Hecktisch
tippe ich eine Nachricht nach der anderen in mein Handy. „Was ist los mit
dir?“, fragt mich Kai. Wir sitzen im Biergarten. „Du bist so rastlos.“ Mit
diesem Satz hat er meine Situation gut in Worte gefasst. „Ah, sorry. Ich habe
gerade versucht, die Fahrradtour mit Lena auf Dienstag zu schieben. Aber dann
habe ich vergessen, dass wir mit unserer Freizeittruppe kicken wollen und abends
hat Lars mit seiner Theatertruppe Premiere und Mittwoch hat mich Nora zum Brunchen
eingeladen. Das ist alles viel gerade.“
„Und wann hast du mal Zeit für dich?“ Wieder
trifft Kai den Nagel auf den Kopf. Er kennt mich schon ziemlich lange und
ziemlich gut. „Eigentlich nur, wenn zufällig mal jemand nicht kann und absagt“,
gestehe ich ihm und irgendwie auch mir selbst ein. „Also ich lehne mich jetzt
mal ganz weit aus dem Fenster und sage: Das reicht nicht“, sagt Kai. „Du warst
schon immer jemand, der Zeit für sich und seinen eigenen Kram braucht. Und wenn
du in dem Tempo weiter machst, kriegst du noch ein Burn Out von deinem ganzen
Freizeitstress.“
Ich
nicke. Freizeitstress – ein Widerspruch in sich. Oder? „Das sind ja alles
schöne Sachen, ich hab einfach nicht genug Zeit, um alles entspannt unter einen
Hut zu bringen.“
Kai
prostet mir mit seinem Glas zu: „Erstmal Glückwunsch, dass du so viele Menschen
hast, die Zeit mit dir verbringen möchten. Und dann noch ein Tipp: Den Satz ´Hey
pass auf, heute klappt es leider nicht. Es wird mir alles zu viel´ solltest du
dir mal speichern und ab und zu einfach mal copy-pasten.“
Sprecher: Jan Primke
Redaktion: Daniel Schneider
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