Preisfrage:
Wie kommt das Neue in die Welt?
Wie
passiert das?
Kennt
man doch: So Gewohnheiten sind schon echt mächtig.
Im
Alltäglichen und grundsätzlich.
Das
hat ja auch was: Die Routine, die Gewohnheit, das Vertraute, das Bekannte, –
nur:
Das
Vertraute und Bekannte zeichnet sich ja gerade dadurch aus, dass es genauso ist:
vertraut und bekannt. Man könnte sagen: altbekannt, weil es das Alte ist.
Und:
muss ja nicht schlecht sein.
Nur:
Das reicht nicht. Zum Leben. Weil das Leben größer ist. Komplizierter.
Komplexer.
Ja,
ja, deshalb ja die „alles-so-vertraut und alles-beim-alten Kapsel“.
Und
an die klopft das Leben an. Einfach weitermachen: geht. Kann man machen.
Nur
mal angenommen: Ich will etwas anders machen als sonst. Neu. Aus tausend und
einem Grund. Na ja. Meistens will ich das ja nicht einfach so aus irgendeinem
Grund, sondern weil es nicht mehr funktioniert: das Alte, Vertraute.
Und
dann geht es wahrscheinlich gar nicht mehr um Geschmacksfragen oder Vorlieben,
sondern um die Frage, ob mein Leben gut oder schlecht läuft, oder vielleicht
gar nicht mehr.
Sehr
konkret wird das bei Ernährungsfragen, unübersehbar wird´s zum Beispiel bei der
Frage, ob aus Gewohnheitstrinken mittlerweile Sucht geworden ist. Also nicht
mehr ich entscheide, ob ich jetzt trinke, sondern der Alkohol entscheidet. Oder
eine andere Droge –. Und da etwas im Ohr sitzt, was dauern flüstert: So schlimm
ist es doch noch nicht!
Wie
kommt das Neue in die Welt?
Das
natürlich etwas Gutes sein soll, besser als das Alte.
Der
Apostel Paulus schreibt dazu in seinem Brief an die Römer (Rö.7,19): „Wollen
habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht. Denn das Gute, das ich
will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich“. Natürlich
bleibt auch Paulus verantwortlich für das, was er tut oder nicht tut. Das weiß
er. Und kriegt es allein nicht hin.
Sie
ahnen, worauf das jetzt hinausläuft: Der liebe Herr Jesus wird´s schon machen.
So
nicht! Nicht wegen Jesus, wegen mir.
Das
Eingeständnis, dass ich etwas Neues, Anderes tun, machen, sagen, handeln, lassen
will braucht erstens: Das Eingeständnis, dass das Alte nicht mehr wirklich
funktioniert. Und zweitens: Die Bereitschaft etwas Neues, Anderes zu wagen.
Bereitschaft heißt nicht Fähigkeit. Bereitschaft heißt: zuzugeben, dass ich die
Tür meiner „altbekannt- und- so- vertraut-Kapsel“ nicht aufschließen kann, nicht
die Klinke drücken kann, um sie aufzumachen. Bereitschaft heißt: Gegen jede
eigene Erfahrung ein Wunder für möglich zu halten. Es gibt einen Weg. Jesus
hört.
Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
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