Was mit Brot und Wein

Weinverkostung mit theologischen Gesprächen

Max Kugel, Andreas Archut und Pfarrer Joachim Gerhardt (v.l.n.r.) verstehen was von Brot und Wein. (Foto: Johanna Nolte)

Mit wem spricht man wohl besser über das Thema „Brot und Wein“ als mit einem Pfarrer und einem Bäcker? Deshalb hatte Andreas Archut, Gastgeber der „Was mit Wein“ -Veranstaltungen, Lutherkirchenpfarrer Joachim Gerhardt und den Kultbäcker aus der Bonner Südstadt, Max Kugel, zum Gespräch eingeladen. Das Format: Die Verkostung von sechs Weinen mit dem jeweils passenden Brot – dazu mal heitere, mal tiefgründigere Gesprächsthemen und viele Informationen über Backwerk und Rebensaft.

Max Kugel begeistert mit seinem Konzept „Da wo´s nur Brot gibt“ bereits im dritten Jahr die Bonnerinnen und Bonner. „Die Bäckereien haben zwischen Fertigbackmischungen und Filialisierung ihre Seele verloren. Wir konzentrieren uns wieder auf das Wesentliche: „nur“ Brot – aber das richtig gut.“ Wie passend, dass auch Martin Luther ein hoher Wertschätzer des Handwerks und vor allem der Backkunst war, weiß Pfarrer Gerhardt zu berichten und zitiert: „Gott ist ein glühender Backofen voller Liebe.“ Wo aus Beruf Berufung werde und Menschen mit Feuereifer und Herzblut bei der Sache seien, verändere man die Welt – in der Backstube ebenso wie in der Kirchengemeinde.

Was Max Kugels Brote von denen der Konkurrenz unterscheidet, sind nicht nur die regionalen Biozutaten sondern auch die lange Teigruhe. Denn Teig braucht Zeit, um seinen vollen Geschmack zu entfalten. Das alles seine Zeit braucht bzw. hat, steht schon in der Bibel (Prediger Salomo, Kap. 3). Und wie im Leben alles seine Zeit hat – geboren werden, sterben, pflanzen, ernten – gibt es auch Brote für jede Zeit/Gelegenheit (und natürlich den passenden Wein dazu). So ist Weißbrot nicht gleich Weißbrot: Das luftige Baguette, das bei Max Kugel als „Bonnette“ verkauft wird, ist beispielsweise ein Brot für einen „netten Abend mit Freunden“ und eine stilvolle Weinprobe. Das „Föhrer Weißbrot“, das durch seinen Grießanteil an die sandigen, manchmal rauhen Strände Ostfrieslands erinnert, ist hingegen ein echter Alltagsbegleiter.

Bei so vielen verschiedenen Brotsorten wird Essen immer mehr zur Religion – nicht nur bei der Frage bio oder nicht bio. „In eine Religion wird man hineingeboren und irgendwann entscheidet man sich dafür oder dagegen“, erklärt Max Kugel. Ebenso sei es beim Brot: „Man kennt ein bestimmtes Brot aus dem Elternhaus, aber trotzdem bleibt nicht jeder sein Leben lang bei dieser Sorte, sondern lernt andere Geschmäcker oder Produktionsweisen schätzen und orientiert sich um.“

Dass unser täglich Brot immer einen hohen Stellenwert hatte, zeigt schon, dass das Wort „Brot“ rund 350 mal in der Bibel vorkommt: Als ungesäuertes Brot beim Auszug aus Ägypten, beim Wunder der Brotvermehrung oder beim letzten Abendmahl. „Essen war für Jesus zentral und ein Gemeinschaft stiftendes Element“, erzählt Joachim Gerhardt. „Er hat mit Zöllnern gegessen, mit seinen Jüngern das Brot gebrochen und mit fünf Broten 5.000 Personen gesättigt.“ Die Botschaft: Da, wo wir teilen, reicht es für alle – das muss nicht zwangsläufig Brot sein. So übersetzte der Grönlandmissionar Hans Egede im 18. Jahrhundert den Bibelvers aus dem Vater unser für die Inuit mit „unseren täglichen Seehund gib uns heute“. „Es geht nicht um Brot oder Seehund“, so Pfarrer Gerhardt, „sondern darum, dass ich mir bewusst mache, für welche alltäglichen Dinge ich dankbar bin.“

Die Dankbarkeit der Kundinnen und Kunden haben Max Kugel und sein Team in den letzten Monaten während der Corona-Pandemie besonders zu spüren bekommen. Als über Nacht fast alle Läden schließen mussten, wurden die Lebensmittelläden zu Grundversorgern. „Als Bäcker habe ich die Verantwortung, die Menschen in meinen Viertel zu versorgen. Selbst wenn alles still steht: Mit Mehl, Wasser und Hefe geht immer noch was.“ Die Pandemie habe auch ihr Gutes: „Corona hat die Menschen wieder für Qualität und Regionalität sensibilisiert – der Respekt für Lebensmittel ist wieder da.“

Auch die Kirche war in dieser Zeit als „Grundversorger“ gefragt: „Die Seelsorge fällt bei Kontaktsperre schwer, doch gerade in der Krise darf man Menschen nicht alleine lassen.“ Deshalb entwickelte Joachim Gerhardt, der nicht nur Gemeindepfarrer sondern auch Pressepfarrer im Evangelischen Kirchenkreis Bonn ist, ein digitales Angebot mit gestreamten Gottesdiensten und allabendlichen Orgelkonzerten aus verschiedenen Kirchen in Bonn und der Region.

Selbst der Weinhandel wurde in den letzten Monaten „digitalisiert“: „Weinkauf per Mausklick oder eine Online-Verkostung sind keine Seltenheit mehr“, erzählt Andreas Archut. Dass während der Corona-Pandemie der Weinabsatz sogar um 30 Prozent zunahm, erklärt der Weinexperte augenzwinkernd so: „Corona bringt einen temporären Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns mit sich. Da ist es wichtig, regelmäßige (Geschmacks)Tests durchzuführen.“

Bleibt abschließend noch die Frage zu klären, welches Brot und welcher Wein sich zum Abendmahl eignen. „Es muss nicht zwangsläufig ein Rotwein in Anlehnung an das „vergossene Blut“ Christi sein“, meint Joachim Gerhardt. Der Wein erinnere an Jesu Worte „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben“, sie drücken die Verbindung zu Jesus Christus, die im Abendmahl spürbar wird, aus. „Deshalb kann man ebenso gut Weißwein oder Traubensaft trinken“, so Gerhardt – „um die Schöpfung zu waren am liebsten vom regionalen Bio-Bäcker und Winzer.“

  • 17.8.2020
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