Guten Morgen.
„Endlich Freitag“ – schreibt mir ein Freund in einer
Kurznachricht.
Nach einer anstrengenden Woche, endlich frei von Verpflichtungen,
Abhängigkeiten, Zwängen, von Arbeitsrhythmus und Schule. Am Wochenende ticken
die Uhren anders.
Klar, gibt es da auch Aufgaben: einkaufen, kochen, putzen, Rasen
mähen, Sport treiben. Aber alles mit mehr Muße, Zeit zum Ausschlafen, ohne
Druck und Stress.
Endlich frei – sagen wir auch nach zwei Jahren Coronapandemie,
zumindest vorläufig.
Endlich wieder fast ohne Einschränkung Leute treffen, feiern,
reisen, leben.
Die Maske ablegen, wo es möglich ist. Wieder das tun, wozu ich
Lust habe.
Die Sehnsucht nach Freiheit ist so alt wie die Menschheit. Frei zu
sagen und schreiben, was ich denke und nicht, was andere als Wahrheit verkaufen.
Einfach mal die Phantasie schweifen lassen, ohne von
anderen bewertet zu werden. Die Chance, sich frei entfalten zu können.
Zugleich weiß ich auch, meine Freiheit kennt Grenzen, ist an
bestimmte Bedingungen geknüpft. Sie endet dort, wo die Freiheit des Anderen
beginnt, hat der große Philosoph Immanuel Kant einmal formuliert. Die Freiheit
meines Gegenübers, die Freiheit meiner Mitmenschen, die Freiheit der Natur.
So sehr ich es brauche, mich frei zu fühlen, zu bewegen, mich frei
zu entscheiden, so sehr bin ich zugleich immer gebunden an das Leben um mich
herum und mit ihm verbunden. Es gibt Werte und Normen, die Zusammenhänge und
gemeinschaftliche Strukturen regeln: im Umgang mit der Schöpfung, auf den
Straßen, im Verkehr und auch in der Pandemie.
Ich
bin dankbar und froh in einem Land zu leben, in dem meine Freiheitsrechte nicht
mit Füßen getreten werden. Weltweit
müssen Menschen fliehen, weil sie in ihrem Land verfolgt und gedemütigt werden,
weil Gewalt und Krieg dort herrschen. In vielen Ländern dürfen
Menschen ihre Meinung nicht frei äußern, müssen um Leib und Leben fürchten,
wenn sie ihre Religion und ihren Glauben öffentlich
bekennen.
Schon für den Apostel Paulus, von dem die Bibel berichtet, gibt es
nichts Höheres als die Freiheit. Das ist sein Lebensthema. „Zur Freiheit hat
uns Christus befreit!“ schreibt er in einem Brief.
Interessant
ist: Für Paulus gehört das zusammen: sich im innersten mit Jesus Christus
verbunden fühlen und zugleich frei sein. Sein Glaube ist für ihn wie ein
innerer Kompass, der ihm die Richtung weist. In aller Freiheit. Zuviel Freiheit
kann auch schwindelig machen. Wenn ich zu viele Optionen habe, mich für einen
Weg zu entscheiden. Paulus merkt: Es gibt mir Halt, wenn ich mich an Jesus
Christus orientiere, mit ihm Verbindung bin. Und es gibt mir zugleich eine
große Freiheit von dem, was andere – oft zu Unrecht – von mir verlangen.
Das
eine ist, ohne das andere, nicht zu haben.
Die
richtige Balance zwischen Bindung und Freiheit im Leben zu finden, das wär‘s.
Zwischen
Eingebundensein im Alltag und Freiheit am Wochenende.
Zwischen
strengen Coronaregeln und dem Schutz, der wieder Freiheit für alle gewährt.
Genießen Sie die freie Zeit am Wochenende, damit Sie am Montag
wieder gestärkt ans Werk gehen können.
Das wünscht Pfarrerin
Christiane Neufang aus Köln.
Redaktion:
Landespfarrerin Petra Schulze
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