Guten Morgen.
Auf
dem Albertus-Magnus-Platz der Universität zu Köln drängeln sich viele
Studentinnen und Studenten. Endlich geht es wieder los. Nach zwei Jahren Corona
sind Mensen und Hörsäle wieder voll. Manche haben noch nie eine Hochschule von
innen gesehen. „Ich bin völlig irritiert, von den vielen Menschen überall“,
erzählt mir ein Medizinstudent im 5. Semester. „Das bin ich nicht gewohnt.“
In aller Zurückhaltung und Vorsicht ist die Freude
groß, dass Lernen und Leben jetzt wieder miteinander, von Angesicht zu
Angesicht stattfinden kann. Endlich darf wieder gemeinsam gefeiert und gelacht,
gelernt und gebüffelt werden.
Zwei
Jahre Pandemie – da gab es viel Frust und Enttäuschung: Praktika, Vorhaben,
Pläne mussten verschoben, manche Träume begraben werden. Die Motivation – im
Keller! Stundenlanges Sitzen vor dem Bildschirm, kein persönlicher Kontakt zu
Lehrenden.
Die
Studierenden selber beschreiben es so:
Sprecherin:
„Unsicherheit,
Einsamkeit, Aufpassen und Verzicht. Enttäuschung, Einschränkung,
Online Lehre. Abstand, Langeweile, Fernweh.
Und auch: Freunde, Familie, Spaziergänge, meine WG,
Wohnheim und Gemeinschaft…“
(aus einer Wortwolke bei einer Andacht von
Studierenden bei der Landessynode der EKiR, 2022)
Autorin: Manche konnten sich ablenken, ihren Alltag
einigermaßen bewältigen, viele aber nicht. Sie haben Angst vor
der Zukunft. Kommen nicht zurecht mit der digitalen Lehre, den Anforderungen
und dem Alleinsein. Sie suchen sich Hilfe. Brauchen Menschen, die ihnen
zuhören, sie trösten und aufbauen.
Sprecherin: „Mir
haben Gespräche geholfen. Es gab Menschen, die haben mich abgelenkt, welche,
die mir einfach nur zugehört und mir das Gefühl gegeben haben, da zu sein.
Zu meiner Überraschung gab es auch Menschen, die plötzlich von
sich aus angefangen haben, zu erzählen. Menschen, bei denen ich dachte, ich
würde sie so gut kennen, erzählen plötzlich, dass auch sie selbst schwierige
Situationen erlebt haben… Und plötzlich findet man Trost in den Geschichten der
anderen…“
(aus Beiträgen von Studierenden zu einem Gottesdienst zum Thema: Was
trägt uns in Krisen?)
Autorin: Trost in den Geschichten der anderen finden. Indem wir
miteinander teilen, was uns bewegt, traurig macht und fröhlich stimmt. Auch wütend werden lässt und
friedlich.
Zuhören, nachfragen, sich begegnen. Eine
Erfahrung, die trägt und Krisenzeiten aushalten lässt. So wie auch Musik und
Lieder, die aufbauen und Kraft schenken. So wie dieser Liedtext von Lauren Daigle:
Sprecherin: Bin ich mehr wert als die Summe meiner Höhen
und Tiefen?
Du sagst mir, ich werde geliebt, wenn ich es
selber nicht fühlen kann.
Du
sagst mir, ich bin stark, wenn ich denke, dass ich schwach bin.
Ich
nehme alles was mich belastet und lege es bei dir ab.
(Lauren Daigle, You Say Lyrics)
Autorin: Für einen Studenten war dieses Lied ein Trost. Ihn
erinnern diese Liedzeilen an ein Gespräch mit einem guten Freund. Und manchmal,
sagt er, findet all’ das auch unterbewusst statt: Wenn man nach einer schweren
Zeit wieder lachen kann, in einer liebevoll zubereiteten Mahlzeit, in guter
Gesellschaft oder freundlichen Worten nach einem anstrengenden Tag.
Ich
möchte mich gerne anstecken lassen von so viel Zuversicht.
Pfarrerin
Christiane Neufang aus Köln.
Redaktion: Landespfarrerin Petra
Schulze
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