Guten Morgen!
Vor allem für alle, die Andreas heißen. Denn heute ist
der Tag des Apostels Andreas. Mit Heiligen haben wir es ja eigentlich nicht so
in der evangelischen Kirche. Martin Luther hat die Feste der Heiligen aus dem
evangelischen Kalender gestrichen. Heilige waren so etwas wie Vermittler zwischen
Gott und den Menschen. Dieser Mittler ist für Luther einzig Christus. Und er
meint: Ich brauche keine Vermittlungsstelle zwischen Gott und mir, sondern ich
habe einen direkten Draht. Ich kann selbst mit Gott sprechen, zu ihm beten, ihn
um etwas bitten und ihm meine Sorge klagen oder meine Schuld. Trotzdem war auch
Luther der Meinung, dass Heilige wichtig sind. Sie können mir ein Vorbild sein.
Ich kann mir ein Beispiel an ihrem Leben nehmen.
So sind die Heiligen nicht einfach aus dem evangelischen
Gottesdienst und dem Leben evangelischer Christinnen und Christen verschwunden.
Ihre Rolle hat sich gewissermaßen geändert. Sie sind nicht mehr so präsent.
Aber ich kann sie noch entdecken. Und das sogar im evangelischen Festkalender.
Heute, am 30. November, ist so ein Heiligentag auch
für Evangelische. Der Tag des Apostels Andreas. Sogar Gottesdienste sind heute
vorgesehen. Aber ich denke, nur in den wenigsten evangelischen Gemeinden wird
der Tag gefeiert. Schade eigentlich.
Der Apostel Andreas ist einer der zwölf Jünger Jesu.
Auch sein Bruder, Simon Petrus, ist ein Jünger. Als der erste Bischof von Rom,
und damit der erste Papst, ist Petrus wahrscheinlich deutlich bekannter als
dein Bruder Andreas. Aber, ich finde, es lohnt sich, auch Andreas ein wenig
besser kennenzulernen.
In der Bibel heißt es, dass Andreas aus Bethsaida
kommt, einem Dorf am See Genezareth. Wie sein Bruder Petrus, ist er Fischer. Er
soll der erste Jünger von Jesus überhaupt gewesen sein. Darum nennt man ihn
auch den „Erstberufenen“. Andreas hat Petrus dann begeistert von Jesus erzählt.
An vielen Stellen in der Bibel steht Andreas ganz weit vorne in der Liste der
Jünger. Viel mehr erfahren wir in der Bibel leider nicht über ihn.
Die so genannten Kirchenväter erzählen mir mehr.
Kirchenväter sind Männer, die vom ersten bis zum achten Jahrhundert nach
Christus viele Texte geschrieben und zur Lehre des Christentums maßgeblich beigetragen
haben. Hier kann ich lesen, dass Andreas an vielen Orten predigt und vielleicht
sogar Bischof gewesen ist. Er macht sich aber nicht nur Freunde mit seinen
Predigten und Taten, wird zum Tode verurteilt und gekreuzigt. Sein Kreuz soll
schräge Balken gehabt haben. Die Andreaskreuze – wie sie an Bahnübergängen zu
sehen sind – sind nach ihm benannt.
Die Brüder Andreas und Petrus verbinden die Kirchen im
Westen und im Osten. Denn so wie Petrus der erste Papst gewesen sein soll, gilt
Andreas als Vorgänger des Erzbischofs von Konstantinopel und des Ökumenischen
Patriarchen. Andreas ist also die zentrale Person der orthodoxen Kirche. So ist
er der Nationalheilige unter anderem von Griechenland, Russland und der
Ukraine.
Mit Heiligen haben wir es ja nicht so in der
evangelischen Kirche. Schade eigentlich. So viel könnte ich Ihnen noch von
Andreas, seinem Bruder und den anderen Vorbildern im Glauben erzählen. Und so
wünsche ich mir manchmal, dass auch wir in der evangelischen Kirche die
Heiligen nicht so leichtfertig aus dem Blick nehmen.
Ihr Pfarrer Oliver Mahn aus Köln.
Weitere Informationen:
https://www.luther2017.de/neuigkeiten/luther-und-die-heiligen/index.html (letzter Abruf 06.11.22)
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
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