Guten Morgen,
sie gehören zu unserem Leben dazu.
Sie halten wichtige Momente fest, sind greifbare, sichtbare Erinnerungen.
Fotos.
Stolz zeigen wir sie her oder teilen sie im Internet oder den sozialen Medien:
Fotos vom Sommerurlaub. Familienfotos. Bilder der Kinder und Enkel, Fotos von
Hochzeiten und Ehejubiläen oder ein Gruppenbild vom Klassentreffen, Sonnenauf-
und Untergangfotos – Bilder von
den besonderen und den alltäglichen Augenblicken im Leben.
Fotos können ganze Geschichten erzählen.
Geschichten von längst vergangenen Zeiten. Von glücklichen Momenten und
schweren.
Lebensgeschichten von Menschen, die vielleicht
nicht mehr in unserem Leben sind.
Bilder, die deshalb auch wehmütig machen.
Gibt es ein Foto, an dem Sie so richtig
hängen?
Eins, was Sie sich besonders gern ansehen?
Oder auch gern anderen zeigen?
Fotos sind Erinnerungen. Und je nachdem an was
sie grad denken mussten, schöne oder auch schmerzliche.
Erinnerungen machen uns zu den Menschen, die
wir heute sind.
Wie einen riesigen Schatz habe ich
Erinnerungen in meinem Leben gesammelt. Manches darin ist noch ganz nah und
vertraut, anderem müsste auf die Sprünge geholfen werden.
Deshalb macht es so viel Spaß, sich mit
anderen zusammen auszutauschen über Zeiten, die wir zusammen erlebt haben.
Es ist schön in alten Erinnerungen zu
schwelgen.
Ich merke, wie manch eine Erinnerung im Laufe
eines Lebens verblasst. Wie ich manche Erinnerungen durcheinander bringe.
Und wie ich mich auch nicht an alles gern
erinnere.
Sei es, weil es wirklich ein Kapitel in meinem
Leben ist, was ich abgeschlossen habe.
Oder, weil ich wehmütig werde: Alles lang her,
vorbei, vergangen. Das kommt niemals so wieder.
Erinnern ist eben nicht immer gut, und es
reicht auch nicht beim Erinnern zu bleiben, denn das Heute will auch gelebt und
eines Tages erinnert werden.
Vergiss nicht, was Gott dir Gutes getan hat. Heißt es in der Bibel. (Psalm 103,2b,
Lutherbibel 2017)
Das sagt mir: Dass es besonders die guten
Erinnerungen sind, die ich nicht vergessen soll.
Und ich merke, wie mir vielleicht manchmal
auch bei einer schönen Erfahrung, eher das Schlechte in Erinnerung bleibt.
Der total schöne Abend mit Freundinnen in dem
gemütlichen Restaurant mit den netten Kellnern… Aber hängen geblieben ist bei
mir vor allem: Das Essen war schlecht, da gehen wir nicht mehr hin.
Ja, das ABER hinter den Erfahrungen hat auch
seine Berechtigung.
Ich muss mir nicht alle Dinge schönreden.
Das geht bei vielen Themen in dieser Welt auch
gar nicht.
Gemeint ist aber mit dem Satz aus der Bibel:
Vergiss trotzdem nicht das Gute, was ja immer noch geschieht.
Tag für Tag.
Vielleicht schaue ich heute mal bewusst auf
alles Gute, an was ich mich erinnern will. Und ich gehe damit um, wie mit
meinen liebsten Fotos.
Ich stell sie mir irgendwo hin. Ich mach einen
schönen Rahmen drum oder speichere sie auf dem Handy ab, zeige sie allen, die
sie sehen wollen, meine guten Erinnerungen, für die ich dankbar bin.
Dass auch Sie das Gute in ihrem Leben nicht
vergessen, wünscht Ihnen
Pfarrerin Anne Wellmann aus Tönisvorst.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/60117_WDR3520230112Wellmann.mp3