Frühmorgens im Krankenhaus. Meine
Mutter wurde eingeliefert wegen starker Hinterkopfschmerzen und Schwindel.
Jetzt muss ich sie erstmal finden. Nervös laufe ich auf die Station. Eine
Krankenschwester raunzt mich an: „Besuchszeit ist erst in 20 Minuten!“
Ich mache mich auf den Weg
zur Krankenhauskantine, kurz vor der Eingangstür spricht mich eine Frau ganz
freundlich an: „Guten Tag, was führt Sie denn so früh hier ins Krankenhaus?“ Sie
ist wohl im Krankenhaus angestellt. Ich erzähle kurz, was passiert ist. Dann
sagt sie: „Schauen Sie mal, hier ist eine Karte mit meiner Nummer, wenn Sie Hilfe
brauchen, dann melden Sie sich einfach, ich bin da.“ Und dann dieser Blick:
tiefes Mitgefühl und gleichzeitig voller Ermutigung. Sie verabschiedet sich
freundlich. Ich bin überwältigt, fühle mich blitzschnell getröstet und bin
trotzdem froh, dass sie wieder weg ist. Sie hat es gespürt, dass ich jetzt
nicht weitererzählen konnte.
Wieviel Kraft und Mut man
jemandem in noch nicht einmal zwei Minuten machen kann! Abends schaue ich auf
die Karte. Zum ersten Mal habe ich erfahren, wie wohltuend es sein kann, eine Krankenhausseelsorgerin
zu treffen. Eine, die die richtigen Worte und Gesten findet und spürt, wann es
genug ist. Wie schön, dass es Menschen gibt, die das Spenden von Trost,
Mitgefühl und Zuversicht zu ihrem Beruf gemacht haben!
Sprecher: Jan Primke
Redaktion: Daniel Schneider
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/59400_1Live20221017Kraft.mp3