Gerecht

Kirche in 1Live | 03.05.2022 | 00:00 Uhr

Nico jobbt nebenher. Die

Aufträge werden über eine App vermittelt, der Verdienst steht von vornherein

fest, normalerweise gibt es da keine Überraschungen. Nur neulich, da hat er was

ziemlich Krasses erlebt. 150 Euro waren vereinbart für einen Tag Kisten

schleppen bei einer Umzugsfirma. Nico hat direkt morgens angefangen. Das ging

ganz schön in die Knochen. Die Firma hatte Personalnot, mittags kamen noch

weitere Helfer dazu, auch am Spätnachmittag noch, die haben dann teilweise nur

noch eine Stunde gearbeitet.

Tja, und abends bekamen alle

ihren Lohn – und was passierte? Jeder bekam 150 Euro. Nico dachte nur: Hallo,

geht‘s noch? Ich schleppe den ganzen Tag Kisten für 150 Euro und ein anderer

nur eine Stunde und bekommt das Gleiche? Wie ungerecht ist das denn? Der Chef

aber meinte nur: 150 Euro waren vereinbart – und zwar mit jedem. Du hast deinen

vereinbarten Lohn bekommen – ist er etwa dadurch geringer geworden, weil ich zu

anderen so großzügig war? Joa, da fiel Nico dann erstmal nichts zu ein.

Diese Geschichte über eine spezielle Auffassung von Gerechtigkeit steht in der

Bibel. Nicht mit Nico und Kisten schleppen, sondern mit Arbeitern in einem

Weinberg, aber inhaltlich ist es genau das. Und die Geschichte regt mich immer

wieder auf. Weil ich es auf der einen Seite total ungerecht finde und mich

andererseits trotzdem frage: Könnte an dieser Form, miteinander umzugehen nicht

doch etwas dran sein?

Sprecher: Jan Primke

Redaktion: Daniel Schneider

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/58047_1Live20220503SchmitzDowidat.mp3

  • 3.5.2022
  • Annette Schmitz-Dowidat
  • © CCO Pixabay
Downloads