Erwartungshaltung

Kirche in 1Live | 12.01.2023 | 00:00 Uhr

Ich frage Merle spontan, ob sie Lust hat, später mit essen zu

gehen. Unser gemeinsamer Kollege Theo ist übers Wochenende in der Stadt. Merle zuckt

mit den Achseln. „Ich hätte schon Bock, aber hab echt kein Geld diesen Monat.

Du weißt doch, ich muss mein Handy reparieren lassen.“ Ich sage: „Und wenn ich

dich einlade?“ „Ja, ok. Schreib mir dann einfach, wohin wir gehen.“ Mit diesen

Worten steigt sie in den Bus.

„Ja, ok.“. Was eine blöde Antwort. Kein Danke, keine Freude

in ihren Augen, Nichts. Stattdessen habe ich das Gefühl, die Einladung wurde

gnädig angenommen. Doch was erwarte ich eigentlich? Vielleicht ist es ihr sogar

unangenehm, dass sie kein Geld fürs Essen gehen hat und deswegen die Reaktion.

Interessant, oder!? Wenn wir jemandem ein großzügiges Angebot

machen, dann schwingt oft ein Hintergedanke mit. Oder eine Erwartungshaltung.

Dabei war mein spontaner Impuls eigentlich: Ich lade Merle ein, weil ich sie

dabeihaben will. Ich weiß, dass sie sich freut.

Klar ist Dankbarkeit angebracht, aber: davon sollte mein

Angebot nicht abhängig sein.

Sprecherin: Lisa Kielbassa

Redaktion: Daniel Schneider

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  • 12.1.2023
  • Hugo Siebold
  • © CCO Pixabay
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