Das Wort Seele kommt von dem
Wort See oder besser gesagt kleiner See – Seele halt. Klingt total banal. Ist
aber ein total gutes Bild.
Einen kleinen See kann ich mir
viel einfacher vorstellen als die Seele: das Wasser ist manchmal ganz ruhig,
die Sonne spiegelt sich auf der Oberfläche – wunderbar. Ein See kann stürmen,
Wind peitscht von außen, er ist in Aufruhr und schlägt um sich. Nachts liegt
der See im Dunkeln. Der See entsteht nicht einfach so, er ist umrandet von
Wiesen oder Wäldern, die ihn erst zu dem machen, was er ist. Ein See kann tief
sein, kaum zu ergründen oder ganz flach und leicht zugänglich. Das Wasser im See
kann fröhlich hüpfen, sich in der Sonne baden und das Licht und die Wärme nach
außen reflektieren. Ein kleiner See bietet Nahrung für viele Lebewesen, wir
können darin schwimmen und uns freuen. Er kann vergiftet werden, krank sein, er
kann erstarren, vertrocknen oder zu Eis werden. Doch, und das ist das
Faszinierende an einem kleinen See, er kann nie ganz einfrieren.
So stelle ich mir unsere
menschliche Seele vor: Sie kann
fröhlich, nachdenklich, traurig, aufgewühlt, verschlossen oder erstarrt sein,
doch sie wird nie erfrieren. Weil ich fest daran glaube, dass Gottes Liebe zu
uns viel stärker ist, als alles andere. Daran denke ich, wenn ich Menschen
aufgeben will. Wenn ich Gefahr laufe, mich selbst aufzugeben. Dann stelle ich mir
den kleinen See vor. Ganz banal, aber ganz lebendig.
Sprecherin: Lisa Kielbassa
Redaktion: Daniel Schneider
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