Kennen
Sie den Ausdruck: Es geht um die Wurst?
Der
Satz kommt nicht, wie man vielleicht erwarten könnte, aus der Fleischindustrie,
sondern bedeutet, dass eine wichtige Entscheidung ansteht – es wirklich ums
Ganze geht.
Heute,
vor gut 500 Jahren hat es auch eine wichtige Entscheidung gegeben. Eine
Entscheidung mit weitreichenden Folgen.
Wie
Sie wissen, haben wir ja seit Aschermittwoch Fastenzeit. Früher ist es verboten
gewesen, in der Fastenzeit Fleisch zu essen. Also so richtig verboten mit
Gefängnisstrafe und anderen schlimmen Dingen.
Und
so ist es nahezu revolutionär gewesen, dass sich am 9. März 1522 Christinnen
und Christen getroffen haben, um zusammen Wurst zu essen.
Das
Wurstessen in der Schweiz ist für einige sogar genauso bedeutend wie der
Thesenanschlag Martin Luthers in Wittenberg.
Warum
ist das so?
Weil
dieses Wurstessen eine Art Demonstration gegen die damaligen Zustände war.
Ein
Stück evangelischer Freiheit in geräucherter Form, wenn man so will.
Mit
diesem Wurstessen haben sich die Menschen in der Schweiz über das
hinweggesetzt, was die Kirche ihnen aufgedrückt hat. Denn: Die Bibel gibt uns
Christinnen und Christen nicht die Anweisung, zu fasten. Also Fasten ist nicht
etwas, was Gott von uns fordert oder verlangt.
Allerdings
erzählt die Bibel davon, dass Fasten glücklich machen und befreien kann.
Leider
ist es bis heute so, dass Fasten für die meisten bedeutet, auf Speisen zu
verzichten.
Dabei
ist es doch viel spannender, mal zu überlegen, welche Dinge mich im Alltag
belasten. Und das muss nicht nur das Essen sein. Vielleicht ist es eine Beziehung,
die mich belastet oder das Handy, das einfach den ganzen Tag bimmelt.
Fakt
ist: Fasten ist eine Entscheidung mit Folgen.
Es
ist kein Diät-Programm, wie Low-Carb oder die 16:8 Diät, sondern kann uns
unterstützen, den Ballast des Alltags zu verkleinern. Das macht uns nicht
frommer oder heiliger. Es kann uns aber helfen, uns wieder neu auszurichten.
Daher
kann ich Sie nur ermutigen, es auch mal auszuprobieren.
Und
vielleicht merken Sie auch:
Beim
Fasten geht es um die Wurst, wenn man so will. Um eine Entscheidung mit Folgen.
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/60521_WDR220230309Kadur.mp3