Guten Morgen.
„Be strong and of good courage.“
Frei übersetzt: Sei stark und fürchte dich
nicht.
Ein Satz, der mit Queen Elizabeth eng
verknüpft ist.
Im Februar 1952 besteigt Elizabeth Alexandra
Mary Windsor den Thron. Und im Juni 1953 feiert die Welt die Krönung von Queen
Elizabeth II. auf den Straßen Londons und im ganzen Commonwealth. Möglich
macht’s die Liveübertragung im Fernsehen. Es herrscht Aufbruchstimmung.
Mit Elizabeth besteigt eine humorvolle und
scharfsinnige Frau den britischen Thron. Das Commonwealth freut sich auf seine
junge, schöne Königin und gleichzeitig bröckelt es an allen Ecken und Enden. 70
Jahre und 214 Tage wird von da an Elizabeth tun, was sie schon als Prinzessin
versprochen hat: "Ich
erkläre, dass mein ganzes Leben, mag es kurz oder lang sein, dem Dienen
gewidmet sein soll."
Also Krönung, Während sich die 27-jährige
Elizabeth in Westminster Abbey umgeben von Geistlichen nichts anmerken lässt
von Lampenfieber oder von der Angst vor der eigenen Courage, singt der
Westminster Chor: „be strong and of good courage“. – Sei stark und fürchte dich nicht.
Ein Satz von Gott. Ein Satz aus der Bibel.
Der sicher auch einer Königin guttut. Die auch das weltliche Oberhaupt der
anglikanischen Kirche ist. Ein Satz, der nach Gottvertrauen schreit. Denn das
Motto von Elizabeth II. „never explain – never complain“ – also: „niemals
erklären, niemals beschweren“ – heißt ja nicht, frei von Angst zu sein;
heißt ja nicht perfekt und über alles erhaben zu sein. Vielmehr beschreibt es
Elizabeths Arbeitshaltung: effizient und nüchtern. Und mit einem Hauch Humor.
„Man sollte sich selbst nicht zu ernst
nehmen, niemand hat das Monopol auf Weisheit.“, soll sie gesagt haben. Ihre Premierminister, all die
Regierungen, die sie in den über 70 Jahren kommen und gehen sah, die sahen das
anders. Nicht zuletzt Boris Johnson, bei dem es mir an ihrer Stelle sicher
schwergefallen wäre, dieses „never explain – never complain“.
Ich habe sie bewundert, die Queen. Und ich
habe mich ein ums andere Mal gefragt, warum gibt’s bei uns nicht so eine
humorvolle kleine Frau, die allein durch Anwesenheit Mut macht: Mut dazu,
Farben zu tragen, Mut dazu, mit kleinen Gesten, politische Statements zu
setzen, Mut dazu, für mehr einzustehen als nur für sich selbst. Ich denke da an
das pro Europa-Statement, einfach durch die Wahl der Farbe ihrer Kleidung.
Mit Queen Elisabeth II. ist gestern, am 08.
September 2022 eine meiner Heldinnen gestorben. Mein ganzes Leben lang habe ich
nach England geschaut und die Prinzen William und Harry um so eine Großmutter
beneidet. Meine konnte nämlich weder Jeep fahren noch Panzer reparieren. Dafür
war meine aber da, wenn ich traurig war.
Äußerlich schien sie stark, ja hart.
Im letzten Jahr hat dann die Welt mit ihr
getrauert. Das Bild der Queen, allein im Chorgestühl von Westminster Abbey geht
mir nicht aus dem Kopf. Prinz Phillip war gestorben. Und nach 75 Jahren Ehe,
nach all den Jahren voller Liebe sagt Elizabeth: „Trauer ist der Preis, den
wir für Liebe zahlen.“ Und so gut es geht, macht sie weiter: Sei stark und
fürchte dich nicht. Das ist vielleicht das eigentliche Motto dieser Frau, die
mir sehr fehlen wird.
In aller Unsicherheit, Gottvertrauen wie die
Queen haben, das wünsche ich mir für mein Leben und das wünsche ich Ihnen. Denn
Gott ruft uns allen – royal oder eben auch nicht – zu: „Sei stark und
fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir.“
So
bleibt mir zu sagen:
„Thank
you for your service, Ma’am!“
Es
grüßt Sie, Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel aus Odenthal.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
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