Einer mit Rückgrat

Kirche in WDR3 | 24.01.2023 | 00:00 Uhr

Guten Morgen.

Erich Sack war ein ganz

normaler Pfarrer auf dem Land. Wenn Sie seinen Namen noch nie gehört haben, ist das kein Wunder,

es gibt eigentlich nicht viel über ihn zu erzählen. Nun gut, dass er acht Kinder

hatte, sieben Töchter und einen Sohn, das hört sich bemerkenswert an, aber Erich

Sack ist am 1. April 1887 geboren. Damals ist eine solche Kinderschar noch

nichts so Besonderes. Zumal in seiner Heimat Ostpreußen, wo Erich Sack geboren

wird, studiert und dann auch Pfarrer ist. Im Grunde ist er nur einmal aus

Ostpreußen rausgekommen, als er in Hamburg als Hilfsprediger arbeitet.

Da kommt er in Kontakt mit der Arbeit der Diakonissen im Haus Bethlehem.

Sie kümmern sich um Alte, kranke Menschen und Menschen mit Behinderungen. Erich

Sack erkennt: Christlicher Glaube und Handeln – das gehört zusammen. Glauben

heißt, dass ich mich für die Schwachen und Armen einsetze.

Vielleicht bringt ihn das in einen so klaren Gegensatz zu den Nazis. Pfarrer

Erich Sack ist kein Widerstandskämpfer gewesen. Aber er bezeichnet die NSDAP

öffentlich als „nationales Unglück“. Darum ist er bald unter ständiger

Beobachtung der Gestapo. Drei Geheimpolizisten hören seinen Predigten zu. Oft wird

er festgenommen und verhört. Sein Haus wird mehrfach durchsucht. Sein Chef, der

Superintendent, wird gedrängt, ihn aus dem Amt zu entfernen.

Schließlich wird ein kleiner Satz Anlass, ihn zu verhaften. Im Konfirmandenunterricht

hat Erich Sack gesagt: „Ein Volk, das seinen Glauben verleugnet, wird niemals

siegen“. Am 6. August 1942 wird er daraufhin verhaftet und kommt ins Konzentrationslager

Dachau. Dort ist er nichts weiter als die namenlose Häftlingsnummer 25843, muss

jeden Tag harte körperliche Arbeit verrichten und wird dabei, wie alle Häftlinge,

nur unzureichend ernährt. „Vernichtung durch Arbeit“ nennen die Nazis dieses Vorgehen.

Einmal noch darf sein Sohn ihn besuchen. Tief erschüttert ist der über

den erbärmlichen Zustand des Vaters. Am 24. Januar 1943, heute auf den Tag

genau vor 80 Jahren, stirbt Pfarrer Erich Sack im Alter von 56 Jahren an

völliger Erschöpfung.

Viel Spektakuläres kann ich also über diesen Mann nicht erzählen. Er ist

ein ganz normaler Pfarrer auf dem Land gewesen, ein ganz normaler

Familienvater. Aber er hatte eine Überzeugung, einen Glauben, aus dem er

unerschrocken gehandelt hat. Das hat ihn das Leben gekostet.

Hätte ich solchen Mut gehabt? Ich weiß es wirklich nicht. Und natürlich

kann man fragen: Was hat das gebracht, dass er gestorben ist, dass seine

Familie ohne Vater sein musste? Wäre der Krieg einen Tag später zu Ende gewesen,

wenn er geschwiegen hätte? Wahrscheinlich nicht.

Aber ich meine, es ist gut, an Meschen wie Erich Sack zu erinnern. Der

einfach nur gesagt hat, wovon er überzeugt ist. Der einfach aufrichtig und bei

sich geblieben ist. Das möchte ich auch sein.

Wie sagte schon Bettina Wegner on ihrem berühmten Lied „Sind so kleine

Hände?“

„Gerade, klare Menschen wär‘n ein schönes Ziel

Leute ohne Rückgrat hab´n wir schon zu viel.“

Viel Rückgrat an diesem Tag, wünscht Pfarrer Klaus

Künhaupt aus Essen.

Quelle:

https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Sack (letzter Abruf 02.01.2023)

Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/60182_WDR3520230124Kuenhaupt.mp3

  • 24.1.2023
  • Klaus Künhaupt
  • © CCO Pixabay
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