres wichtiges Kinderrecht: Kinder müssen vor körperlicher, seelischer oder
sexueller Gewalt geschützt werden. Erst im Jahr 2000 wurde in Deutschland das „Recht auf eine
gewaltfreie Erziehung“ festgeschrieben. Bis dahin waren Schläge als
„Erziehungsmaßnahme“ nicht verboten. (1)
Und heute: immer mehr Missbrauchsfälle
kommen ans Licht. Unbeschreibliches Leid. Gerade deshalb ist dieser Weltkindertag
so wichtig. Um uns ins Gewissen zu reden. Jedes Kind, dem so Gewalt angetan
wird und dessen Leben zerstört wird, ist ein Kind zu viel. Für mich ist es
schwer zu ertragen, dass so etwas auch in den Kirchen geschehen ist und auch
heute womöglich noch geschehen kann. Ein neugeborenes, schutzbedürftiges Kind
steht am Anfang und im Zentrum unseres Glaubens. Schließlich glauben
Christinnen und Christen, dass Gott in dem Kind Jesus in diese Welt gekommen
ist. Gott zeigt damit, dass ihm die Kinder am Herzen liegen und dass wir gerade
von den Kindern so viel lernen können für unser Miteinander. Und schließlich hat
sich Jesus als Erwachsener für Kinder eingesetzt. Er hat es nicht zugelassen,
dass seine Anhänger die Kinder wegschicken wollten, damit sie nicht stören,
wenn der große Meister spricht. (Basis-Bibel, Markus 10,14) Doch was
Schutzbefohlenen in kirchlichen Einrichtungen angetan wurde und wird, ist nicht
zu entschuldigen. Viel zu viele Erwachsene tragen
diese schreckliche Erfahrung seit Kindertagen mit sich herum und haben nur zu
oft niemanden gefunden, der ihnen geglaubt hat. Christinnen und Christen sind keine
Heiligen, keine besseren Menschen. Und doch: Wir haben einen hohen moralischen
Anspruch an unser Handeln, wenn wir uns an Gottes Geboten und Jesu Worten
orientieren. Und wer in die Kirchen und kirchlichen Einrichtungen kommt,
vertraut darauf: Hier ist ein geschützter Raum, hier ist mein Kind gut aufgehoben.
Und so ist es ja auch in der Regel.
Die Erschütterung ist
dann umso größer, wenn das Vertrauen missbraucht wird. Falls dann doch mal eine
Grenze überschritten wird, wenn ein Kind zum Essen gezwungen oder geschlagen wird,
wenn es sexuell belästigt oder seelisch verwirrt und ausgenutzt wird. Gut, dass
wir in unseren Gemeinden jetzt Schutzkonzepte erarbeitet haben. Damit wir alle
sensibel werden für grenzüberschreitendes Verhalten, es bei uns
selbst rascher wahrnehmen und erkennen, wo unser Einschreiten nötig ist, wenn
wir es woanders sehen oder vermuten.
Das Recht der Kinder auf
Schutz und Fürsorge – daran will ich mich heute besonders erinnern lassen und
Mut machen, sich dafür einzusetzen, wo immer einem Kind Unrecht geschieht.
Es grüßt Sie,
Ihre Barbara Schwahn,
Krefeld.
(1) https://www.menschenrechte.jugendnetz.de/menschenrechte/kinderrechte/ (letzter Abruf 01.09.22)
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/59240_WDR3520220920Schwahn.mp3