OMG

Kirche in WDR3 | 20.03.2023 | 00:00 Uhr

Guten Morgen!

Die Menschen um mich herum werden immer

frommer! Ja, sie fangen an zu beten, immer häufiger! Und dabei treten so viele

aus den Kirchen aus. Ich versteh das irgendwie nicht. Auf der einen Seite

wollen viele mit Kirche nichts mehr zu tun haben. Auf der anderen Seite beten

viele mitten im alltäglichen Leben zu Gott. Woran ich das festmache, dass immer

mehr Menschen beten? "Oh, mein Gott!", höre ich oft. Oder: "Ach,

du lieber Gott!" Oder: "Um Himmels Willen!" Das kennt man schon

länger. Auch im Gebrauch: "Ach, Gottchen!" Und: "Gott sei

Dank!", sagen auch viele so daher.

Ich vermute mal, dass diese Häufung durch eine gewisse Amerikanisierung unserer

Gesellschaft kommt. In so manchen Soaps oder Realityshows aus den USA hört man

es immer wieder: "Oh, my God!" Es wurde so gewöhnlich, dass es dafür

sogar eine häufig gebrauchte Abkürzung gibt: OMG (englisch). OMG auf Deutsch.

Ich zucke immer zusammen, wenn ich es in meiner Umgebung höre: beim Einkaufen,

in der Schule, bei Freunden, in der Familie. Ich fände es so schön, wenn es

ernst gemeint wäre. Wenn die Menschen das „Oh, mein Gott“ als das ansehen

würden, was es eigentlich ist: ein Gebet. Eine Anrufung Gottes. Ich vermute

nur, dass es das nicht ist. "Oh, mein Gott!" scheint mir eine Floskel

zu sein, die man so dahin sagt. Und nur ganz selten ein bewusstes Gebet.

Manchmal passiert es mir, dass ich irgendetwas mache und jemand reagiert darauf

mit dem OMG, Oh, mein Gott. Und ich sage dann: "Heddo reicht völlig, Gott

bin ich nun mal nicht!" Oder ich sage: "Du brauchst jetzt aber nicht

gleich anfangen zu beten." Meistens ernte ich irritierte Blicke. Weil es meinem

Gegenüber gar nicht bewusst ist, was es da gerade sagt. Schade eigentlich.

Also, wenn Sie zu den OMG-Leuten gehören, bitte denken Sie vorher darüber nach,

ob Sie wirklich gerade beten wollen. Wenn nicht, dann können Sie es sich ruhig

sparen.

Ja, sparen Sie sich doch dieses Gebet

für einen stillen Moment auf. Einen Moment, an dem Sie wirklich diesen Gott

anrufen möchten. Gott macht uns nämlich ein Versprechen. Wenn wir zu ihm beten.

Kann man in der Bibel nachlesen, Psalm 91. Gott sagt: "Wenn du mich rufst,

antworte ich dir. Ich bin für dich da, wenn dir Gefahr droht. Ich reiße dich

heraus und sorge dafür, dass du wieder zu Ansehen kommst." (1)

Dazu sage ich nur: "Gott sei

Dank!"

Ihr

Pastor Heddo Knieper aus Soest.

(1)

Nach Psalm 91,15; BasisBibel. Altes und Neues Testament, © 2021 Deutsche

Bibelgesellschaft, Stuttgart.

Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/60637_WDR3520230320Knieper.mp3

  • 20.3.2023
  • Heddo Knieper
  • © Foto von Dev Benjamin auf Unsplash
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