„Neue Zielgruppen erreicht“ – Bildungsangebote in Coronazeiten

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„Raus aus den eigenen Echokammern“: Pfarrer Martin Engels, Motor evangelischer Erwachsenenbildung in Bonn (Foto: J. Gerhardt)

Anmoderation: Wenn es um Bildung in Zeiten von Corona geht, dann reden wir meistens über Schulen und Kindergärten. Das ist auch richtig so, aber wir dürfen dabei einen anderen Bereich nicht ganz vergessen, nämlich die Erwachsenenbildung. Ein Gebiet auf dem gerade die Kirchen sehr aktiv sind. Wir haben uns deshalb mal umgehört bei einer evangelischen Einrichtung in Bonn. Da hat sich ganz viel verändert:

Martin Engels: … weil wir von einer fast ausschließlich analogen Arbeit hin zu einer fast ausschließlich digitalen Arbeit jetzt zur Zeit der Pandemie gegangen sind.

 

Joachim Gerhardt: sagt Pfarrer Martin Engels, Leiter des Evangelischen Forums in Bonn. Im Schnelltempo hat die evangelische Erwachsenenbildung technisch aufrüsten müssen. Eine Riesen-Herausforderung für alle – aber ohne Alternative.

Martin Engels: … zum einen für die Referentinnen und Referenten, sich darauf einzustellen, nur noch über Videokonferenzen zu arbeiten, zum anderen aber auch für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von zu Hause aus, aus ihren eigenen Wänden, an Bildungsveranstaltungen teilzunehmen.

 

Joachim Gerhardt: Viele haben auch hier gestöhnt und den Aufwand zuerst gescheut. Für Martin Engels ist die Krise aber auch eine Chance:

 

Martin Engels: Schön ist, dass wir es geschafft haben, auch neue Zielgruppen zu erschließen. Gerade die digitalen Angebote ermöglichen es beispielsweise jungen Eltern mit kleinen Kindern an Veranstaltungen teilzunehmen, an denen sie üblicherweise sonst nicht teilgenommen hätten. Man überlegt sich als Eltern zwei Mal, ob man für eine Veranstaltung einen Babysitter sich ins Haus holt oder nicht.

 

Joachim Gerhardt: Digitale Seminare sprengen außerdem alle lokalen Grenzen. Plötzlich können sich Teilnehmer aus ganz Deutschland einklinken.

 

Martin Engels: … teilweise sogar noch aus dem Ausland. Das hat zu interessanten Diskussionen geführt, hat zu interessanten Beiträgen geführt, hat zu Möglichkeiten geführt, die wir vorher gar nicht so im Blick gehabt haben.

 

Joachim Gerhardt: Und auf einmal kann man auch Gäste und Experten gewinnen, die normalerweise gar nicht kommen würden, weil die Anreise zu aufwändig oder zu teuer ist. Aber digital ist nicht alles. Über den Umgang mit Corona-Maßnahmen zum Beispiel oder andere sehr hitzige Themen spricht man besser auch weiterhin analog, sagt Pfarrer Martin Engels.

 

Martin Engels: Auch das ist eine Lernerfahrung, dass gerade im digitalen Bereich wir oft ja in unseren eigenen Echokammern oder den berühmten Blasen gefangen sind. Davon möchte ich mich selber gar nicht ausnehmen.

 

Joachim Gerhardt: Und darum fährt gute Bildungsarbeit ab sofort zweigleisig: analog und digital. Und das wird auch nach der Pandemie sicher so bleiben. – Joachim Gerhardt für Himmel und Erde.

 

Nachhören

 

Beitrag zu hören am Sonntag, 10. Januar 2021, in der Sendung „Himmel & Erde“, dem Magazin der Kirchen immer sonntags und feiertags von 8.00 bis 9.00 Uhr auf Radio NRW / Redaktion: Manfred Rütten, Hier können Sie den Beitrag anhören: http://www.himmelunderdeonline.de/hue/index.php

 

„Himmel und Erde“: das Magazin mit Themen über Gott und die Welt jedem Sonntagmorgen von 8.00 bis 9.00 Uhr NRW-weit in Ihrem Lokalradio.

  • 7.1.2021
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