Wie ein kleiner See

Kirche in 1Live | 06.04.2022 | 00:00 Uhr

Das Wort Seele kommt von dem

Wort See oder besser gesagt kleiner See – Seele halt. Klingt total banal. Ist

aber ein total gutes Bild.

Einen kleinen See kann ich mir

viel einfacher vorstellen als die Seele: das Wasser ist manchmal ganz ruhig,

die Sonne spiegelt sich auf der Oberfläche – wunderbar. Ein See kann stürmen,

Wind peitscht von außen, er ist in Aufruhr und schlägt um sich. Nachts liegt

der See im Dunkeln. Der See entsteht nicht einfach so, er ist umrandet von

Wiesen oder Wäldern, die ihn erst zu dem machen, was er ist. Ein See kann tief

sein, kaum zu ergründen oder ganz flach und leicht zugänglich. Das Wasser im See

kann fröhlich hüpfen, sich in der Sonne baden und das Licht und die Wärme nach

außen reflektieren. Ein kleiner See bietet Nahrung für viele Lebewesen, wir

können darin schwimmen und uns freuen. Er kann vergiftet werden, krank sein, er

kann erstarren, vertrocknen oder zu Eis werden. Doch, und das ist das

Faszinierende an einem kleinen See, er kann nie ganz einfrieren.

So stelle ich mir unsere

menschliche Seele vor: Sie kann

fröhlich, nachdenklich, traurig, aufgewühlt, verschlossen oder erstarrt sein,

doch sie wird nie erfrieren. Weil ich fest daran glaube, dass Gottes Liebe zu

uns viel stärker ist, als alles andere. Daran denke ich, wenn ich Menschen

aufgeben will. Wenn ich Gefahr laufe, mich selbst aufzugeben. Dann stelle ich mir

den kleinen See vor. Ganz banal, aber ganz lebendig.

Sprecherin: Lisa Kielbassa

Redaktion: Daniel Schneider

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  • 6.4.2022
  • Manuela Kraft
  • © CCO Pixabay
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