„Wer nicht für uns ist, ist
gegen uns!“ – Wo kommt der Satz her? Genau, aus dem Wilden Westen. „Spiel mir
das Lied vom Tod“ oder „Unter Geiern“. Der Colt ist schon im Anschlag, oben am
Himmel kreisen die Geier, und der Bandenchef spricht zu seinen Leuten. Einschwören
auf das große Ganze. Es geht um Rache und Vergeltung, natürlich auch wie oft im
Leben um Macht und Besitz.
Ich bin mit Western groß
geworden. Unzählige habe ich mit meinen Freunden im Wald nachgespielt. „Für
eine Handvoll Dollar“, „Winnetou 1-3“. Immer das gleiche Drehbuch.
Das Muster hat eine ganze
Kinogeneration geprägt. Und es ist irgendwie auch ein Spiegel unserer
Gesellschaft gewesen: Das Leben ist ein Kampf, Gut gegen Böse, und im
Zweifelsfall, wenn die Bande auseinanderbricht, jeder gegen jeden.
„Wer nicht für uns ist, ist
gegen uns!“ – Wenn Sie den Satz googeln kommt als erstes übrigens kein Western,
sondern die Bibel. Jesus hat ihn auch gesagt. „Wer nicht mit mir ist, der ist
gegen mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut“ (Matthäus 12,30) – Oh
Gott. Was ist denn hier schiefgelaufen? Wildwest in der Bibel! Und wenn Sie
dann ein wenig rumblättern, werden Sie lesen, dass dieser Satz so oder ähnlich häufiger
in der Bibel steht.
„Wer nicht für uns ist, ist
gegen uns!“ – Auch Jesus wünscht sich, ja mehr noch, fordert ein klares
Bekenntnis zu ihm und zu Gott. Doch es gibt einen großen Unterschied und der
ist entscheidend. („Wer nicht für uns ist, ist gegen uns!“) Wie anders klingen
diese Worte, wenn es um Liebe und Nächstenliebe geht und nicht um Macht und
Gewalt wie im Wilden Westen. Wenn nicht der Colt raucht, sondern wenn offene
Hände sich nach Menschen strecken, die Hilfe brauchen.
Wenn der Sprecher dieser
Worte nicht hoch zu Ross seine Leute befehligt, sondern unten in der Gosse
sitzt bei den Einsamen und Kranken. Bei den Menschen, mit denen keiner mehr
spricht, die keiner mehr besucht.
Im Wilden Westen musst du
dich entscheiden, was du willst. Sonst überlebst du nicht. Im wahren Leben kann
man auch mal wegtauchen. Andere machen lassen. Gott wünscht sich mehr
Entschiedenheit. Und das nicht im Kampf gegen andere, sondern für andere. Das
Bekenntnis zu Gott ist ein Bekenntnis zur Liebe und Nächstenliebe: Ich bin bereit,
den anderen Menschen anzunehmen. Ich bin bereit, in jedem, gerade auch im
Fremden einen Bruder oder eine Schwester zu sehen.
Und ich bin sogar bereit, im
anderen Menschen etwas von Gott selbst zu sehen. Dieser Blick ist eine Haltung,
für die ich mich entscheiden muss. Das kann ich keinem anderen überlassen. Da
bin ich gefragt, ganz persönlich.
„Wer nicht mit mir ist, der
ist gegen mich“, sagt Jesus. Drehbücher, in denen sich Menschen zu Liebe und
Nächstenliebe bekennen, von denen kann es gar nicht genug geben. Spielen tun
sie im realen Leben. Und jeder und jede von uns kann dabei eine wichtige Rolle
spielen.
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
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