Taizé

Kirche in WDR3 | 31.12.2022 | 00:00 Uhr

aktualisierte Sendung vom 14.04.18, WDR3-5

Musik 1: Track 1 The Bells of Taizé von CD: Music of Unity and

Peace – Taizé, Deutsche Grammophon 2014, LC 0173.

Autorin: Das kleine burgundische Dorf Taizé. Etwa 80 Kilometer nördlich

von Lyon liegt es auf einem Hügel. Taizé – das ist auch der Name der

Ökumenischen Gemeinschaft von fast einhundert Brüdern, die hier leben. Sie

kommen aus über 25 Ländern der Erde.

Musik 2: Tack 20 Laudate omnes gentes (Sung quickly) von CD

Laudate omnes, Komponist / Melodie und Satz Jaques Berthier, Taizé 1978,

Interpreten: Taizé, opyright: Ateliers et Presses de Taizé / T 566, 2002/2008,

LC: k.A., EAN: 3295750005666.

Autorin: Taizé – rund 100.000 Jugendliche und junge Erwachsene aus aller

Welt kommen Jahr für Jahr hierher zum Singen, Beten, Diskutieren. Was treibt

Jugendliche raus aus der Komfortzone hierher – und das seit vielen Jahrzehnten?

O-Ton 1 Johanna

Holzhauer: Das Besondere an Taizé ist, dass man so viele andere trifft, die

dort wo sie leben sich engagieren auf ihre eigene Art: in ihren Gemeinden, in

den Gewerkschaften, …. Und das verbindet miteinander. Und dadurch sind

unglaubliche Netzwerke entstanden auch im Geheimen übrigens in die Länder des

Ostens.

Autorin: Johanna Holzhauer

ist Fernsehjournalistin. Sie zog es schon mit 16 Jahren nach Taizé. Das war zu

Beginn der 70er Jahre. Sich verständigen. Einander über die Grenzen hinweg näherkommen.

Das klappt bis heute. Zum Beispiel beim „45. Europäischen Jugendtreffen von

Taizé“, das gerade in Rostock und Umgebung stattfindet.

Sehen, dass wir alle gleich sind. Nicht mitmachen, wenn

rassistische Parolen ausgegeben werden. Das war schon ein Anliegen des Gründers

und ehemaligen Priors von Taizé, Frère Roger Schutz. Er ließ sich nicht auf die

nationalsozialistischen Parolen des Dritten Reiches ein. Er gründete eine

christliche Gemeinschaft und versteckte Juden und politische Flüchtlinge. Das

Leben der Menschen teilen. Für Frère Roger Schutz gehörten politisches

Engagement und Beten zusammen.

Sprecher 1: „Was ist das für ein Frieden, den

Gott schenkt?“ Es ist zunächst ein innerer Frieden, ein Frieden des Herzens.

Dieser innere Friede erlaubt es, einen hoffnungsvollen Blick auf die Welt zu

richten, auch wenn Gewalt und Konflikt die Welt zu zerreißen und kaputt zu

machen drohen. (1)

Autorin: Taizé als

Quelle der Hoffnung, als Motor des Friedens und der Befreiung. Johanna

Holzhauer hat selbst mitgemacht. Hat als Studentin heimlich Briefe aus Taizé

und Matritzen zur Vervielfältigung von christlichen Flugschriften in die

ehemalige DDR eingeschleust. Was wünscht Johanna Holzhauer der ökumenischen

Bewegung von Taizé, wenn sie auf das heutige Europa blickt?

O-Ton 2 Johanna Holzhauer: Dass sie weiter ihre Kraft entwickelt. Wir

haben ja die Situation, dass Taizé vor allen Dingen nach der Öffnung der Mauern

ein großer Anziehungspunkt für Jugendliche aus ganz Osteuropa geworden ist.

Autorin: Was die Jugendlichen aus den multinationalen und multikonfessionellen

Treffen in Taizé mitnehmen, erzählt mir Frère Timothée aus Taizé. Ich treffe

ihn vor einem Jahr, Silvester 2021. Und er erzählt, wie es ist, wenn russische

und ukrainische Jugendliche in Taizé aufeinandertreffen und die Spannungen, die

es zwischen ihren Ländern an den Grenzen gibt, mitbringen.

O-Ton 3 Frère Timothée: Wenn dann russische Jugendliche

und ukrainische Jugendliche auf einem neutralen Boden bis zu einem gewissen

Grad sich über andere Dinge unterhalten konnten und merken konnten. Okay. Sind

auch junge Leute wie wir, die sich auch mit Fragen beschäftigen, die jetzt

zufällig auf unterschiedlichen Seiten politischer Landesmäßiger Art dann

stehen. Aber wenn man mal ein Gesicht hat, es ist immer schon wieder was

anderes, als wenn man irgendwie abstrakte Personengruppen über Medien

wahrnimmt. Und das bleibt natürlich etwas, was so im Rahmen der Treffen auch

sehr, sehr spannend ist.

Autorin: Die Treffen der Jugendlichen wirken wie ein Gegengift zu

Krieg und Gewalt.

O-Ton 4 Johanna Holzhauer: Man kann nur durch das Erfahren von anderen

sehen, dass sie keine Feinde sind, vor denen man Angst haben muss. Nur in der

persönlichen Begegnung gibt es diese Chance.

Autorin: Einen friedvollen

Silvesterabend und ein gesegnetes neues Jahr!

(1)

https://de.zenit.org/articles/unvollendeter-brief-von-frere-roger-von-taize/ (letzter Abruf

26.3.2018)

Weitere Informationen: http://www.taize.fr/de und https://taizerostock.de/das-treffen/

  • 31.12.2022
  • Petra Schulze
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