Guten Morgen.
Heute schon was vor? Vielleicht möchten
Sie ja mit mir mitkommen. Bei mir hier, neben dem Frühstückstisch, steht mein
noch fast neuer Wander-Rucksack bereit für diesen Tag. Neue Sachen geben mir
immer so ein freudiges Kribbel-Gefühl. Heute ist es auch noch Vorfreude dazu:
Ich will mich heute bewegen. Im Wald. Zu meinem Glück gibt es fast direkt
vor meiner Haustür ein riesiges Wandergebiet. Und Wandern, das tut mir einfach
gut, habe ich festgestellt. Es gibt mir das Gefühl, im wahrsten Sinne des Wortes ein Stück
rauszutreten aus dem Alltag. Um dann, Schritt für Schritt, mir selbst immer
näher zu kommen. Mir selbst und den Gedanken, die sonst keinen Platz haben.
Und, ich bin ehrlich: Manchmal komme ich auch Gott im Wald näher als in einer
Kirche.
Wenn der Schotter unter meinen Schuhen
knirscht oder der weiche Waldboden sanft federt; wenn der Wind in den Blättern
rauscht und in einer Birke ganz anders klingt als in einer Kiefer. Dann ist es,
als könnte ich der Schöpfung beim Atmen lauschen und mit den Füßen Gottes
Fingerspitzen berühren.
Für mich kein Wunder, dass Wandern zum
neuen Trend geworden ist. Bäume und Berge statt Ballermann – mir gefiel das ja
schon immer besser. Ich staune nur ab und zu wie manche Menschen
unterwegs sind. Wenn ich mit meinen dicken Wanderschuhen über Stock und Stein
kraxle und dabei von Vätern in Flipflops, mit Kind auf den Schultern überholt
werde zum Beispiel. Und wenn diese dann dabei noch entspannt direkt am Abgrund
laufen, wo neben ihnen der Fels 600 Meter in die Tiefe fällt. Gerade erst
wieder bei meinem Sommerurlaub in Norwegen erlebt. Ich frage mich dann immer:
Habe ich jetzt neben meiner Höhenangst einfach nicht genug Gottvertrauen, bin
ich total unsportlich oder einfach nur nicht wahnsinnig genug?
Ich hab´ jetzt gelesen: In einigen
Bereichen Italiens muss man inzwischen bis zu 2500 Euro Strafe zahlen, wenn man
beim Wandern in Flipflops erwischt wird. Weil dann doch inzwischen zu viele
Menschen in Not geraten. Also: Doch lieber Wanderschuhe und Vorsicht.
Obwohl: Zu biblischen Zeiten gab es auch
kein festes Schuhwerk. Was wohl Mose an den Füßen trug, als er die Israeliten
durch die Wüste führte? Und als er auf den Berg Sinai kletterte, um dort die
Zehn Gebote in Empfang zu nehmen? Und vermutlich haben die Väter und Mütter auf
dem Weg durch die Wüste auch ihre Kinder auf den Schultern getragen. Da war
aber ganz sicher viel Gottvertrauen – und weniger Wahnsinn – mit den Wandernden
auf dem Weg. Gottes Volk – Sie merken es – ist übrigens schon von Anfang an ein
wanderndes Volk. So neu ist der Trend also gar nicht. Auf Gottes Wort hin
machten sich schon immer Menschen zu Fuß auf den Weg.
Vielleicht ist das ja auch was für Sie
heute: Gehen Sie einfach ein Stück, mit Gott. Vielleicht in den Wald.
In der Bibel steht: „Glücklich ist der
Mensch, der Lust hat an der Weisung Gottes. Er gleicht einem Baum, der am
Wasser gepflanzt ist. Er trägt Früchte zu seiner Zeit und seine Blätter welken
nicht.“ (Psalm 1,1-3 in Auszügen, frei nach Luther 2017, Bibel in gerechter
Sprache)
Quellen:
Flip-Flop-Verbot
in Italien: https://www.sueddeutsche.de/panorama/italien-flipflop-verbot-1.4352604 (zuletzt abgerufen am 15.08.22)
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
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